Der Grüne und das Biest: Mit e- und M-Performance spannt BMW den Bogen für den Fünfer weiter
BMW spannt den Bogen beim Fünfer weiter. Nachdem die Bayern so kurz nach dem Start ihrer neuen Limousine bislang nur die konventionellen Benziner und Diesel vom 520d bis zum 540i im Programm hatten, bedienen sie jetzt auch die Extreme und machen den Bayern fürs Business zum Grünen oder zum Biest. Für die eine Fraktion gibt es deshalb künftig als 530e auch wieder einen Plug-In-Hybrid mit einem Normverbrauch von bestenfalls 1,9 Litern. Und für die andere lässt die M GmbH den M550i mit imposanten 462 PS von der Leine. Und dabei soll es nicht bleiben, lassen die Münchner durchblicken.
Von außen vor allem an den blauen Lamellen im Grill zu erkennen, wird der 530e einer gute 9 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie unter der Rückbank und einer E-Maschine von 113 PS im Gehäuse der achtstufigen Automatik sei dank zur politisch korrekten Business-Limousine. Denn bei einem theoretischen Aktionsradius von 50 und einer realistischen Reichweite von etwa 30 Kilometern kommen Pendler in der Regel ohne Benzin ins Büro. Und wer nicht gerade halbtags arbeitet, hat den Akku mit 4,5 Stunden Ladezeit selbst an der Haushaltssteckdose bis zum Feierabend wieder voll.
Anders als noch bei der ersten Generation muss man den Fünfer dabei nicht mehr mit Samtpfoten dirigieren. Zwar schaltet sich im automatisierten Mischbetrieb spätestens bei 90 km/h der 184 PS starke Vierzylinder-Benziner und platzt mit einem ungewohnt penetranten Schnarren in die Stille. Doch wer den BMW mit einem Knopfdruck in den reinen Batteriebetrieb zwingt, kann bis 140 km/h dahin stromern und dabei an der Ampel auch mal einen soliden Kavalierstart hinlegen oder auf der Landstraße souverän überholen, ohne dass sich der Vierzylinder zu Wort meldet. Doch je schneller man wird, desto schneller sinkt auch die Reichweite und der Ausflug in die Welt von Tesla & Co dauert auf der Autobahn keine zehn Minuten.
Aber auf der Autobahn zeigt der 530e ohnehin gerne sein zweites Gesicht und gibt wie jeder Fünfer gerne den Dominator auf der linken Spur. Schließlich leisten beide Motoren zusammen 252 PS, wuchten bis zu 420 Nm auf die Hinterachse, beschleunigen in 6,2 Sekunden von 0 auf 100 und lassen erst bei 235 Sachen locker. Und wenn sich dann flankiert von gleißenden LED-Punkten die neue Niere im Rückspiegel breit macht, wird so manchem Vordermann plötzlich blau vor Augen – aber das ist natürlich politisch völlig inkorrekt.
In einem 530e mögen solche Gedanken noch das Gewissen belasten. Doch die zweite Neuheit am anderen Ende des Fünfers kauft man genau aus diesem Grund. Schließlich ist der M550i für nichts anderes gebaut als für den tiefen Flug über die Autobahn. Dafür hat die M GmbH dem Fünfer den bislang ersten und einzigen V8-Motor in der neuen Generation spendiert und die Leistung so auf 462 PS gesteigert.
Vom typischen TwinScroll-Lader auf Druck gebracht, hat das 4,4 Liter große Triebwerk mit dem beim Generationswechsel spürbar abgespeckten Fünfer buchstäblich leichtes Spiel: Bei bis zu 650 Nm ist der Spurt von 0 auf 100 in vier Sekunden eine Fingerübung und beim Überholen braucht es nun wirklich keinen Weitblick mehr.
Dass die reale Geschwindigkeit trotzdem geringer ist als die gefühlte, hat deshalb zwei andere Gründe: Das eher mäßige Überholprestige, das an den marginalen Designänderungen für das M-Performance-Modell krankt, und die freiwillige Selbstbeschränkung auf 250 km/h. Denn während die M GmbH bei ihren Kernmodellen für ein kleines Aufgeld mit sich reden lässt, ist sie beim M550i kompromisslos und zieht kategorisch die Reißleine, wenn der Spaß auf der linken Spur gerade beginnt. Und so vehement, wie der 550i dabei in den Begrenzer rennt, ist das ganz sicher keine Frage der Leistung.
Natürlich taugt die Limousine auch für die Kurvenhatz auf einer einsamen Kreisstraße. Nicht umsonst hat sie serienmäßig Allradlenkung und schrumpft mit der Hinterradlenkung aus dem Siebener auf das handliche Format des Dreiers. Doch so beherzt der Fünfer dort ausschreitet, so giftig sein Sportauspuff grollt und so eng er sich an der Ideallinie entlang hangelt, kann er den Smoking nicht abstreifen und ziert sich deshalb am Ende doch ein wenig, wenn die Kehren enger und die Ambitionen größer werden. Doch lange müssen sich die BMW-Kunden nicht mehr in Mäßigung üben, denn die Fünfer-Truppe hat ihr Pulver noch nicht verschossen: Schon in ein paar Wochen gibt es als Kompromiss zwischen Vernunft und Vergnügen den 400 PS starken M550d, der als Alibi für verhinderte Rennfahrer mit Familiensinn als einziges Powermodell auch als Touring angeboten wird. Und als Krönung kommt noch im Lauf des Jahres die nächste Generation des M5, für die M-Chef Frank van Meel nur ein Entwicklungsziel ausgegeben hat: „Die sportlichste Business-Limousine der Welt.“