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Für Autobahn und Unterholz: Mit dem F-Pace geht Jaguar auf Raubzug im SUV-Segment

Published in motosound.de

Jaguar ist auf der Pirsch und schleicht sich jetzt an die größten Brocken in der Oberklasse heran. Denn wenn die Briten in diesen Tagen zu Preisen ab 42 390 Euro den neuen F-Pace in den Handel bringen, gehen sie zum ersten Mal auf Raubzug im SUV-Segment. Das ist zwar eigentlich die Domäne der rustikalen Schwester Land Rover, die mit dem Range Rover und dem Range Rover Sport allemal am oberem Ende des Marktes etabliert ist. Doch bei einem prognostiziertem Wachstum von 50 Prozent in fünf Jahre und bald 1,5 Millionen Zulassungen im Segment, sehen die Briten genügend Platz für ein alternatives Angebot.

Erst recht, weil der Jaguar ganz anders zugeschnitten ist als die technisch weder verwandt noch verschwägerte Land Rover-Modelle. Zwar gibt’s den Allrad für fast alle Variante serienmäßig und inspiriert von Land Rover kann man auf Knopfdruck für unwegsames Gelände eine elektronische All Surface Progress Control aktivieren. Doch zu aller erst einmal will das Crossover ein Sportwagen sein. Deshalb hat das mit seinen 4,73 Metern, der flachen Silhouette und den weit ausgestellten Kotflügeln fast schon grazile SUV nicht nur die Hüften und die Heckleuchten des F-Type, sondern sucht auch im Namen die Nähe zu dem furiosen Flachmann.

Diesem Anspruch wird der erste Jaguar fürs Grobe bei der ersten Ausfahrt vollauf gerecht – vor allem in der vorläufigen Topversion mit einem 380 PS starken V6-Benziner und dem adaptiven Fahrwerk: Während der Kompressor sein leidenschaftliches Lied singt und die Schallklappen im Auspuff wirklich jeden daran teilhaben lassen, während die Dämpfer 500 Mal pro Sekunden nachjustiert werden und der Allrad-Antrieb das maximal Mögliche der 450 Nm an die Hinterachse bringt, stürmt der F-Pace nur so voran. Die 100er-Marke fällt deshalb schon nach 5,5 Sekunden und die 250 km/h Höchstgeschwindigkeit wirken ziemlich willkürlich. Obwohl höher als jeder andere Jaguar zuvor, bleibt der F-Pace dabei – dem mit reichlich Aluminium auf konkurrenzlose 1,7 Tonnen gedrückten Gewicht und der messerscharfen Lenkung sei dank – auch dann handlich und beherrschbar, wenn die Straßen schmaler und die Kurven enger werden. Quadi Q5 und Mercedes GLC wirken dagegen fast schon behäbig und Dynamik-Champions wie der BMW X4 oder der Porsche Macan nicht mehr unerreichbar.

Natürlich braucht es so ein Auto für die Positionierung. Deshalb wird auch die 84 350 Euro teure und trotzdem bereits weitgehend ausverkaufte Edition1 mit dem 380 PS-Triebwerk angeboten. Doch für die großen Stückzahlen, die den F-Pace schon in diesem Jahr zum meistverkauften Jaguar machen sollen, stehen ganz andere Motoren: Die ziemlich überflüssige 340 PS-Variante des V6-Benziners, ein kaum weniger dynamischer V6-Diesel mit 300 PS und vor allem der 180 PS-Vierzylinder, mit dem der F-Pace als Hecktriebler auf einen Knauserverbrauch von 4,9 Litern Diesel kommt.

Aber so sehr die Briten die Performance betonen, will der F-Pace natürlich auch ein Praktiker sein und glänzt deshalb mit dem großzügigsten Innenraum der Modellpalette. Vorn wird man vom Fahrzeug zwar förmlich vereinnahmt und hat nicht ganz die Kommando-Position aus dem Range Rover, sitzt aber so bequem wie in einer Luxuslimousine. Hinten ist der F-Pace sogar um Längen geräumiger als die Langversion des XJ. Und der Kofferraum fasst schon bei voller Bestuhlung 650 Liter. Wem das nicht reicht, der lässt die Rückbank nach vorne schnappen und macht den Jaguar mit 1 740 Litern Stauraum fast zum Umzugslaster. Auch da müssen sich die Briten vor nichts und niemandem verstecken.

Und es gibt noch eine Disziplin, in der Jaguar die etablierte Konkurrenz in Bedrängnis bringen kann: Die Elektronik. Nicht umsonst hat der F-Pace mehr Rechenpower als eine Boeing 777. Das frei konfigurierbare Digital-Cockpit ist deshalb eine klare Kampfansage an Audi und das um einen App-Store und eine Online-Verbindung herum konstruierte Infotainment- und Navigationssystem InControl Touch Pro auf dem über zehn Zoll großen Touchscreen lässt die aktuellen Systeme von Mercedes oder BMW ganz schön alt aussehen.

Dazu gibt es gleißend helle LED-Scheinwerfer, die üblichen Assistenzsysteme, eine Kameraüberwachung rund herum und ein paar Gimmicks, die man so noch nirgends  gesehen hat: Zum Beispiel den neuen  „Activity Key“ – ein wasserdichtes und stoßfestes Armband, mit dem man den Wagen zum Beispiel beim Sport verriegeln und alle darin befindlichen Schlüssel deaktivieren kann. Selbst wenn er parkt, fährt der F-Pace damit der Konkurrenz ein Stück voraus.