Es werde Licht: Mit dem Eclipse Cross soll für Mitsubishi wieder die Sonne aufgehen
So richtig rosig läuft es gerade nicht für Mitsubishi. Zwar hält sich der kleinste der großen japanischen Autohersteller tapfer in der Nische der preisbewussten Volumenhersteller. Doch so recht aus der grauen Masse hat es die Marke mit den drei Diamanten im Grill schon lange nicht mehr geschafft. Aber damit soll es jetzt bald vorbei sein. Erstens, weil Mitsubishi unter den Rock von Renault und Nissan schlüpft und so endlich neue Ressourcen für neue Modelle hat. Und zweitens, weil sich die Japaner im Januar mit einem neuen Modell neu in Szene setzen. Eclipse Cross heißt der Blickfang, der als auffällige Kreuzung aus SUV und Coupé zu Preisen ab 21.990 Euro das Ende der Finsternis einleiten soll.
Während die letzten Mitsubishi-Neuheiten allesamt so unauffällig waren, dass man sie schon vergessen hatte, wenn sie aus dem Blick gefahren sind, buhlt der Neuzugang förmlich um Aufmerksamkeit: „Schau! Mich! An!“ scheint er zu brüllen und reckt der Welt eine Kehrseite entgegen, die ihresgleichen sucht. Von vorne je nach Betrachtung trotz der funkelnden LED-Leuchten noch brav oder bieder, ist schon die Flanke schnittig und sportlich gezeichnet. Doch das Heck ist mit der geteilten Rückscheibe und den hohen, aufgesetzten Leuchten so schräg und eigenständig, dass formale Konkurrenten wie ein Nissan Juke, ein Range Rover Evoque oder ein BMW X4 dagegen fast schon gewöhnlich aussehen.
Dummerweise hat die Designer auf dem Weg nach drinnen ein wenig der Mut verlassen. Zwar ist der Eclipse Cross ordentlich möbliert, bietet eine vernünftige Materialanmutung und vor allem eine solide Ausstattung bis hin zum ausklappbaren Head-Up-Display und dem Tempomat mit Abstandsregelung. Doch die Instrumente sind hausbacken, manche Schalter arg grobschlächtig und so richtig frisch wirkt nur der große Navi-Bildschirm. Immerhin kann man den nicht nur den mit den Fingern bedienen und darauf mühelos sein Smartphone integrieren. Sondern wer die Schmierfinger auf dem Bildschirm leid ist, den lockt ein kleines Touchpad auf dem Mitteltunnel in die digitale Welt.
Was dem Eclipse Cross innen an Pepp fehlt, macht er zumindest teilweise mit Praxistauglichkeit wett – vor allem im Fond. Denn erstens kann man unter dem schrägen und von zwei kleinen Sonnenluken obendrein etwas beeinträchtigten Dach halbwegs ordentlich sitzen. Und zweitens lässt sich die Rückbank um stolze 20 Zentimeter verschieben und erlaubt so einen sehr individuellen Kompromiss zwischen Kniefreiheit und Kofferraum: 359 Liter passen dabei immer hinter die schräge Klappe, mit ganz nach vorne geschobener Rückbank sind es 485 und wer sich mit zwei Sitzen begnügt, kann bis zu 1 159 Liter laden.
Auch das Fahrgefühl ist lange nicht so inspirierend und erfrischend wie es uns das Design des Eclipse Cross vorgaukeln will. Zwar mobilisiert der neue 1,5 Liter-Benziner, dem nächstes Jahr noch ein nicht näher spezifizierter Diesel mit 2,2 Litern Hubraum folgt, immerhin 163 PS und kommt auf 250 Nm. Doch wer von diesem Vierzylinder Wunder erwartet, hat seine Rechnung ohne die stufenlose Automatik gemacht. Die ist lange nicht mehr so nervig wie früher, aber sie schluckt offenbar reichlich Leistung und bremst das SUV-Coupé entsprechend ein. Mehr als 200 km/h sind deshalb auch bei Vollgas nicht drin. Im Grunde ist das natürlich mehr als genug und für das Ringen mit Auto wie dem Kia Sportage, dem Hyundai ix35 oder dem Honda HR-V hält der Eclispe Cross tapfer mit. Doch wer so sehr auf Sportlichkeit setzt, der darf ruhig ein bisschen mehr bieten. Und das gilt nicht nur für die Fahrleistungen, sondern auch für die Fahrdynamik. Zu brav und beliebig sind Lenkung und Fahrwerk, als dass man mit der schrägen Nummer wirklich Spaß an schnellen Kurven hätte. Immerhin meinen es die Japaner ernst mit dem Abenteuer-Gedanken und rüsten den Eclipse Cross auf Wunsch mit einem vernünftigen Allrad aus. So viel ist sich Mitsubishi als Seriensieger bei der Rallye Dakar selbst schuldig.
Zwar ist den Japaner mit dem Eclipse Cross tatsächlich ein Hingucker gelungen und ein bisschen neuen Glanz für die drei Diamanten können sie daraus schon ableiten. Doch für wirklich strahlende Zeiten braucht es mehr als ein sonniges Modell. Doch das werden, so hoffen sie bei Mitsubishi, Renault und Nissan schon richten. Wozu hat man denn Familie?