GTI-Treffen: So bringen die VW-Marken den Wörthersee zum Kochen
Dieses Treffen ist ein Fest für jeden TÜV-Prüfer und die Radarpistolen stehen wahrscheinlich auf Dauerfeuer. Denn am Wochenende kommt in Reifnitz am Wörthersee das PS-Proletariat aus ganz Europa zur Vollversammlung zusammen und feiert das legendäre GTI-Treffen. Wo mehr als 200.000 Fans sportlichen Kompaktautos huldigen, die Luft nach Benzin und verbranntem Gummi riecht und stolze Golf-Piloten ihre aufgebrezelten Boliden präsentieren, darf der VW-Konzern natürlich nicht fehlen. Weil die Niedersachsen um die Treue dieser Kundengruppe wissen, rümpft auch aus dem Vorstand angesichts des überall wabernden Parfüms aus Bier, Benzin und Sonnencreme niemand die Nase. Sondern betont hemdsärmlig schlendern alljährlich die Top-Manager aus Wolfsburg und Ingolstadt sowie, allen voran, VW-Patriarch Ferdinand Piech durch die Meute und danken den Besuchern ihre Begeisterung mit ein paar mehr als schillernden Sondermodellen.
Die Krönung kommt in diesem Jahr einmal mehr aus Wolfsburg. Auch, um am Wörthersee noch einmal die Premiere des neuen Golf GTI zu feiern, haben die Niedersachsen eine Studie des Autos aufgebaut, die alles bislang Dagewesene in den Schatten stellt: Mit 503 PS hat der Kraftmeier das Zeug zum stärksten GTI aller Zeiten. Während in der Serienvariante ein zwei Liter großer Vierzylindermotor arbeitet, kommt in diesem Fall ein V6-Motor mit drei Litern Hubraum zum Einsatz. Von zwei Turboladern beatment, mobilisiert er bis zu 560 Nm, die über ein Doppelkupplungsgetriebe, einen Allradantrieb und 275er Gummis auf den 20-Zoll-Felgen derart am Asphalt reißen, dass die Teerbrocken nur so fliegen dürften. Als Resultat katapultiert der V6 den Über-GTI in 3,9 Sekunden auf Tempo 100 und schafft erstmals in der Modellgeschichte ein Toptempo von 300 km/h.
Aber der potente Antrieb ist nur die halbe Miete. Die andere Hälfte zahlt das messerscharfe Design mit deutlich heraustretenden C-Säulen und einer Karosserie, die zwar kürzer ist als die des Originals, dafür jedoch um sechs Zentimeter flacher und gleich um zehn Zentimeter breiter.
VW ist mit dem heißblütigen Showcar nicht allein. Auch Audi hat wieder einen Blickfang für den Wörthersee vorbereitet. Zwar dürfte es zum Baden noch ein bisschen frisch sein, doch weil beim GTI-Treffen eine ordentliche Bikinifigur nicht schaden kann, haben die Bayern den TT kräftig abgespeckt und zeigen ein Coupé, das mit einem Leergewicht von 1111 Kilo buchstäblich zum Leichtathleten wird. Immerhin sind das 300 Kilo weniger Gewicht als beim serienmäßigen TT RS.
Angetrieben von einem 310 PS starken Vierzylinderaggregat kommt der TT auf ein Leistungsgewicht von nur noch 3,6 Kilogramm pro PS und dürfte sich entsprechend leichtfüßig bewegen lassen. Beim Sprint auf Tempo 100 in 4,2 Sekunden jedenfalls nimmt er dem Serienmodell 1,3 Sekunden ab. Und 280 km/h Spitze sind auch nicht zu verachten.
Erzielt haben die Bayern den Diät-Erfolg mit einem Bündel von Maßnahmen: Die Karosserie wurde um 43 Kilogramm leichter, im Verbund mit ebenfalls abgespeckten Anbauteilen ergeben sich sogar rund 100 Kilo Gewichtsersparnis. Die Schalensitze aus Glasfaserverstärktem Kunststoff tragen mit 22 Kilo zur Diät bei, aus den Außenspiegeln werden kleine Kameras, die Felgen sind um 20 Kilo leichter, die Federn bestehen aus GFK-Material und die die normale Fahrzeugbatterie nutzt die Lithium-Ionen-Technologie und wiegt deshalb nur noch vier Kilo. Sogar beim Namen wurde gespart: Der nämlich besteht nicht wie üblich aus Metall-Lettern, sondern ist lediglich ein Aufkleber. Andernfalls nämlich hätte der Schriftzug „Audi ultra quattro Concept“ wohl gleich wieder ein Pfund draufgepackt.
Der dritte Heißsporn aus dem VW-Konzern kommt von Seat. Die Spanier sind auf den neuen Leon SC dermaßen stolz und von seinem sportlichen Potenzial so überzeugt, dass sie den Zweitürer kurzerhand zum Cup Racer umgebaut haben. Angetrieben wird der deutlich erleichterte Dreitürer von einem zwei Liter großen Turbo-Benziner, der auf 330 PS getunt wurde und ein maximales Drehmoment von 350 Nm erreicht. Der Wagen hat fast 40 Zentimeter mehr Spurweite und steht entsprechend satt auf der Straße. Außerdem trägt er markante Spoiler und Schweller. Außerdem gibt es eine Rennsport-Ausstattung sowie einen Sicherheitskäfig.
Der neue König der Löwen ist zwar nicht ganz so potent wie die GTI-Studie und technisch weniger ausgefuchst als der Audi, doch dafür hat er andere Qualitäten: Während Golf und TT allein für die Show gebaut wurden, wird der Leon wohl schon bald in Produktion gehen. Gut möglich, dass Autos dieser Art bereits in der Rennsaison 2014 am Start sind, sagt Entwicklungsvorstand Matthias Rabe. Sogar einen Preis haben die Spanier schon kalkuliert – und das ist der Haken an der Sache: Denn schon die Version mit DSG-Automatik soll rund 83.000 Euro kosten, und für den Langstreckenrenner mit sequentiellem Getriebe werden sogar 113.000 Euro fällig.
Original: Blog | MOTOSOUND