Lexus IS Prototyp: Angriff im Tarnkleid
Noch ist trägt er ein Tarnkleid, das Augenflimmern verursacht, doch wenn Lexus in den nächsten Wochen die schwarz-weiße Klebefolie vom neuen IS nimmt, dann soll ein Raunen durch die Reihen der Dienstwagenfahrer gehen. Denn aus der langweiligen Limousine wird nach Auskunft der Japaner ein potenter Pulsbeschleuniger. Mit welchem Design das gelingen soll, das war bereits auf dem Pariser Salon an der Coupé-Studie LF-CC zu sehen. Und: die dritte Generation des Viertürers im Format von 3er BMW und Mercedes C-Klasse soll nicht nur sportlich aussehen, sondern auch so fahren, sagt Projektleiter Junichi Furumya. Um das zu beweisen, bat er ein halbes Jahr vor der Markteinführung im Juni zur ersten Testfahrt mit den getarnten Prototypen.
Dabei erlebt man den IS als überraschend handlich und agil. Obwohl der Wagen mit Rücksicht auf die Hinterbänkler um sieben Zentimeter in die Länge ging, ein paar Zentimeter breiter wurde und rund einen Zentner mehr auf die Waage bringt, wedelt er leichtfüßig durch die Pylonen-Gasse und folgt mühelos dem engen Kurs, den Projektleiter Furumya ausgesteckt hat. Auch draußen auf der Landstraße macht die Limousine eine gute Figur, krallt sich in den Asphalt und nimmt die Kurven mit einer Schärfe, wie man es bislang eher von Fahrzeugen aus München, aber nicht aus Tokio kennt. Kein Wunder: Projektleiter Furumya nennt als Vorbild für das neue Lexus-Modell immer wieder den BMW 3er.
Möglich wird das nicht allein durch die Charakterregelung, mit der man – wie bei BMW & Co. – die Getriebe- und Motorsteuerung sowie das auf Wunsch lieferbare Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern steuern kann. Sondern um ein sportlicheres Fahrgefühl und eine bessere Kommunikation zwischen Mensch und Maschine zu erzielen, wurde auch die Sitzposition geändert. Der Fahrer sitzt nun zwei Zentimeter tiefer und das Lenkrad steht steiler. „Jetzt sitzt man im Sitz und nicht mehr obenauf“, sagt er.
Auch am Antrieb wurde gefeilt. Der V6-Benziner mit 2,5 Litern Hubraum bleibt zwar weitgehend unverändert und wird wohl künftig um die 210 PS leisten. Und die Premiere eines Hybridantriebs auch in dieser Baureihe dient vor allem einem geringen Verbrauch. So kombinieren die Japaner erstmals in einer Klasse über dem Prius-Zwilling Lexus CT 200h einen Vierzylinder-Verbrenner mit einem E-Motor und hoffen dadurch auf einen Normwert von 4,2 Liter. Aber weil auch das Hybridmodell sportlich daherkommen soll, haben die Ingenieure eigens einen Sound-Generator entwickelt. Der brummt zwar noch ein bisschen künstlich, ähnlich dem Geräusch, als ob man auf einem alten Autoradio den Sender verloren hat. Doch fühlt sich die kräftige Beschleunig des gut 200 PS starken Antriebspakets mit diesem Klang nicht mehr ganz so synthetisch an. Dazu trägt auch die neue CVT-Automatik bei. Noch immer stufenlos, aber jetzt viel besser abgestimmt, erspart sie dem Fahrer allzu große Drehzahlsprünge und macht den IS zum ersten Hybridauto aus dem Toyota-Konzern, mit dem man tatsächlich Freude am Fahren genießen kann.
Damit kommt Furumya dem Vorbild aus München zwar ein gutes Stück näher, doch bei BMW wird man die Premiere des Lexus IS allenfalls mit interessierter Höflichkeit beobachten. Denn zumindest in Europa wird Lexus den 3er auch mit dem besten IS der Modellgeschichte nicht vom Thron stoßen. Viel spannender ist da schon ein anderes Duell. Schließlich steht bei der Weltpremiere des IS im Januar auf der Autoshow in Detroit nur ein paar Meter weiter auch die neue G-Serie von Infiniti, die im gleichen Segment die gleiche Außenseiter-Rolle spielt – und große Hoffnungen erfüllen soll.
Original: Blog | MOTOSOUND