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R-staunlich, Test VW Golf R 1923

Published in radical-mag.com

Test Volkswagen Golf R

Noch nicht erstellt
Er habe keine Seele mehr, kein Charisma der neue Golf R. Denn mit nur vier Zylindern fehle es dem Auto zwar nicht an Leistung, aber die Lautäusserungen des Vorgängers mit sechs Zylindern sind legendär. Schon der Golf R der sechsten Generation hatte einen aufgeladenen Vierzylinder an Bord, der damals 270 PS leistete. Wir stimmen dieser Einschätzung von Golf-Fans durchaus zu, denn der neue Golf R mit 300 PS klingt wegen des Soundgenerators eher wie die Fünfzylindertriebwerke von Volvo/Ford. Aber nur innen, aussen klingt nach noch weniger. Doch, die fehlende Soundkulisse darf nicht darüber hinweg täuschen, dass der böse Golf ein sauschnelles Auto ist. Aber, ob das reicht?

Bereits von der vierten Generation des Golf - aktuell stehen wir bei der siebten Auflage - gab es eine R-Version. Der R32 war ein grosser Erfolg, aus der Anfangs geplanten Kleinserie wurden insgesamt 12'000 Autos. Herzstück war der VR6-Motor. VR bedeutet V-Motor in Reihe, was widersprüchlich klingt aber im besonders engen Zylinderwinkel und dem gemeinsamen Zylinderblock und Zylinderkopf für alle Töpfe. Der durstige 3,2-Liter schaffte damals 241 PS, welche bereits bei der ersten Version über alle vier Räder auf die Strasse übertragen wurden. Der VR-Motor im Golf V leistete dann 250 PS und war das letzte Triebwerk im Golf R mit mehr als vier Zylindern.

Nun also 300 PS aus eine Zweiliter-Turbo, Allrad natürlich, DSG natürlich auch - aber es gibt ihn auch als Handschalter... Wir haben den R in Schweden ja mächtig übers Eis getreten und waren durchaus angetan, auch wenn er als braver Untersteurer mit einigen Tricks in den sauberen Drift gezwängt werden will. Auf Schweizer Strassen aber zeigt der R ein völlig anderes Gesicht.


Ach ja, das Gesicht. Das passt perfekt auf Schweizer Strassen. Nicht zu aggressiv, aber doch präsent, vier Endrohre am Heck, das macht was her. Aber, er ist irgendwie nicht so scharf wie ein GTI. Optisch meinen wir. Als R müsste er ja eine Schippe drauflegen auf den GTI - tut er aber nicht. Was die eingefleischten Fans zum Stöhnen bringt wird die Hauptzielgruppe für den Golf R erfreuen. Denn so ab 40 ist Spoilerwerk nicht mehr so interessant wie mit zwanzig Lenzen.

Der optische Eindruck spiegelt sich auch im Fahrverhalten wieder. Wir finden der R ist nicht der schärfste Golf derzeit, sondern der souveränste. Dank Allradantrieb bringt man die linear anstehende Kraft des Motors locker auf die Strasse, das Auto ist wirklich auch in den Ecken schnell, nur leider merkt man es kaum. Zu geschliffen kommt der R daher, egal welche Fahrwerkseinstellung man gewählt hat. Der Unterschied des per Tastendruck veränderbaren Dämpfersetups ist zwar deutlich spürbar, ein böser Golf wird der R aber nie.





Hand aufs Herz, wir würden uns eher einen GTI Performance (ab Fr. 39'300.-) kaufen als einen R. Einfach weil er etwas wilder ist, obwohl er nur 230 PS hat. Aber dank der mechanischen Sperre an der Vorderachse ist der GTI in Sachen Traktion auch sehr okay. Der R ist uns zu - souverän. Wir wollen das Wort Langweilig hier nicht verwenden, denn es passt nicht. Im Fussball würde man wohl sagen: der Golf R zeigt eine abgeklärte Leistung.

Einmal mehr den Kopf geschüttelt haben wir wegen der VW-Aufpreispolitik. Wobei, eigentlich muss man den Wolfsburgern ein Kränzchen winden. Wer 90 Franken für ein gewichtssparendes Reserverad verlangen kann, hat alles richtig gemacht. Unser Testwagen, mit Leder dotiert, kostete auch darum statt der ursprünglichen 48'750 Franken satte 60'600 Stutz. Dafür würden wir uns, wie gesagt, einen GTI Performance mit einem zweiten Satz Räder und Semislicks gönnen. Für den kleinen Rennstreckenhunger zwischendurch. Aber, wir wissen auch das der souveräne Golf R seine Käufer in der Schweiz finden wird. Denn es spricht eigentlich nichts gegen dieses Auto. Schliesslich ist auch der Verbrauch mit 8,9 L/100 km einigermassen in Ordnung. Wie VW allerdings auf einen Wert von 7,1 L/10 kommt, ist und schleierhaft.

Mehr VW gibts im Archiv.  Den speziellen R32-Sound von früher im Video.



Original: radical

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