So weit. So gut., Test Mercedes GLA250 4Matic-1528
Test Mercedes GLA250 4Matic
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In der Werbung will uns Mercedes den neuen GLA als kompaktes SUV verschachern. Und da kriegen wir ja meist gleich schon Hautausschlag bei der blossen Erwähnung von solch Zeugs. Der Geruch von Freiheit und Abenteuer auch abseits der asphaltierten Strassen wird vermittelt, eine SUV-typische höhere Sitzposition gepriesen. Auch die Nomenklatur weist in die Richtung «Geländewagen», das G am Anfang tragen bei der Marke mit dem Stern jene Fahrzeuge, die Schlamm und Dreck nicht abgeneigt sein sollen (auch wenn ja eigentlich nur das urige G-Modell Offroad-Fähigkeiten hat, der Rest, also GL und GLK, ist lauwarm).
Auch in Sachen Design will der GLA so ein bisschen ausdrücken, dass er innerhalb der neuen Frontantriebs-Plattform (A- und B-Klasse, CLA) mehr fürs Grobe zuständig ist. Für uns ist das alles zu modisch, zu viele Biegungen und Brechungen - wir wagen die Behauptung, dass auch der GLA bald alt aussehen wird; was man bei der A-Klasse ja bereits feststellen kann... Wenn man genauer hinschaut, dann wird man bemerken, dass die Bodenfreiheit, auf die es abseits der Strassen ja sehr ankommt, nur unwesentlich grösser ist als bei der A-Klasse. Und wenn der Kunde dann noch die AMG-Anbauteile sowie das sportlichere Fahrwerk aus dem sehr umfangreichen Sonderausstattungskatalog bestellt, was die meisten GLA-Kunden in der Schweiz sowieso machen, dann ist dieser kleine Vorteile auch schon wieder futsch, und der GLA ist einfach wieder ein ganz gewöhnlicher Personenwagen.
Und das ist auch gut so. Es ist sogar sehr gut so: es sei die Behauptung gewagt, dass der GLA neben den B-Klasse, die ein sehr cleveres Raumkonzept bietet, der bislang beste «Kleinwagen» von Mercedes ist. Das Raumangebot ist anständig, auch die hinteren Passagiere haben genügend Platz (und eine bessere Aussicht als in der eher beengten A-Klasse), und ein vernünftiger Kofferraum - 420 bis maximal 1235 Liter Fassungsvermögen - ist auch noch vorhanden.
Gegenüber der A-Klasse ist die Sitzposition um gerade einmal 4 Centimeter höher, da muss man sehr feinfühlig sein beim Sichniederlassen auf den Hintern, um einen Unterschied zu bemerken. Auch deshalb, weil man im GLA ganz einfach richtig gut sitzt, nicht zu hoch, nicht zu tief. Bei der Innenraumgestaltung haben die Mercedes-Designer keine grossen Stricke zerrissen, das ist alles quasi genau gleich wie bei der A- und B-Klasse, also: etwas bieder, aber gut. Die saubere Verarbeitung versteht sich bei einem Daimler von selbst. Ob es reicht für Audi und BMW, das sollen die Mercedes-Mannen selber beurteilen...
Als absolut lobenswert empfanden wir bei unserem Testwagen das Fahrwerk. Der GLA ist kein harter Bock, aber auch keine schaukelnde Sänfte - da ist Mercedes ein Kompromiss gelungen, der so richtig überzeugend ist. Der Wagen bleibt sehr, sehr lange neutral, schiebt erst spät ein klein wenig über die Vorderräder, bleibt dabei aber immer ausrechenbar.
Da waren wir beeindruckt, und das passiert uns beim Stern ja nicht immer (Ausnahme: neue C-Klasse). Dass es dazu - gegen teilweise happige Aufpreise - im GLA auch sonst noch alles an Assistenz-System gibt, was der Markt so hergibt, versteht sich bei einem Premium-Produkt aus Stuttgart von selbst. Ob ers braucht, der Kunde, sei dahingestellt.
Unser Testwagen war mit Allradantrieb 4Matic, dem 211 PS starken 2-Liter-Benziner und dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe bestückt - diese Kombination wird von den Schweizer Kunden am häufigsten bestellt. Und das aus gutem Grund, so wird der GLA zu einem sehr harmonischen Fahrzeug. Übermotorisiert ist er nicht, aber, hey, auch wir wollen den nicht dauernd auf der letzten Rille. Auf dem Papier liegt der Verbrauch bei 6,5 Litern, dort draussen im richtigen Leben wurden etwas mehr als 8 Liter auf 100 Kilometern benötigt. Das ist ein anständiger, aber kein überragender Wert.
Den GLA gibt es ab 37900 Franken (das ist ein Aufpreis zur A-Klasse von 1600 Franken). Als 250 4Matic sind dann allerdings schon mindestens 48900 Franken fällig, ein Schnäppchen ist der Benz also nicht, weil ja dann auch noch die Sonderausstattungen dazu kommen. Doch was nichts kostet, denken sich viele Premium-Kunden, kann ja auch nichts wert sein, und deshalb wird dem kleinen Mercedes der Preis sicher nicht im Weg stehen. Ein Verkaufserfolg scheint jetzt schon sicher, auch wenn die Werbung für das Produkt wieder einmal nicht hält, was sie verspricht.
(Ja, wir wissen auch, dass auf den Bilder ein GLA45 AMG zu sehen ist. Aber wir haben halt noch diese Photos von Mario-Roman Lambrecht, die wollten wir unbedingt noch verwenden. Mario macht neben feinen Pics auch noch: Fanaticar.)
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Original: radical