Fahrbericht Ferrari F12 berlinetta (2)-1341
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Ja, sie ist schön, die berlinetta. Sie ist sogar: wunderschön. Ganz ruhig, ganz schlicht, kein gar Nichts zu viel, fast schon: zurückhaltend. Und doch sieht jeder, jede: la bellezza. Pininfarina hat da gewirkt, deshalb ist die F12 berlinetta so viel schöner als laFerrari. Es ist ein Rätsel, weshalb Ferrari jetzt auch ein eigenes Centro Stile haben will, etwas Distanz zur Marke und zum Produkt haben dem Design noch nie geschadet. Es gibt keine Spoiler, also: schon, aber man sieht sie nicht. Das ist die ganz hohe Schule. Wir empfehlen: dieses etwas dunkle Rot. Ein Ferrari ist: Rot. Punkt.
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Innen, hmm, ich war noch nie so richtig total endbegeistert von der Innenraumgestaltung der Ferrari. Das gilt auch für den F12 - irgendwie wirkt das ein bisschen altbacken. Ergonomisch ist anders, das kann Audi besser und BMW auch und sogar VW. Das Manettino ist zwar immerhin eine feine Sache, Licht drauf, Blinker drauf, Hupe drauf, die wichtigsten Fahrwerkseinstellungen, dafür kein Radio, kein Abstandsradar, kein Müll, den man eh nie findet, sollte man ihn je brauchen. Die Sitze sind feinst, die Mischung zwischen gutem Langstreckenkomfort und brutalem Seitenhalt ist vorbildlich. Und richtig, richtig gut erscheint auch die Verarbeitung, das Leder ist wunderbar sauber vernäht, das sieht auch gut aus. Aber aufregend ist anders, da könnte sich Ferrari schon mal etwas Mühe geben. Andererseits: die Porsche sehen innen aus wie 1963. Und bei Lambo haben die Designer Pilzchen oder die Grappa-Flasche gleich noch mit-gefressen, mindestens, der Bugatti sieht aus wie ein Phaeton, also wie ein Superb, also wie ein Passat. Übersichtlich ist anders, übrigens, nach vorne ist die Motorhaube zu lang, nach hinten schaut man in einem Ferrari ja eh nie. Was aber edel ist: der Ferrari ist nicht so breit wie ein Lambo und auch weniger fett als neuer 911er, vor allem hinten nicht. Da kannst Du auf dem Zentimeter fahren, und das macht gerade in engen Gassen dann halt Freude. Da bewegst Du das Ding wie einen Hot Hatch.
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(Den ersten Teil gibt es: hier.)
(Mein Gott, wie kompliziert ich das beschreibe: das Ding geht ums Eck wie die abgestochene Ur-Sau, Punkt. Das ist genau das Problem: es fehlen so ein bisschen die Worte. Zumindest: die passenden. Es ist schwierig, die Präzision dieses Gerätes zu beschreiben, die Vergleiche werden platt, dämlich.)
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Von Maranello nach Süden sind die Strassen grauenhaft, eng, in miserablem Zustand. Da rollt man sich warm - man schaut besser nicht auf den Tacho, sonst würde man die Fahrlizenz besser gleich aus dem Fenster werfen, freiwillig. Dann, wenn sich die ersten Schweissflecken unter den Achseln gebildet haben und die Reifen so ein bisserl Temperatur haben, geht es rechts hoch, etwa 10 Kilometer, kein Dorf, kaum ein Haus, keine Kuh, dafür jede Menge enger Kehren und langgezogener Kurven. Ein gutes Geläuf, auch mit einem Panda 4x4 könnt man hier Spass haben. Weil wir ja auch noch einen Film drehen, darf ich da hoch, runter, hoch, runter, undsoweiter auch noch. Im Film sieht das dann gar nicht so wild aus, weil der Ferrari halt kaum eine Bewegung macht, nicht wankt, nicht schwankt, aber glauben Sie mir: ich bin da auch die Ur-Sau. Ich hab dann auch die elektronischen Helferlein stufenweise ausgeschaltet, das geht bestens, einfach dann, wenn alles weg ist, dann muss man schon sauber fahren, nicht zu früh auf den Pinsel, sonst wirst Du von 740 Pferden zuerst überholt und dann zertrampelt. Doch auch da, wenn Du glaubst, Du seist jenseits, dann geht es noch schneller. Das ist der Traum. Einfach, zum Vergleich, weil ich ja am Tag vorher den Lamborghini Aventador Roadster fahren durfte: der Stier ist ein schneller Traktor, der Ferrari halt - anders. Filigran, lieblich, zart, das Filet statt der Kutteln, Seide statt Polyester, Jahrgangschampagner statt Beutelsuppe.
Nicht alle vertragen das: der Kameramann wollte dann aussteigen, es war ihm zu viel an Achterbahn, er wollte sich dann des Frühstücks entledigen. Aber das italienische Frühstück ist eh nicht der Rede wert. Als Pilot kann man sich ja wenigstens noch am Lenkrad festhalten, das geht dann besser.
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Ja, die Ohren machen da auch noch mit. Es ist anders als im Lambo, nicht so brutal, nicht so brachial, vielleicht auch nicht so geil. Aber es ist halt einfach schön: beim Lambo spielt immer AC/DC, beim Ferrari ein Orchester. Bis 3000/min friedlich, ruhig, eher grave und largo, adagio, dann ab etwa 4000/min wird es fülliger, lauter, allegretto - und danach ist laut, wild, herrlich. Und man spielt dann mit dem Gaspedal ad libitum. Ferrari macht auch ganz viel für den Klang und dafür, dass die Insassen die volle Dröhnung kriegen, aber es braucht keine Sound-Generatoren oder -Kläpplein dafür, die Musik spielt da, wo sie herkommt. Das heisst: aus dem richtigen Leben.
Es geht dann wieder runter vom Berg, eine breite italienische Landstrasse. Da ist sie sowieso ein Traum, die berlinetta. Man schaut dann aber besser nicht auf den Tacho; die Lastwagen-Fahrer haben gar keine Zeit mehr, den Daumen nach oben zu strecken. Die beste Einstellung: Race. Dann ist er hart, dann lässt das ESP einen netten Winkel zu, dann ist die Lenkung eine Spur verschärft, dann schaltet er noch schneller. Rennstrecke machten wir diesmal nicht, und es war vielleicht gut so, gar leicht ist man etwas übermotiviert in diesem Wagen. Aber wir wären ihn gern nach Hamburg gefahren. Oder nach Paris.
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Ja, ein gutes Auto. Ein richtig, richtig gutes Auto. Vielleicht das beste, was man derzeit für Geld kaufen kann. Da stimmt so manches. Alles eigentlich. Es ist selbstverständlich eine Geschmacksfrage, in diesem Höhen von Qualität, Preis, PS, Geschwindigkeitsrausch ist sowieso alles subjektiv.
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Preis: So etwas um 325'000 Franken. Aber ewige Lieferfristen.
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Mehr Ferrari gibt es im Archiv. Und bitte beachten Sie auch den Film.
Original: radical