Simpel oder clever?, Test Skoda Rapid 1925
Test Skoda Rapid Spaceback
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Normalerweise fallen wir ja nicht gerade in Ohnmacht, wenn ein Testwagen satte 122 PS abdrückt. Aber, irgendwie hat es Skoda geschafft, dass wir mit dem Rapid Spaceback trotz nicht gerade überbordender Leistung ganz schön zufrieden waren. Wieso? Weil es so ist, wie wir es schon seit Ewigkeiten predigen. Wenig Gewicht braucht einfach weniger Leistung. 1165 kg wiegt der Wagen ohne Fahrer, ein Wert den wir lange nicht mehr in den technischen Daten eines modernen Autos gelesen haben. Dabei ist der Spaceback mit einer Länge von 430 cm und einer Breite von 171 cm zwar durchaus kompakt, aber bei weitem kein Kleinwagen. Natürlich merkt man dem Tschechen seine Diät durchaus auch an. Alle Abdeckungen, Auskleidungen und auch die Teppiche scheinen etwas dünner als etwa bei der Konzernmutter Volkswagen. Aber, so what? Trotz der gewichtssparenden Massnahmen ist alles mit an Bord, was ein modernes Auto braucht – inklusive eines Doppelkupplungsgetriebes mit sieben Gängen.
Die Leichtfüssigkeit ist es also, was uns am kleinen Skoda am besten Gefallen hat. Er ist ein richtiger Flitzer der Tscheche. Und, weil man bei der Abstimmung des Doppelkupplungsgetriebes den Fokus offenbar auch auf Spritzigkeit gelegt hat ist man mit dem Rapid oft flott unterwegs. Zu dem Package passt die recht leichtgängige aber gerade noch genug präzise Lenkung. Und auch an der Ergonomie haben wir nichts auszusetzen. Doch das war – zumindest seit dem Relaunch zusammen mit dem VW-Konzern – noch nie das Problem der Marke. Damals, also 1991 hatte man ganz andere Probleme. Das Image der Marke aus dem Osten war mehr als angestaubt. Doch, man hat sich gemacht. Wer heute sagt er fahre Skoda erntet meist ein wohlwollendes Nicken. Damals, als die Tschechen-Autos noch richtig billig waren, war der Preis das alleinige Verkaufsargument. Heute ist das nicht mehr so.
Zum einen, weil man in Mladà Boleslav richtig feine Autos baut. Und, weil man sie sich auch bezahlen lässt. Zwar sind Skodas im Vergleich mit nahezu baugleichen Modellen von VW und Audi immer noch etwas günstiger. Aber billig sind die Wagen nicht mehr.
Auch der Rapid Spaceback ist kein Aldi-Fahrzeug. Unser Testwagen mit dem 1400er-Turbo-Benziner in der edlen Ausstattungsvariante «Elegance» kostet mindestens 27'500 Franken, mit ein paar Optionen sinds dann genau 29'290 Franken. Klingt nach viel, aber ein in Ehren ergrauter Fiat Bravo mit 120 PS und ähnlicher Ausstattung kostet auch mindeste 28’500 Franken. Los geht’s übrigens bei 19'130 Franken für den 1,2 TSI mit 105 PS).
Der Skoda ist also ein typisch helvetischer Kompromiss. Nicht zu teuer, um die Kunden zu vergraulen und nicht zu billig damit die Marge nicht in den Keller fällt. Und man nicht das Image eines Billigeimers generiert. Ist er den Preis wert? Wir finden auf jeden Fall. Denn der Skoda kann wie erwähnt alles, was man heute können muss. Nichts in Perfektion, aber er leistet sich auch keine wirklich störenden Fehler. Klar gibt es Autos in dieser Klasse, die etwas eleganter Federn, natürlich gibt es edlere Materialien im Innenraum. Aber, alles ist zweckmässig und vor allem wirkt es stimmig. Auch wenn das Navigationssystem nicht mehr das frischeste ist und der Bildschirm etwas tief plaziert wurde. Was wir aber ganz besonders mochten ist die Einfachheit des Autos. Eine Bedienungsanleitung ist völlig überflüssig. Einfach Schlüssel drehen, Gang rein und los gehts. So herrlich einfach.
Beeindruckt hat uns auch das Platzangebot. Das Kofferraumabteil fasst ohne das Abklappen der Rückbank schon 550 Liter. Das ist mehr als so mancher moderner, schicker Kombi. Klappt man die Lehnen im Fond ab entsteht gibt’s richtig viel Platz (1490 Liter), leider ist der Laderaumboden aber nicht ganz flach. Das können sie Mladà Boleslav eigentlich besser, schliesslich werden dort seit 1895 Autos gebaut. Entsprechend dem geringen Gewicht und der mässigen Motorleistung ist auch der Verbrauch beachtenswert. Skoda nennt einen Verbrauchswert von 5,5 Litern, wir kamen im Test mit 6,1 Liter pro 100 Kilometer aus. Respektabel.
Mehr Skoda gibts im Archiv.
Text: Cha, Fotos: Werk
Original: radical