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Alles im Fluß: Als CLS wird die Mercedes E-Klasse zum Designerstück

Published in motosound.de

Von wegen grauer Zweireiher und die immer gleichen Boss-Anzüge – die Business-Klasse macht sich locker und setzt auf eine neue Eleganz. Denn kaum hat Audi das Tuch vom neuen A7 gezogen, reicht Mercedes jetzt die dritte Auflage des CLS nach. Enthüllt wurde der Wagen jetzt in Los Angeles, in den Handel kommt er im März.

Als E-Klasse für Schöngeister wird das viertürige Coupé dabei gar vollends zum Designerstück und will die Kunden vor allem mit einer klaren und schnörkellosen Linienführung ködern. Mehr noch als die von Designchef Gorden Wagener proagierte sinnliche Klarheit sticht bei diesem Auto allerdings der neue Bug ins Auge, der mit seiner Haufisch-Nase gefährlich an dem Ford Mustang erinnert – da ändern auch die markanten Zacken nichts, die Wagener dem CLS als Tagfahrlicht in die LED-Scheinwerfer geschnitten hat.

Technisch basiert der CLS zwar auf der E-Klasse. Aber das mittlerweile 4,99 Meter lange Coupé nimmt diesmal deutliche Anleihen an der S-Klasse. Das gilt für einen Teil der neuen Motoren genau wie für das Ambiente: Der durchgehende Großbildschirm, das neue Lenkrad mit den galvanisierten Tasten und dem Abschied vom Hebel für den Tempomaten, ja selbst die Wellnessfunktionen kennt man vom Facelift des Flaggschiffs. Und weil es von der Sinnlichkeit nicht weit ist bis zur Spielerei, gibt es in der weit geschwungenen Landschaft des Armaturenbretts auch noch Klimaausströmer, die jede Temperaturänderung mit roter oder blauer LED- Beleuchtung quittieren. Das bringt einen keinen Zentimeter weiter, sieht aber einfach gut aus.

Echten Fortschritt dagegen versprechen die Motoren. Denn als erstes Derivat der E-Klasse bekommt der CLS die neuen Reihensechszylinder aus der S-Klasse sowie den ersten Vierzylinder-Benziner, den Mercedes auf einen Riemenstarter-Generator mit 48 Volt-Technik umgestellt hat.

Natürlich passen die bis zu 340 PS im CLS 400 d oder die 367 PS im CLS 400 besser zu einer luxuriösen Mischung aus Limousine und Coupé, die der Business-Elite die Afterwork-Party versüßen will. Den Vierzylinder-Diesel mit 245 PS im CLS 300 d gibt es nur für Knauser. Und ganz sicher hätte Projektleiter Michael Kelz auch gerne wieder einen soliden V8-Benziner im CLS 500 oder mehr AMG-Power, als sie der 43er verspricht. Doch sein ganzer Stolz ist fürs erste tatsächlich der CLS 350, in dem der intern M264 genannte 48-Volt-Benziner seinen Einstand gibt. Denn es ist erstaunlich, wie gut der vergleichsweise kleine Motor mit seinen immerhin 300 PS und 400 Nm zu dem vergleichsweise großen Auto passt.

Das liegt vor allem am neuartigen Anlasser, der eben nicht nur den Motor startet, sondern ihn beim Beschleunigen zugleich kräftig anschiebt. Zwar leistet er nur 20 PS, wirkt aber wie ein Booster und gibt dem CLS so den letzten Kick. Aber die neue Technik steigert nicht nur den Spaß, sondern hilft auch beim Sparen. Weil der Anlasser mehr Kraft hat und der Neustart des Motors deshalb geschmeidiger verläuft, schaltet die Elektronik das Triebwerk öfter und früher ab und wirft es später wieder an. Und besser Rekuperieren kann der Riemenstarter auch. Der größte Gewinn liegt allerdings im Komfort. Denn zum ersten Mal funktioniert das System so unmerklich, dass man die Start-Stopp-Automatik nicht gleich mit dem ersten Handgriff wieder ausschalten möchte.

Zum neuen Design und den neuen Motoren gibt es auch eine neue Raumordnung. Vorne hat man im CLS zwar schon immer gut gesessen und tut es dank der neuen Sessel auch diesmal wieder. Doch ist das Auto bei jetzt 2,94 Metern Radstand auch hinten so bequem, dass die Schwaben zum ersten Mal eine Dreiersitzbank einbauen. Und das nicht der einzige Tribut, den Baureihenleiter Kelz dem Alltag zollt. Sondern zum ersten Mal gibt es den CLS auch mit Anhängerkupplung. Damit erfüllt er nicht nur einen offenbar vielfach geäußerten Kundenwunsch, sondern kompensiert zumindest teilweise eine Änderung im Modellprogramm. Denn weil AMG auf Basis des CLS einen viertürigen Sportwagen als Gegner des Porsche Panamera entwickelt, wird es vorerst keinen CLS Shootings Brake mehr geben.

Erst der Audi A7 als gefühlvolle Alternative zum A8, jetzt die dritte CLS-Generation zwischen E- und S-Klasse, damit ist das Schaulaufen auf der Überholspur noch lange nicht vorbei. Schließlich will BMW den beiden Konkurrenten die Bühne nicht alleine überlassen und bereitet deshalb schon mal den Nachfolger des Sechsers vor, der eine halbe Klasse nach oben rückt und deshalb im Herbst 2018 als Achter in den Handel geht.