Grünzeugs, Fahrbericht Range Rover Hybrid-1372
Fahrbericht Range Rover Hybrid
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Der Range Rover ist und bleibt der Übervater unter den SUV, da sind alle anderen einfach Salzstangen. Auch in der mittlerweile vierten Generation überzeugt der Engländer nicht nur mit seinem Raumangebot und seinem unantastbaren Image und der luxuriösesten Ausstattung in diesem Segment sowie Stil und auch noch Würde, sondern auch mit seiner weit überdurchschnittlichen Geländetauglichkeit. Zwar werden nur die wenigsten Range-Rover-Besitzer ihren Wagen je durch knietiefen Schlamm und Matsch quälen, je die Steigfähigkeiten auf richtig schlechten Gassen erfahren wollen, je durch bis zu 85 Zentimeter tiefes Wasser waten wollen, je al diese Knöpfchen drücken, die es da hat (weil «Auto» reicht ja alleweil, to be honest), denn den meisten reicht ja das Wissen, dass sie könnten, wenn sie nur wollten.
Der Range Rover kann, er kann mit seinem «Terrain Response»-System so ziemlich alle möglichen Hindernisse auf und abseits der Strassen überwinden, in der Wüste, im Schnee, im Dreck. Und er kann das auch als Hybrid. Dass da gewisse Zweifel bestehen, weil ja deutlich mehr Elektrik mit an Bord ist, das ist verständlich, gerade Wasser und Strom sind ja an und Pfirsich keine gute Kombination - so ein elektrisches Stühlchen mit Grillfunktion, daran mag man ja gar nicht denken. Doch bei einer ersten Versuchfahrt durch wirklich unwegsames Gelände, durch hüfthohes Wasser und über Rampen, deren Ende nicht absehbar war, bestätigte der Engländer einmal mehr, dass er zu Recht als der König unter den Geländewagen gilt. Ist, auch als Hybrid (der Kaiser ist dann der Defender...). Das Stromzeugs hockt in einem Kasten aus Bor-Stahl, da sollte nun wirklich nix passieren können.
Dass er auf asphaltierten Strassen zu den vorzüglichsten Fortbewegungsmitteln überhaupt gehört, leise, sehr komfortabel, das versteht sich beim einem Range Rover ja von selbst.
Was wir beim Hybrid aber etwas eigenartig empfinden: der macht so ein kleines Geräusch, immer dann, wenn der Selbstzünder die Arbeit wieder aufnimmt (und das muss er ja oft), er tönt wie Fury mit einem Kater am Morgen danach, wie ein Wallach nach einem Tritt in die, nein, geht ja gar nicht... Von einem grossartigen Elektro-Boost merkt man eigentlich auch nichts, wie auch, der bösere unter den 3-Liter-Dieseln stemmt ja schon ein maximales Drehmoment von 600 Nm, da ist der Sprung auf 700 Nm beim Hybrid so grossartig nicht mehr.
Land Rover, es muss geschrieben sein, betreibt keinen besonders hohen Aufwand für das neue Modell. Zwar dürfen die Engländer ihr System als Vollhybrid bezeichnen, weil auch rein elektrisches Fahren möglich ist (bis zu 1,6 Kilometer, unter günstigsten Bedingungen - wir schafften jeweils etwa 30 Meter...), doch eigentlich ist es in erster Linie eine leistungsfähigere (Lithium-Ionen-)Batterie sowie ein Elektromotor mit einer Leistung von 35 kW, den Land Rover in sein Top-Modell (und auch den kleineren Bruder, den Range Rover Sport) verbaut.
In Kombination mit dem 292 PS starken 3-Liter-Diesel schafft der Range Rover so eine Systemleistung von 340 PS, beschleunigt (mit Hilfe von elektrischem Boost) in 6,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h - und soll im Schnitt nur noch 6,4 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen. Das ist selbstverständlich ein grossartiger Wert für ein deutlich, äh, sehr deutlich über 2 Tonnen schweres, rund 5 Meter langes Automobil; das Hybridsystem wiegt 120 Kilo. In der Realität dürfte der Verbrauch höher liegen, aber bei einigermassen standesgemässer Fortbewegung sind sicher weniger als 10 Liter möglich. Oder dann halt mehr.
Die Frage ist, ob sich die Anschaffung eines Hybrid-Modells lohnt. Der Preisvergleich beim «grossen» Range Rover ist noch nicht möglich, der Preis ist noch «to be confirmed», doch beim Range Rover Sport beträgt der Aufpreis im Vergleich zum gewöhnlichen 3-Liter-Diesel stolze 13200 Franken - und die Verbrauchsersparnis bewegt sich unter einem Liter auf 100 Kilometern. Über den Daumen gepeilt müssen mehr als 100000 Kilometer gefahren werden, bis sich der Hybrid zur rechnen beginnt. Andererseits: es geht ja um mehr. Für den Hersteller und dem Importeur ist das Hybrid-Modell für den Flottenverbrauch wichtig, für eine gewisse Klientel das «grüne» Image. Richtig spannend wird es aber erst, wenn der Range Rover als Plug-in-Hybrid auf den Markt kommt - wann das sein wird, mögen die Engländer noch nicht kommunizieren. Und eben, den Schweizer Preis für den Range Rover Hybrid gibt es noch nicht, der Range Rover Sport Hybrid ist ab 111'900 Franken zu haben. Nicht kleckern, immer feste drauf auf die Kundschaft mit dem Bio-T-Shirts und dem Stroh-Flip-Flops... - ein gutes Gewissen darf auch etwas kosten, nach diesem Prinzip wirtschaftete die katholische Kirche zwei Jahrtausende bestens.
Sicher ist dafür, dass der «klassische» Range Rover ab 2014 auch mit langem Radstand erhältlich sein wird, 14 Zentimeter zusätzlicher Beinraum werden den hinteren Insassen dann zur Verfügung stehen.
Mehr Land Rover gibt es im Archiv.
Original: radical