Mercedes SLS Black Series: Der schwarze Lord dreht auf
Gegen diesen Muntermacher ist selbst Red Bull nur kalter Kaffee: Wenn Mercedes den SLS jetzt als „Black Series“ auf den Weg bringt, verleihen die Schwaben dem Silberpfeil nämlich endgültig Flügel: 631 PS, Karbon bis zum Abwinken und ein Design wie ein Kampfjet machen den Flügeltürer gar vollends zum Überflieger, der Rennsportatmosphäre auf die Autobahn zaubern soll. „Dieses Auto bietet GT3-Feeling mit dem Segen der Zulassungsbehörden“, freut sich AMG-Chef Ola Källenius und bittet zum ersten Tanz mit dem schwarzen Lord – der allerdings in einem goldgelb schimmernden Lackanzug steckt.
Also schnallt man sich mit roten Gurten in den engen Schalensitzen fest, schließt die Hände konzentriert ums griffige Lenkrad, heftet den Blick auf die Ideallinie und startet einen V8-Motor, der einerseits alt bekannt und trotzdem völlig fremd ist. Klar hat das Kraftwerk unverändert 6,2 Liter Hubraum und kommt auch weiterhin ohne Aufladung aus. Doch statt bis auf 7200 Touren dreht der Achtzylinder nun bis jenseits der 8000er-Grenze, reagiert noch giftiger und brüllt noch dreckiger. Dass er zudem auch noch 60 PS mehr leistet als die Maschine im Basismodel, nimmt man natürlich gern in Kauf. Dazu gibt es eine Doppelkupplung, die nun endlich so schnell und präzise schaltet, wie man es von so einem Rennwagen erwartet.
So schießt der SLS aus der Boxengasse wie ein Kampfjet beim Katapultstart. Gierig fetzt er über den Asphalt, rasiert durch die Kurven, schneidet über die Curbs und nutzt jede noch so kurze Gerade zum Zwischenspurt. Wer in 3,6 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt, der braucht auf einem Rundkurs nicht viel Geradeaus-Strecke, um die 200er-Marke zu knacken. Theoretisch wären sogar 315 Sachen drin. Dass er damit sogar einen Tick langsamer ist als der normale SLS, ficht Källenius nicht an. „Das liegt an dem ganzen Abtrieb, den wir mit Flügeln und Diffusor erzeugen“, erklärt der AMG-Chef. Auf einer langen Geraden mag das stören, doch durch die Kurven fährt man mit diesem Auto wie auf Schienen und extrem schnell. Und genau das war der Sinn der Übung: „Uns ging es nicht um Topspeed, sondern um die Rundenzeiten. Und da macht dem Modell Black Series so schnell keiner etwas vor.“
Inspiriert vom Rennwagen hat AMG bei der Aufrüstung des Flügeltürers alle Register gezogen. So erhält der Wagen nicht nur einen stärkeren Motor, sondern er wurde durch den vermehrten Einsatz von Karbon auch um 70 Kilo leichter. Allein die so genannte Torque-Tube, mit der die Kraft nach hinten geleitet wird, wiegt 16 Kilogramm weniger, seit sie aus Kohlefasern gebacken ist. Bei den Bremsen spart AMG 13 Kilogramm. Und die Auspuffanlage aus Titan hat nicht nur den kernigeren Klang, sondern ist ebenfalls um mehr als zehn Kilo leichter. So kommt der Black Series auf ein Leistungsgewicht von 2,45 Kilo pro PS und stellt in dieser Kategorie alle anderen AMG-Modelle in den Schatten.
Damit jeder gleich auf Anhieb sieht, was da von hinten heran stürmt, hat AMG auch das Design noch einmal überarbeitet: Die Kotflügel sind weiter ausgestellt, Schweller, Splitter und Spoiler aus Karbon künden von der Nähe zum Rennsport und für den Sauerstoffhaushalt des Spitzensportlers haben die Schwaben jede Menge Luftlöcher in die Karosserie geschnitten. Dazu gibt’s verdunkelte Scheinwerfer mit dem bösen Blick und eine Heckansicht, die man so schnell nicht mehr vergesst – selbst wenn der SLS nach ein paar Sekunden schon wieder aus dem Sichtfeld geschossen ist.
Wie schon bei den vier bisherigen Black-Series-Modellen auf Basis von SLK 55 (2006), CLK 63 (2007), SL 65 (2008) und C 63 Coupé (2011) hat das rasende Vergnügen auch beim SLS einen hohen Preis: Während es den normalen SLS für knapp unter 190.000 Euro gibt, muss man für die Black Series fast 250.000 Euro einplanen.
Original: Blog | MOTOSOUND