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Elektrifizierte Erfolgsmodelle: Mit Zweier und Dreier will BMW beim Plug-In den Durchbruch schaffen

Published in motosound.de

Der X5 für die Steckdose war nur das Vorspiel: Weil BMW seinen Flottenverbrauch deutlich senken muss, setzen die Bayern mit Nachdruck auf einen Durchbruch der Plug-In-Technik und bestücken deshalb jetzt zum ersten Mal auch zwei Volumenmodelle aus ihrem Elektrobaukasten. Ab März gibt es den Dreier deshalb als 330e und den Active Tourer als 220xe mit Ladeleine und jeweils rund 40 Kilometer elektrischer Reichweite. Damit sinkt der Verbrauch zumindest in der alltagsfrenden Norm auf jeweils rund zwei Liter. Zum Zeichen dafür, dass sie es ernst meinen mit der Breitenwirkung und der Hoffnung auf hohe Stückzahlen, üben die Bayern bei der Preisgestaltung zumindest vordergründig vornehme Zurückhaltung. Ausstattungsbereinigt jedenfalls soll sich der Hybridaufschlag in engen Grenzen halten, sagt Antriebsstratege Robert Meyer mit Blick auf die 38 700 Euro für den Zweier und die 43 500 Euro für den Dreier. Beim Zweier spart man dabei sogar. Denn während der adäquate 330i allerdings ohne xDrive bei 39 750 Euro startet, kostet der in der Leistung vergleichbare 225i mit Allrad mindestens 40 000 Euro.

Die elektrischen Komponenten sind für beide Modelle identisch: Hier wie dort bauen die Entwickler auf eine E-Maschine mit 88 PS , die dauerhaft mit 100 und kurzfristig mit 250 Nm zu Werke geht, sowie einen Lithium-Ionen-Akku mit 7,6 kWh ein, der sich ohne nennenswerte Platzeinbußen unter den Kofferraumboden duckt und an der Haushaltssteckdose in gut drei Stunden geladen ist. Beim Dreier spannen sie dieses Paket mit dem 184 PS starken 2,0-Liter-Turbo aus dem 320i zusammen und kommen so auf eine Systemleistung von 252 PS. Im Zweier machen sie dagegen den 1,5 Liter großen Dreizylinder mit 136 PS zum Teamplayer und begnügen sich mit einer Systemleistung von 224 PS. Weil der Verbrenner auf die Vorderachse wirkt, die E-Maschine aber hinten montiert ist, gibt es dabei jedoch zum ersten Mal in diesem Segment einen elektrischen Allradantrieb. Auch die Fahrleistungen sind zumindest im elektrischen Betrieb für beide Modelle vergleichbar: Der Zweier schafft ohne Verbrenner bis zu 41 Kilometer und erreicht maximal 125 km/h, für den Dreier meldet BMW 40 Kilometer und 120 km/h.

In der Papierform machen die beiden Grünen aus dem weiß-blauen Bayern durchaus eine gute Figur. Und wer mit den Akku-Autos durch den Stadtverkehr stromert, der freut sich am spontanen Antritt und am Durchhaltevermögen der E-Maschine. Denn wo man das Fahrpedal bei anderen Teilzeitstromern oft nur mit den Zehenspitzen berühren darf, wenn man nicht den Verbrenner wecken will, gelingt einem mit den beiden Plug-In-Modellen bisweilen sogar ein elektrischer Kavalierstart.

Doch jenseits des Ortsschildes ist es mit der typischen Freude am Fahren nicht mehr ganz so weit her. Der Dreier kommt den alten Idealen dabei sogar noch vergleichsweise nahe, sprintet mit vereinten 420 Nm in 6,1 Sekunden von 0 auf 100 und schafft immerhin 225 km/h, stört dabei die Stille des Stromers aber mit dem ungewöhnlich blechernen Sound des Vierzylinders.

Der Zweier dagegen, der mit Dreizylinder und dem Frontantrieb für eingefleischte BMW-Fans schon in der konventionellen Konfiguration eine schwere Prüfung ist, macht es einem nun wirklich nicht leicht mit dem Grünen Gewissem: Wo der Benziner im Dreier nur ein bisschen aufdringlicher klingt, sägt er im Zweier tatsächlich an den Nerven und bei Vollgas lässt die Dynamik merklich nach. Die zusammen 385 Nm reichen zwar für einen Sprintwert von 6,7 Sekunden. Aber beim Kickdown schafft der Plug-In nur 202 km/h, während der ähnlich starke 225i allein mit der Kraft des Verbrenners auf 235 km/h kommt.

Aber vielleicht ist das alles gar nicht mehr wichtig und ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Und vielleicht freut man sich künftig mehr an speziellen Fahrmodi für den reinen Elektro-Betrieb, für den effizienten Mix aus beiden Technologien oder für die Maximierung der elektrischen Restreichweite als am Dynamic- oder Sport-Modus konventioneller BMW-Modelle.

Die KBA-Zulassungen jedenfalls lassen das vermuten. Nicht umsonst sind die Zahlen für Plug-In-Hybride im letzten Jahr förmlich explodiert und haben sich – freilich auf einem niedrigen Niveau von rund 11 000 Einheiten – mehr als verdoppelt. Und in vielen anderen Ländern sieht es kaum anders aus, melden die Bayern stolz. All das spricht für die BMW-Strategie, die als nächste Schritte ein Ladekabel für den Siebener, den neuen Fünfer und dann wohl auch für den Mini Countryman vorsieht. Und auch die Zahlen des X5 40e geben ihnen offenbar recht. Schließlich liegt das Steckdosen-SUV derzeit rund ein Drittel über der internen Planung. Doch auf konkrete Absatzziele will sie Antriebsstratege Meyer lieber nicht festnageln lassen: Welchen Anteil der Hybrid in den einzelnen Modellreihen oder der gesamten BMW-Flotte einmal ausmachen wird, lässt er sich deshalb nicht entlocken.