Auf Premium programmiert: Mit dem neuen CX-5 pirscht sich Mazda an Mercedes ran – zumindest ein bisschen
Er ist die weltweite Nummer Eins im Modellprogramm von Mazda: Seit die Japaner 2012 den ersten CX-5 lanciert haben, verkaufen sie kein anderes Auto besser als den kompakten Geländewagen. Doch wenn im Mai zu Preisen ab 24.990 Euro die zweite Generation an den Start geht, ist genau das ihr Problem. Denn einerseits willen sie für ihren Bestseller nur das Beste und gehen deshalb in die Vollen. Und andererseits wollen sie auf keinen Fall die Erfolgssträhne gefährden und rudern deshalb gleich wieder zurück. So wird der Konkurrent von Tiguan & Co zu einem eigenwilligen Wackelkandidaten, an dem zwar alles neu ist und der trotzdem verdächtig als aussieht, der einerseits auf Premium programmiert ist und sich an Mercedes & Co heranpirscht und sich anderseits nicht so recht aus dem Mittelfeld heraus traut.
Aus diesem Grund muss man schon sehr genau hinschauen und am besten den alten CX-5 daneben stellen, wenn man den Generationswechsel an der spitzeren Schnute, den schmaleren LED-Scheinwerfern, der um zwei Fingerbreit nach hinten versetzten Frontscheibe und dem etwas flacheren Dach erkennen will. Oder man schärft seine anderen Sinne, mit denen man den Fortschritt viel schneller fassen kann. Die Ohren zum Beispiel, weil der CX-5 mit seiner schnittigeren Karosse, den unter die Haube verlegten Wischern und der dickeren Dämmung hörbar leiser geworden ist. Die Finger, weil das Cockpit nicht nur sichtlich feiner ausgeschlagen ist, sondern sich auch so anfühlt. Die Muskeln, weil es jetzt zum ersten Mal eine elektrische Heckklappe gibt. Und ja, auch die Augen, weil es nun tatsächlich ein vernünftiges Head-Up-Display mit Projektion in die Frontscheibe gibt, selbst wenn die Japaner die Bastellösung mit der ausklappbaren Plexiglasscheibe in den billigeren Varianten im Programm lassen.
Dazu hat Mazda das Sicherheitsnetz etwas enger geknüpft: Die LED-Scheinwerfer strahlen jetzt aus einer Zwölfer-Matrix mit blendfreiem Fernlicht, der City-Notbremsassistent arbeitet bis 80 km/h, die Frontkamera erkennt Verkehrszeichen und die Spurführungshilfe greift nun aktiv ins Lenkrad, um den Wagen auf Kurs zu halten.
Unerreicht ist nach wie vor das Fahrgefühl im CX-5 – selbst wenn er mit den altbekannten Antriebskonfigurationen startet: Egal ob Front- oder Allradantrieb, der 2,2-Liter-Diesel mit 150 oder 175 PS oder der 2,0-Liter-Benziner mit 160 bzw. 165 PS – diesseits von BMW & Co fährt kein anderes SUV aus der Kompaktklasse so scharf und souverän um die Kurven wie der Mazda. Kein Wunder, wenn bei der Auslegung der ursprünglichen Plattform weniger der Mazda 3 als der MX-5 Pate gestanden hat. Und jetzt, wo die Schaltgetriebe noch besser durch die Gassen flutschen, die Motoren noch leiser sind und die Elektronik mit der G-Vectoring-Control vor Kurven ganz kurz anbremst, um die Lenkkorrekturen zu minimieren, macht das Ganze noch mehr Spaß und die so oft zitierte Formel „Jinba Ittai“ von der Einheit zwischen Ross und Reiter ist doch keine leere Floskel.
So viel Mühe sich die Japaner beim Ambiente und der Abstimmung gegeben haben und so stolz sie auf ein paar Details in der Ausstattungsliste sind, so weit hinken sie zumindest der deutschen Konkurrenz noch immer hinterher. Weil der Generationswechsel eben doch nur ein besseres Facelift ist, gibt es zum Beispiel kein digitales Cockpit. Der Bildschirm für das Navigationssystem reagiert zwar auch auf einen Fingerzeig und steht nun frei über dem Armaturenbrett, ist aber eigentlich eine Nummer zu klein und versteht sich weder mit AppleCarPlay noch mit Android Auto. Die Heckklappe ist zwar elektrisch, verweigert sich aber der mittlerweile weit verbreiteten Gestensteuerung. Und weil die Japaner bei den Motoren schon aus Prinzip nicht dem Mainstream folgen, gibt es auch keine alternativen Antriebe: Von Hybrid ist nicht die Rede und von Plug-In erst recht nicht. Und die Zylinderabschaltung beim knapp 200 PS starken 2,5-Liter-Benziner mag für Mazda eine Neuheit sein, ist sonst aber ein alter Hut – und kommt ohnehin erst zum Ende des Jahres.
So macht der CX-5 nach fünf Jahren jetzt zwar einen ordentlichen Sprung und setzt sich deutlich vor Konkurrenten wie den Toyota RAV-4 oder den Kia Sportage. Doch zugleich sind die Japaner zu kurz gesprungen und haben den Premium-Zug deshalb knapp verpasst.