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Saubermann im feinen Zwirn: Mit Plug-In-Technik lernt der Siebener das Sparen

Published in motosound.de
BMW bringt dem Siebener jetzt das Sparen bei: Wem der 730d mit einem Normverbrauch von 4,5 Litern noch zu durstig oder der Diesel grundsätzlich nicht mehr ganz geheuer ist, dem bauen die Bayer nun auch in der Oberklasse einen Plug-In-Hybriden. Zumindest rechnerisch kommt er damit auf einen Normverbrauch von bestenfalls 2,0 Litern und unterbietet damit spielend selbst den genügsamsten Mini. Lieferbar in der Standard-Version, mit langem Radstand oder als Langversion mit Allradantrieb kommt der Teilzeitstromer mit Steckdosenanschluss in diesen Tagen zu Preisen ab 90 900 Euro in den Handel. Damit kostet er rund 1 000 Euro mehr als der ähnlich starke 740d Diesel und liegt 3 000 Euro über dem 740i mit exakt der gleichen Leistung.
Die Technik übernimmt der Saubermann im feinen Zwirn im Grunde aus dem vor einem Jahr vorgestellten X5 mit Plug-In-Technik. Hier wie dort gibt es deshalb einen zwei Liter großen Vierzylinder, eine E-Maschine, die in der achtstufigen Automatik integriert ist, sowie einen Lithium-Ionen-Akku unter dem Kofferraumboden und der Rückbank.  Allerdings nutzt der Siebener den ingenieusen Feinschliff der letzten zwölf Monate, hat deshalb einen Hauch mehr Leistung, den größeren Akku und eine größere Reichweite. 
Zusammen sind die beiden Motoren ein richtig gutes Team und der 740e fährt fast so, als hätte die M GmbH ihre Finger im Spiel. Immerhin wuchtet das Tandem den um 200 Kilo aufgelasteten Luxusliner mit vereinten 326 PS und 500 Nm in 5,3 Sekunden auf Tempo 100 und stürmt so mühelos über die linke Spur, dass es diesmal auch für standesgemäße 250 Sachen reicht. 
 
Dabei funktioniert das in bestimmten Betriebsarten sogar von der Navigation gesteuerte Zusammenspiel der beiden Triebwerke so reibungslos, dass man schon sehr genau auf die komplizierte Grafik im Cockpit schauen oder sich ein Energiediagramm ins Mäusekino auf dem Mitteltunnel holen muss, wenn man den Kraftfluss detailliert ergründen will. Selbst das Fahrgeräusch ist da kaum eine Hilfe. Während der Siebener in der Stadt so ruhig dahin stromert, dass man automatisch selbst sehr viel ruhiger wird und alle Hektik von einem abfällt, ist jenseits der Stadtgrenzen allenfalls noch das Rollen der Reifen und das Rauschen des Windes zu hören – egal ob nun der Verbrenner läuft oder man mit dem Stromer segelt.
 
Wie viel die E-Maschine tatsächlich zum Vortrieb beiträgt, merkt man aber so richtig erst dann, wenn man sie in die Pause zwingt. Denn im Save Battery-Mode, wenn man die Akkuleistung zum Beispiel für die nächste Stadtdurchfahrt spart, muss der Vierzylinder die Fuhre alleine schaukeln und wirkt dann plötzlich fast ein bisschen angestrengt. Natürlich sind 258 PS und 400 Nm allemal genug. Und wirklich langsam ist das Auto auch nicht. Aber man braucht schon ein bisschen mehr Geduld, hört plötzlich ein ungewöhnliches Knurren aus dem Bug und fühlt sich schlicht weniger souverän, als man das Siebener sonst gewohnt ist.
 
Umso angenehmer ist es dagegen, wenn der E-Motor alleine an der Arbeit ist. Zwar kann man den 740e nur bis 140 km/h im reinen Elektrobetrieb bewegen. Doch mit 113 PS und 250 Nm ist der Motor mittlerweile so stark und vor allem die Elektronik so tolerant, dass man das Pedal nicht mehr mit Samtfüßen streicheln muss, wenn man den Benziner nicht wecken will. Und selbst wenn die versprochenen 49 Kilometer wohl nur unter Laborbedingungen zu schaffen sind, kann man bei halbwegs vollem Akku mit 25, 30 Kilometer eDrive kalkulieren und regelmäßig stauen, welche Distanzen man damit zurücklegt. Vielleicht ist doch was dran an der Statistik, dass 80 Prozent unserer Fahrten tatsächlich nicht weiter als 30 Kilometer sind. 
 
Ist der Akku leer, ist es mit dem Spaß allerdings auch schon wieder vorbei. Nicht nur, weil ein Vierzylinder allein einfach nicht zum Siebener passen will. Sondern vor allem, weil man dann bereits während der Fahrt an den nächstem Ladestopp denken muss. Der kostet je nach Zapfpunkt und Akkustand zwischen drei und vier Stunden und vor allen Dingen schmutzige Finger. Schließlich muss man erst einmal Strippen ziehen und Stecker stöpseln, bis die Ströme fließen. Aber zumindest das wird sich bald erledigt haben: Bis der Siebener in zwei, drei Jahren sein  erstes Facelift bekommt, wollen die Bayern die kabellose Induktionsladung serienreif haben. 
Ein respektabler Verbrauch, ein gutes Gewissen an der Tankstelle und dazu noch ein faszinierendes Fahrerlebnis – für Besserverdiener mit Gemein- und Genusssinn ist der 740e sicher die beste Wahl. Dumm nur, dass man mit seiner sauberen Weltanschauung in diesem Auto kaum hausieren gehen kann. Denn von den blauen Zierstreifen in Grill und Scheinwerfern und natürlich den Logos der neue Submarke „i“-Performance einmal abgesehen, sieht der sauberste Siebener aller Zeiten aus wie jeder andere.