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Verleiht Flügel, Fahrbericht Subaru WRX STI-1516

Published in radical-mag.com

Fahrbericht Subaru WRX STI

Noch nicht erstellt
Der Subaru WRX STI war schon immer ein schräges Teil. Früher, bis 2011, trug er noch die Bezeichnung Impreza im Namen, doch weil der Impreza immer langweiliger wurde und sich auch in der Schweiz vom Bestseller zum Ladenhüter gewandelt hat, darf der WRX STI jetzt ein eigenständiges Modell sein, eigenes Design, eigene Familie. Die allerdings nicht mehr wachsen wird, wer darauf hofft, dass es wie einst auch wieder einen Fünftürer geben wird, kann diese Hoffnungen dort unten am Fluss begraben.

Die beste Nachricht zuerst: er hat einen Flügel. Einen mächtigen. Das ist gut so. Man kann ihn auch ohne Heckspoiler haben, den WRX STI, doch dann wirkt er irgendwie. Dem Hersteller und Importeur wäre zwar lieb, wenn mehr Kunden auf den massiven Heckaufbau verzichten würden, doch wir meinen: ohne geht nicht. Muss einfach sein. Und das ewige Blau gehört auch dazu. Und wenn es die BBS-Felgen auch noch gülden geben würde, wir würden sie bestellen. Dann sehen die uniformierten Plödamstrassenrandsteher zwar schon auf zwei Kilometer, was da angeflogen kommt, doch manchmal ist es ja ganz nett, von wildfremden Menschen angesprochen zu werden, gerade in diesen Zeiten, in denen man seine Bekanntschaften zumeist nur noch virtuell pflegt.

Auch gut: er boxt weiterhin. Der 2,5-Liter-Turbo-Boxer schüttelt locker, locker 300 PS aus dem Ärmel und schaffte ein maximales Drehmoment von satten 407 Nm bei 4000/min. Er ist nicht mehr so knurrig wie einst, der Sound aus den vier Endrohren könnte schon noch ein bisschen mehr, aber schreiben wir das mal so: manch ein WRX-Käufer sieht das alles ja mehr als gesunde Basis. Da lässt sich noch dran arbeiten, Chip-Tuning geht sowieso immer, und auch an der Lärmentwicklung lässt sich noch schrauben, die einschlägigen Anbieter werden nicht lange auf sich warten lassen. Doch auch, wenn man alles belässt, wie es ab Werk geliefert wird, ist es schon sehr fröhlich: 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, gegen oben ist bei 255 km/h dann fini.
Subaru WRX STI
Subaru WRX STI
Noch eine Zahl in diesem Zusammenhang: 10,4 Liter will er im Schnitt verbrauchen. Das ist vielviel für ein modernes Automobil, und den Verbrauch je einstellig zu bringen, das wird man nicht schaffen. Ausser, man schiebt die letzten 20 Kilometer. Aber das macht bei einem Leergewicht von über 1,6 Tonnen ja auch nur bedingt Freude.

Geschaltet wird klassisch händisch über 6 Gänge. Auch darüber wollen wir uns nicht beklagen, das passt zu diesem Wagen. Dass allerdings der Übergang vom 2. in den 3. Gang etwas harzt, und zwar bei jedem Teil, das wir fuhren, passt irgendwie nicht so recht ins Bild, das ist der wichtigste Übergang überhaupt, der muss doch einfach flutschen. Irgendwie schienen uns die erste zwei Gänge überhaupt zu kurz übersetzt, das wäre doch bei dieser massiven Kraft und dem satten Drehmoment nicht unbedingt nötig.
Subaru WRX STI
Subaru WRX STI
Subaru WRX STI
Subaru WRX STI
Subaru Impreza WRX STI
Egal, man wird sich daran gewöhnen, auch an die Kupplung, die relativ viel Kraft braucht, auch an die Lenkung, die ziemlich schwergängig ist. Dafür reagiert sie geradezu herausragend auf Lenkbefehle, macht in dem Moment, in dem man will, das, was man von ihr verlangt; sehr schön. Die ersten Kurven wird man deshalb etwas eckig fahren, doch irgendwann wird das zum reinen Genuss.

Ach ja, selbstverständlich haben die Japaner wieder jede Menge Elektronik in den neuen WRX STI verbaut. Allrad, selbstverständlich, da ist und bleibt Subaru der Pionier, Torque Vectoring, diesen Kurveninnenradabbrems-Unsinn, den nun wirklich niemand braucht (der sich aber zum Glück abschalten lässt, Traction-Mode, unbedingt und allzeit empfehlenswert), ein «limited slip differential», das die Verteilung der Antriebsmomente auf die beiden Achsen optimieren will (lässt sich auch ausschalten, bei gutem Grip unbedingt empfehlenswert), «Subaru Intelligent Drive», der die Kennfelder des Motors dem Gasfuss des Piloten anfasst («Sport Sharp» ist da genau die richtige Einstellung).

Er fährt sich schon ziemlich flott, wenn alle Systeme aktiviert sind; er fährt sich viel, viel flotter, wenn man das Zeugs weitgehend abschaltet. Dann ist er ein Vieh, ein unglaublich scharfes, geiles Teil, dann muss der Fahrer arbeiten, dann hat er Freud. Einziger Kritikpunkt, unserer bescheidenen Meinung nach: er schiebt zu sehr über die Vorderräder. Auch wenn man händisch alles so weit wie möglich nach hinten schickt (59 Prozent sind möglich), er geht doch vorn. Könnte daran liegen, dass die Fahrwerksspezialisten vielleicht des Guten etwas zu viel getan, den Vorderwagen zu steif ausgelegt haben - nicht alles, was hart macht, ist auch richtig gut. Andererseits: bis man dort angelangt, wo es dann wehtut, hat man wohl den 911er Porsche schon vernascht. Und alles, was es für das ungefähr gleiche Geld gibt, sowieso.
Subaru (Impreza) WRX STI
Ansonsten ist auch der neue WRX STI, die vierte Generation seit 1992, ein Subaru. Das bedeutet innen eine weiterhin grosszügige Verwendung von Hartplastik, auch eine Innenraumgestaltung, die wahrscheinlich nicht von einem Designer überwacht wurde. Es ist alles sehr funktional, auch praktisch, es entbehrt nicht eines gewissen Charme, doch schön ist, wahrscheinlich, anders.

Hervorragende Sitze, auch für die hinteren Passagiere bleibt noch genügend Raum; 460 Liter Kofferraum, bestens zugänglich, dagegen ist nichts einzuwenden. Bei der Betrachtung der Spaltmasse würde der Audi-Ingenieur wohl direkt in Ohnmacht fallen, doch dieser Drang nach Perfektion wird sowieso völlig überschätzt: wir haben den WRX STI über richtig schlechte Strassen geprügelt, er hat nie mit der Wimper gezuckt oder das leiseste Stöhnen von sich gegeben, und darauf kommt es am Ende des Tages an. Und in dreivier Jahren sowieso. Darum sieht man gerade in der Schweiz auch noch so viele feine (Impreza) WRX mit schon ganz vielen Kilometern. Probleme haben diese Japaner nur dann, wenn ihnen die Strasse ausgeht oder wieder einmal ein Baum am vollkommen falschen Ort gepflanzt wurde oder der Pilot einen falschen Umgang im Zusammenspiel zwischen Gaspedal und Bremse pflegt.

Es gibt den neuen WRX STI ab 44'900 Franken; mit Flügel, und der muss einfach sein, sind es 500 Franken mehr. Es gibt ihn auch vollausgestattet, Leder und tralala, dies dann für 53'300 Franken (plus den Flügel...). Selbstverständlich ist der Japaner damit ein Schnäppchen, die gleich starken, ebenfalls allradgetriebenen VW Golf R und Audi S3, die man als seine härtesten Konkurrenten ansehen darf, kosten da einiges mehr. Der Wiederverkaufswert ist auch kein Argument gegen den Subi, in der Schweiz gibt es jede Menge Fans und Freaks - in den besten Jahren wurden über 1000 WRX STI abgesetzt, das ist ein einmaliger Wert weltweit. Mit Ausnahme der Engländer und der Schweizer hat dieses so herrlich schräge Gerät in Europa aber eh niemand so richtig verstanden, da steckt man lieber das doppelte Geld in ein Ding, das nicht halb so viel Fahrspass macht.

Ab Mitte Mai steht der neue Subaru WRX STI übrigens bei den Händlern. Wir geben einen unbedingte Kaufempfehlung ab.

Mehr Subaru gibt es im Archiv.


Original: radical

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