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Studie VW Beetle Dune-1451

Published in radical-mag.com

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Auch die Wirtschaftlichkeit - MQB! - ist grossartig und in Sachen Ökologie schreitet der Konzern ebenfalls ganz vorne mit und beim Design hat man es geschafft, dass vom up! bis zum Touraeg alles aussieht wie aus einem Guss (ob das gut ist, das wäre dann noch eine andere Frage). Doch dann ist da halt noch etwas, was wir den «Köriwurschd-Effekt» taufen wollen: es fehlt an Ideen. An Kreativität. An Spritzigkeit. An Visionen. Der VW-Nagel wurde in den vergangenen Jahren dermassen getrieben, dass jetzt alles platt ist. «Wie Flasche leer», wie Giovanni Trappatoni einst so schön über «was-erlauben-Strunz» sagte.

Auf fünf dicht beschriebenen Seiten erklärt uns Volkswagen die Studie eines «Beetle Dune», die exklusiv in Detroit als grossartige Weltneuheit vorgestellt wurde. Vielleicht haben wir zu wenig genau hingeschaut, doch was wir sahen: einen höhergestellten, aber immer noch frontgetriebenen Beetle mit Skiern. So für Sand, die Skier. Was wir Schweizer ein bisschen komisch finden, es gibt ja Schnee, doch anscheinend ist Sandboarding das ganz grosse neue Ding. Kult. Wie der neue New Beetle - oder wie der auch immer genau bezeichnet wird - ja auch Kult ist. Das hat bloss noch niemand gemerkt. Doch das ist ja bei vielen so richtig kultigen Sachen so. Nun denn: wenn der «Dune» alles ist, was der VW-Konzern an Kreativität hervorbringt, dann riecht die Zukunft aber stark nach - Köriwurschd? Oder sollen wir da noch ein paar Querverweise zum Film «Dune - der Wüstenplanet» geben, wo die Navigatoren Drogen nehmen musste, die aus (…) von Sandwürmern gewonnen wurde, wo die Bewohner Anzüge trugen, in die - nein, lassen wir das besser. Himmel, wie kann man nur so einen Namen wählen...

Ja, es ist gerade etwas schwierig. Der Golf 7 wurde geboren, der beste Golf aller Zeiten und ein wirklich grossartiges Fahrzeug. Heuer ist die ganze Kraft auf den neuen Passat konzentriert, der ebenfalls grossartig werden soll - Premium, ein Gegner für die neue C-Klasse von Mercedes, in jeder Hinsicht (und damit auch ein direkter Konkurrent zum Audi A4).

Noch nicht erstelltVW Beetle Dune
VW-Chef Winterkorn hat die Tonalität gewechselt. Er spricht jetzt nicht mehr von der «Weltherrschaft» (Salon Genf 2012 - oder war es 2011?), und auch nicht mehr davon, dass der VW-Konzern bis 2018 die Konkurrenz aber sowas von in Grund und Boden fahren wird. Sondern: «der beste Auto-Hersteller der Welt» will man werden, «sowohl ökonomisch wie auch ökologisch». Das lässt verschiedene Deutungen offen, zum Beispiel: man hat in Wolfsburg verstanden, dass es schwierig bis unmöglich werden wird, Toyota und General Motors in der schieren Anzahl an gebauten Fahrzeugen zu überholen in den nächsten vier Jahren. Oder: man war bisher noch nicht so richtig gut, es gibt noch flott Raum nach oben - es gibt also Hersteller, die sind: besser? Wir wissen es jetzt halt auch nicht, wie Winterkorn das gemeint hat, doch diese neue Zurückhaltung, diese Einsicht kommt doch eher überraschend. Sie kann auch als Eingeständnis dafür gesehen werden, dass Köriwurschd.

Die Köriwurschd. VW lässt sich das ja jeweils einiges kosten, wenn zu grossen Empfängen geladen wird, auf dem Salon in Genf bestreiten Sterne-Köche das Catering, in Paris auch (in Frankfurt eher nicht). Und doch gibt es neben den edlen Häppchen immer auch: Köriwurschd. Diese nun ist eine Beleidigung einer jeden Zivilisation, die in Sachen Essen schon über gebratene Dinosaurierschenkel, McDonalds und Capri-Sonne hinausgekommen ist. Sie ist, was sie ist, und wer sie isst, ist halt so. Wenn man der These glauben möchte, dass die Finesse bei der Ernährung auch Ausdruck der geistigen Kapazitäten einer Nation sein soll, dann wäre Deutschland wohl nicht, wo Deutschland ökonomisch heute ist (und Frankreich würde sich noch mehr überschätzen...). Und doch sehen wir die ewige Köriwurschd so ein bisschen als ein Symbol dafür, was im Volkswagen-Konzern gerade geschieht.VW Beetle Dune
VW Beetle Dune
Wir haben es kürzlich schon einmal geschrieben: Audi hat keine Idee, wohin Audi fahren soll (siehe: Standpunkt Audi - Einbahnstrasse). Man hat das jetzt auch in Detroit wieder gesehen, diese Studie eines allroad Shooting Brake war ein Hohn (auch wenn das «Mechthild» in seinem Artikel ein wenig freundlicher formuliert hat). Doch was beim Aushängeschild des Konzern schon ein wenig länger zu beobachten ist, ereilt jetzt anscheinend auch die Mutter: es fehlt an Ideen. Volkswagen als Marke ist ja ein Pfundskerl, da wird mächtig Kohle gemacht, jedes Nischlein wird abgedeckt - und wenn ein neues Nischlein erfunden wird, irgendwo, von irgendwem, dann macht das VW über kurz oder manchmal auch länger: besser. VW wird regiert und geführt von Ingenieuren, die auf jeden Fall zu besten ihres Fachs gehören, sie können alles, sie können alles besser, in Sachen Motoren und Getriebe ist der Konzern aber sowas von führend, dass die Konkurrenz das Augenwasser kriegt.VW Beetle Dune
VW Beetle Dune
VW Beetle Dune
VW Beetle Dune
VW Beetle Dune
Sicher ist, dass 2016 ein Midsize-SUV kommt für den für Volkswagen so schwierigen amerikanischen Markt, fast sicher ist, dass 2015 ein kleines SUV kommt, unterhalb des Tiguan. Doch sonst? Facelift Polo, noch dieses Jahr. Facelift Scirocco, auch noch dieses Jahr. Und dann? Der Beetle Dune?

Die Aussichten sind also eher - dürftig? Hat sich der VW-Konzern in den vergangenen Jahren vielleicht zu heftig in sämtliche Märkte und Segmente gedrängt, sämtliches Pulver auf einmal verschossen? Wachsen kann im weiterhin schwierigen Marktumfeld nur noch, wer immer wieder etwas Neues bringt, vor allem: neue Segmente besetzen kann, solche, auf denen man noch nicht vertreten war. Doch die gibt es bei Volkswagen nicht mehr, ausser vielleicht: ein ernsthafter Sportwagen. Doch da gibt es das wohl eher abschreckende Beispiel des mässig erfolgreichen Audi R8, und man wird auch noch an den Phaeton denken, und sowieso, das bringt ja eh keine Zahlen. Bleiben die Töchter, Skoda hat noch in vielen Märkten Potenzial, doch ist unterdessen definitiv zu nah an VW, da werden in Zukunft die Grenzen wohl wieder deutlicher akzentuiert werden müssen (was die Wachstumschancen der Tschechen sicher nicht verbessert); auch bei Seat ist noch viel Luft nach oben, doch der Patient will einfach nicht so recht gesund werden.

Ach, nein, man muss sich vorerst keine Sorgen machen um den Volkswagen-Konzern, auch 2014 wird ein neues Rekordjahr werden, Milliarden werden verdient. 2015 sicher auch, und 2016, 2017. Aber mittelfristig gibt es da noch ein weiteres Problem: die Führung. Der Gottvater Ferdinand Piëch ist nicht mehr so aktiv wie auch schon, sein Stellvertreter in Wolfsburg, der Martin Winterkorn, wird auch nicht mehr jünger. 2018, wenn man dann der «beste Auto-Hersteller der Welt» sein will, wird «Wiko» 71 sein (und Piëch 81). Es ist sehr offensichtlich, dass es in Sachen Nachfolge ein ernsthaftes Vakuum gibt, es werden zwar immer wieder Favoriten genannt, doch bisher fehlte es den möglichen Kandidaten immer am Format (oder, eben: an der Luft, sich entwickeln zu können?), den Konzern mit seinen 570'000 Mitarbeitern in eine weiterhin glänzende Zukunft zu führen. Was auch an der Köriwurschd liegen könnte, jetzt wieder ganz bildlich gesprochen.

Wie sehen Sie das? Was halten Sie vom Dune - und wie glänzend ist die Zukunft von VW? Schreiben Sie uns Ihre Meinung.

Mehr VW gibt es im Archiv.


Original: radical

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