Test Mitsubishi Space Star-1316
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Doch das macht die Kleinwagen nicht nur teurer, sondern auch schwerer, darunter leidet dann wiederum der Verbrauch. Aber anscheinend gefällt das der Kundschaft, in den vergangenen Jahren konnte das Segment der Kleinen massiv zulegen, nicht nur Herr und Frau Schweizer kaufen sich gern ein kleineres (und damit auch günstigeres) Fahrzeug, um es dann besser ausstatten zu können.
Mitsubishi geht mit dem Space Star - der eigentlich Mirage heissen sollte, aber aus namensrechtlichen Gründen auf eine bekannte Bezeichnung aus dem Programm der Japaner zurückgreifen musste - einen ganz anderen Weg. Der Wagen, der in Thailand gebaut wird, ist nicht nur kürzer als sein eigentlicher Vorgänger, der Colt (der weiterhin und zu einem Kampfpreis im Programm ist), sondern auch - leerer. Ja, dann sind schon ein paar Dingens von Anfang an mit an Bord, die Klimaautomatik zum Beispiel, doch wir empfinden den Space Star dafür, was er bietet, als zu teuer (zumal er dann auch noch ein «Beauty Paket» zu 750 Franken braucht, damit er nach einem Automobil ausschaut). Denn im Vergleich zu den Dacia ist der Space Star dann leider doch nicht ganz das Sonderangebot, für das er sich ausgibt, da liegt der Basispreis von 13'999 Franken gleich ein paar Tausend Franken höher (wenngleich die Grundausstattung, wie erwähnt, besser ist). Und so bleiben dann die Fragen: wer mag Gurken - und was ist denn los mit Mitsubishi?
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Kürzlich, im ansonsten ganz netten Restaurant Eisblume im bernischen Worb, gab es als Beilage: Gurke. In allen Formen, gebraten, gesotten, gedünstet, als Mousse, als Suppe, auf alle nur erdenklichen Zubereitungsarten also. Doch die Gurke bleibt eine Gurke, cucumis sativus, wie man sie auch zubereitet, also ein wässriges Gelabber, das in Gewächshäusern gezogen wird und höchstens als Transportmittel für eine anständige Sauce taugt. Die Gurke wird völlig überschätzt.
Wir haben den Mitsubishi Space Star, der kürzlich unseren Testbetrieb durchlaufen durfte, intern als Gurke bezeichnet. Ja, es hatte etwas mit der Lackierung zu tun, und nein, das ist keine besonders wohlwollende Bezeichnung. Wir waren dem Wagen auch nicht besonders zugetan. Anfangs nicht, und am Ende auch noch nicht. Es ist sogar so, dass es längere Diskussionen darüber gab, was denn mit Mitsubishi los - und ob überhaupt noch etwas. Einverstanden, die Japaner haben das erste serienmässige Elektro-Fahrzeug auf die Strasse gebracht, doch der i-Miev verkauft sich so gut Kaviar in Nordkorea. Dann ist da auch noch der erfreulich fortschrittliche Outlander Plug-in-Hybrid, doch vom dem wird viel gesprochen, aber wenig geliefert. Und nein, der Space Star fährt Mitsubishi nicht aus der Misere, ganz im Gegenteil.
Wir haben es hier mit einem 3,71 Meter kurzen Winzling zu tun, der mit dem 1-Liter-3-Zylinder 13'999 Franken kostet. Den kauft aber wohl niemand, denn er hat 71 PS und ein maximales Drehmoment von 88 Nm bei 5000/min, da wird man am Berg von bulgarischen Sattelschleppern platt gefahren. Der 1,2-Liter-3-Zylinder ist mit 80 PS auch nicht viel stärker, aber er hat immerhin 106 Nm maximales Drehmoment, das bei 4000/min anstatt erst bei 5000/min anliegt. Mitsubishi gibt an, dass sich der so motorisierte und dann schon mindestens 15'499 Franken teure Space Star in 11,7 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen lässt, und das glauben wir auch, aber nur dann, wenn man schon 80 km/h auf dem Tacho hatte - noch selten haben wir ein Fahrzeug mit einem derart schlechten Durchzug erlebt.
Zum Glück ist der Tacho nicht besonders fein unterteilt oder gar digital, sonst könnten die Kinder beim Beschleunigsversuch zählen lernen. Höchstgeschwindigkeit 180 km/h, wird angegeben - wir empfanden schon 140 als ziemlich mutig. Dafür ist der 3-Zylinder auch noch laut, nicht unangenehm, aber das ist nicht mehr zeitgemäss.
Das Hauptproblem beim Space Star ist: er ist, ausser beim Preis, billig. Alles ist billig, das Armaturenbrett besteht aus einer Form von Hartplastik, die man seit den 80er Jahren nicht mehr vermisst hat im Automobilbau, das Geräusch beim Zuschlagen der Tür macht Angst, dass das Auto gleich implodiert, sogar auf die Farbe innen beim Tankdeckel wurde verzichtet. Die dünnen Sitze brechen unter der Last eines einigermassen stämmigen Mannes fast zusammen, aber man will da eh nicht unbedingt sitzen, wenn man über 1,7 Meter gross ist, die Sitzposition erinnert an einen Gang auf die Toilette.
Fröhliche Farben - aber nicht überall...
Die neue Knausrigkeit - ausser beim Spoiler...
Der Vorteil des dürren Gestühls: die hinteren Passagiere haben erfreulich viel Knieraum. Kofferraum: ja, vorhanden. Aber sowas von nackt haben wir das Ding noch gar nie gesehen.
Das Fahrwerk ist ganz anständig, aber man fährt den Space Star ja eh nie in Geschwindigkeitsbereiche, die irgendwie gefährlich werden könnten. Doch ein gewisser Komfort ist ihm immerhin nicht abzusprechen - es zeigt sich da einmal mehr, dass leichte Fahrzeuge (der Mitsubishi wiegt 920 Kilo) auch leichter abzustimmen sind. Unterirdisch ist dagegen die Lenkung, null, aber wirklich null Rückmeldung von der Strasse, und eine Treffgenauigkeit eines angetrunkenen Schweizer Fussballers. Dass es solches noch geben kann, dass solches überhaupt zugelassen wird, das macht uns ein wenig Sorgen. Der Verbrauch, immerhin, hielt sich in Grenzen, 5,3 Liter waren es im Test; Mitsubishi gibt 4,3 Liter an.
Man könnte das alles ja nun auch positiv betrachten, sich Gedanken machen über einen neuen Puritanismus. Dann könnte man das Automobil sehen als ein reines Mittel zum Zweck, ein Gerät für den Transport von Personen und allfälligen Gütern von A nach B und eventuell auch wieder zurück. Er darf nicht zweckbefreit sein, dieser Transport, die Freude am Fahren darf gar nicht erst entstehen; Start und/oder Ziel müssen an Orten liegen, die nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Nicht der Weg wäre dann das Ziel, und eine Beziehung zum Produkt soll auch gar nicht erst entstehen. Es gibt solche Fahrzeuge, und der Mitsubishi Space Star hat auf jeden Fall Ambitionen, der Leader in dieser Kategorie zu werden. Das kann auch ein Anspruch sein - oder eine Nische, die zu einem Geschäftsmodell wird. Wir wissen nicht, ob sich Mitsubishi Überlegungen in diese Richtung gemacht hat.
Denn: immer mehr, immer grossartiger - auch bei den Kleinwagen findet unterdessen unter den Herstellern ein Wettrüsten statt, das nicht wirklich gesund erscheint.
Fröhliche Farben - aber nicht überall...
Original: radical