Atemstillstand
Am vergangenen Donnerstagabend sollte es mit Freunden zu viert nach Österreich gehen – natürlich in einer perfekt dafür geeigneten nautikblauen Reiselimousine! Auf diese Fahrt freuten wir uns schon lange, nicht nur weil der Anlaß ein freudiger war (Hochzeit von Freunden), sondern auch weil ich seit geraumer Zeit quasi keine Freizeit mehr hatte, meine Freundin und ich diese Fahrt daher als willkommenen Kurzurlaub ansahen.
Wir hatten keinerlei Bedenken, daß der gerade wieder für viel Geld instandgesetzte 560SEL uns und unsre beiden Mitfahrer zuverlässig und luxuriös ins gut 550km entfernte Salzburg bringen würde. Technisch war ja auch alles gut in Schuiß, eben bis auf die Schönheitsfehler, die noch vor dem Herbst zu Ende repariert werden sollten. Wer aber hätte gedacht, daß uns so eine Kleinigkeit wie ein defektes Gebläse den Spaß verderben würde?
Pünktlich zur Abfahrt rührte sich kein Lüftchen mehr im Innenraum. Die Klimaanlage lief wohl, das war zu hören und auch leicht durch die Luftauslässe zu spüren. Das Ventilationssystem aber schaufelte keine Luft mehr ins Innere, egal welche Schalterstellung gewählt wurde. Nun könnte man meinen, das sei hinnehmbar. Immerhin herrschen Anfang Juli 2007 dank der bereits in Deutschland greifenden Klimaschutz-Konzerte gerademal 14-20°C tagsüber. Bei Dauerregen und mit vier Personen an Bord sich aber nur auf Fenster und Schiebedach als Luftzufuhr zu verlassen, wäre nicht nur höchst unangenehm geworden, es ist auch grob fahrlässig. Denn ohne Klimatisierung und Ventilation würden in diesem naßkalten Sommer binnen Sekunden die Scheiben beschlagen, der Sternenkreuzer wäre faktisch manövrierunfähig.
In meiner Verzweiflung bat ich einen Frankfurter W126-Experten, nämlich Jochen “Blaumann” Kleiner telefonisch um Rat. Der hatte auch prompt mögliche Ursachen parat, von denen sich die leichter zu beseitigenden (defekte oder wackelnde Sicherung) aber leider als unzutreffend erwiesen. Es bleiben ein korrodierter Vorwiderstand oder ein defektes Relais als Spielverderber. Beides aber war während eines noch hastig durchgeführten Besuchs im Mercedes-Autohaus vor Ort nicht zu diagnostizieren, geschweige denn zu reparieren.
So half alles nichts: das Gepäck wurde vom nautikblauen Benz umgeladen auf den dunkelblauen Golf meiner Freundin. Der brachte uns dann in der Nacht zuverlässig und überraschend bequem doch noch ans Ziel!
Der Fünfkommasechser hat kommenden Donnerstag einen Termin in der Vertragswerkstatt Messerschmidt. Um aus der Not eine Tugend zu machen, lasse ich gleich auch den 220.000km-Wartungsstempel mit eintragen. Der ist zwar um gut 1000km bzw. 3 Monate verfrüht, und spätestens im Oktober ist der Benz ja ohnehin wieder in der Werkstatt zur geplanten Zylinderkopfrevision, aber ein Ölwechsel samt MB-Stempel sind immer eine Wohltat für Auto und Besitzer.
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