Auf die letzte Rille: Mit 290 PS bleibt der Seat Leon weiter „King of the Ring“
Manchmal machen schon Kleinigkeiten einen großen Unterschied. Erst recht auf der Rennstrecke. Das wissen auch die Entwickler bei Seat und haben deshalb den Leon Cupra noch einmal ins Trainingslager geschickt: Ab sofort gibt es den Heißsporn aus dem Süden deshalb zu Preisen ab 33 120 Euro in allen drei Karosserievarianten als Cupra 290.
Zwar bringt die Kraftkur dem feurigen Vetter des VW Golf gerade mal zehn Pferdestärken und ein breiteres Plateau am Gipfel der Drehmoment-Kurve. Doch die Konkurrenz auf der Überholspur schläft nicht und auf der Nordschleife des Nürburgrings tobt ein erbitterter Kampf um die Bestzeit. Wer „King oft he Ring“ bleiben will, zieht deshalb alle Register und feiert auch so einen kleinen Leistungszuwachs als großen Fortschritt: „Der Cupra ist der perfekte Sportwagen für alle Tage“, schwärmt deshalb Entwicklungschef Matthias Rabe.
Ob jetzt 280 oder 290 PS – ein Profi kann den Unterschied auf dem Nürburgrimg wahrscheinlich tatsächlich herausfahren. Und er spürt womöglich auch, dass die maximal 350 Nm des zwei Liter großen Turbo jetzt zwischen 1 700 bis 5 800 Touren jederzeit abgerufen werden können und der Cupra deshalb noch ein bisschen besser am Gas hängt. Aber im Alltag festigt das Power-Doping einfach nur die Gewissheit, dass der Leon Cupra ein verdammt feuriger Spanier ist und als einer der stärksten Kompakten im Konzern zu den Spaßgranaten im Segment zählt. Nicht umsonst schafft er den Spurt von 0 auf 100 im besten Fall in 5,7 Sekunden und stürmt bei 250 km/h so vehement in den Begrenzer, dass man ihm auch 270 oder gar 280 Sachen zutrauen würde. Dabei klingt er im elektronisch verschärften Cupra-Modus, wenn die Lenkung spürbar fester das Fahrwerk merklich strammer wird, so protzig und rotzig, dass es eine wahre Freude ist und man sich unweigerlich fragt, weshalb man hier noch ein Smartphone koppeln und elektronische Musik hören sollte.
Mit dem Krafttraining baut der Cupra seinen Vorsprung vor dem Golf GTI weiter aus und kommt dem Golf R als König der Kraftmeier dafür umso näher. Zwar liegen an der Kasse auch weiterhin knapp 7 000 Euro zwischen den beiden ungleichen Brüdern. Aber auf dem Papier wird der Unterschied zum Golf R mit dem Update noch ein bisschen kleiner. In der Praxis dagegen bleibt er groß wie eh und je. Schließlich belässt es Seat beim Frontantrieb, während VW die 300 PS über alle Viere auf die Straße bringt. Bei guten Wetter ist der Seat deshalb die spaßigere Alternative, weil er lebendiger ist, nicht ganz so berechenbar und etwas mehr Eigendynamik entwickelt. Doch wenn der Himmel grau ist und die Straße nass, dann sind zwei Räder einfach zu wenig für so viel Kraft, selbst wenn sich die 235er Gummis noch so redlich um Halt bemühen. Dann scharrt der Cupra nervös mit den Hufen und die ESP-Leuchte funkt ein feuerrotes SOS. Wer jetzt nicht aufpasst, für den ist bald „Game Over.“ Aber andererseits: Wann ist in Spanien schon mal schlechtes Wetter?
Fürs Erste sichert sich Seat mit dem Cupra 290 noch einmal die Spaßwertung im Segment und fährt zumindest den anderen Fronttrieblern davon. Doch die Spanier wissen, dass sie etwas tun müssen, wenn sie den Vorsprung halten wollen. Deshalb laufen hinter den Kulissen bereits mit Hochdruck die Vorbereitungen für das Facelift. Und auch die Fitnesstrainer warten schon.