Bye bye Rubberband, Fahrbericht VW Golf GTE 2021
Fahrbericht VW Golf GTE
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Sportlich, sparsam und sexy soll er sein, der neue Golf GTE. Mit diesem Auto wagt VW den Sprung in die Plug-in-Hybridtechnologie. Sportlich mögen wir nicht unterschreiben, obwohl er gut geht der 204-PS-Hybrid-Golf. Sparsam können wir nach den ersten Testfahrten noch nicht abschliessend beurteilen, das Werk spricht von einem Normverbrauch von 1,5 L/100 km. Und sexy? Naja, so sexy wie ein Golf halt sein kann und sein darf. Wir sind ja bei all den Marketingtiraden die während einer Fahrzeugpräsentation auf uns niederprasseln immer sehr kritisch. Deshalb möchten wir den Speech von Dr. Martin Winterkorn, der eigens für die GTE-Präsentation angereist war, nicht Wort für Wort wiedergeben. Es ging wie immer um: die Herrschaft, Marktführerschaft, Vorreiter usw. Wir überlassen es gerne den ebenfalls anwesenden deutschen Journalisten, jedes Wort von Wiko nicht nur abzudrucken sondern auch noch zu deuten.
Wir wenden uns da lieber dem Essentiellen, nämlich dem Fahren zu. Denn die Daten des GTE lesen sich durchaus fein. 204 PS Systemleistung, ein maximales Drehmoment von 350 Nm und ein Wert von 7,6 Sekunden für den Spurt auf 100 km/h und ein Topspeed von 222 km/h. Da kann man durchaus etwas von Sportlichkeit sprechen. Der Antrieb besteht aus dem bekannten 1,4-L grossen Vierzylinder-Turbomotor, der im GTE 150 PS leistet. Gekoppelt ist der Benziner an einen Elektromotor der bis zu 75 kW leistet und zusammen wie erwähnt eine Systemleistung von 204 PS generiert. Für den Antrieb auf die Vorderräder sorgen nicht weniger als drei Kupplungen. Eine trennt den Elektromotor wenn nötig vom Verbrenner, die anderen zwei Pakete sorgen für die Gangwechsel im Sechsgang-DSG. Ja, welch Freude, einmal ein Hybrid ohne die unsäglichen CVT-Getriebe die unter Last aufheulen, als wäre man am Jahrestreffen der Werwölfe.
Und eben, man kann den GTE auch zu Hause oder im Büro an der Steckdose aufladen. 8,7 kWh kann man in die Akkus (Lithium-Ionen) stopfen, das soll bei optimalen Bedingungen für bis zu 50 Kilometer reichen. Ist die Batterie leer oder fordert man volle Leistung schaltet sich der Verbrennungsmotor automatisch zu. Also genauso wie wie bei den Modellen der Konkurrenz und genauso, wie dies die Porsche-Plug-in-Hybridmodelle auch können. Porsche hat viel Entwicklungsarbeit geleistet, von der nun auch die Konzernmutter profitiert. Lädt man den Golf an der Haushaltsteckdose auf, dauert es etwa vier Stunden bis die Akkus voll sind. Mit einer Wallbox soll es nur etwas länger als zwei Stunden dauern. Natürlich gibt es auch verschiedene Betriebsmodi die vom rein elektrischen Betrieb über den Hybridmodus bis hin zur sehr sportlichen GTE-Einstellung reichen. Und, wie bei Porsche kann man den Akku auch während der Fahrt laden. Energetisch ist dies zwar Unsinn, wenn man aber darauf angewiesen ist an einem bestimmten Punkt der Reise rein elektrisch unterwegs zu sein (wie in bestimmten Metropolen gefordert) ist dieses Feature durchaus nachvollziehbar.
Genug der Zahlen und Fakten, Startknopf drücken und los. Und ja, er fährt sich wie jeder andere Hybird auch, der Golf. Zumindest auf den ersten Metern. Bald wird aber klar, dass er deutlich mehr kann als einige Konkurrenten, insbesondere derer aus Japan. Denn der Golf kann rein elektrisch bis zu 130 km/h schnell, ohne dass sich das Benzinaggregat zuschaltet. und die knapp über 100 PS der E-Maschine sorgen dafür, dass man auch durchaus ordentlich beschleunigen kann. Hinzu kommt, dass es den Gummibandeffekt den man von den stufenlosen CVT-Getrieben kennt, einfach nicht gibt. Zumindest so lange man keine Rennen fahren will. Denn der GTE soll ja von der GT-Modellfamilie wie GTI und GTD abstammen. Also hat der Hybrid eine GTE-Taste bekommen. Wenn man die drückt ist dem Golf die Effizienz auf einmal nicht mehr wichtig. Es steht immer die volle Leistung und das volle Drehmoment zur Verfügung, der Turbo-Benziner dreht gnadenlos hoch. Ungewohnt in einem Hybridauto, durchaus gewöhnungsbedürftig. Aber, im GTE-Modus geht er schon verdammt flott der Wolfsburger. In den Kurven merkt man das Mehrgewicht des Plug-in-Modells zwar, aber ob man 1500 oder 1600 kg um die Kurve wuchtet spielt irgendwann auch keine Rolle mehr. Also, der GTE läuft besser als ein Standard-Golf, ohne die Schärfe eines GTI zu erreichen. Aber er ist weit heisser als die ganzen Toyota- und Lexus-Modelle mit einer Systemleistung von 136 PS. Und sonst? Naja, sonst ist da noch der Preis. Ab 46'650 Franken bekommt man den GTE, der Anfang 2015 ausgeliefert wird. Nicht wenig, aber weil der GTE eben ein GT ist kann sich die Basisausstattung durchaus sehen lassen. Und, es gibt auch eine erweiterte Garantie auf die Batterie. Acht Jahre oder 160'000 km ist die Leistung der Akkus garantiert. Und, der GTE könnte zu einem sehr wichtigen Modell werden. Allein im kommenden Jahr möchte man in der Schweiz 600 Plug-in’s verkaufen. Wir würden einen nehmen, wenn wir müssten...
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Original: radical