Zwei Jahre mit dem blackbird – ein Update zu 55.555 km (W205)
Unzählig waren die Fragen von euch nach dem Wohlergehen meines blackbirds. Völlig berechtigt, wenn man darüber nachdenkt, dass der letzte Dauertestbericht ziemlich genau vor einem Jahr von mir hier veröffentlicht wurde.
Damals zählte der Kilometerstand zarte 24.000 – in der Zwischenzeit ist viel passiert.
Eines kann ich gleich vorweg nehmen – der blackbird, er läuft und läuft und läuft…In der Überschrift konnte man seinen derzeitigen Kilometerstand bereits entnehmen, sagenhafte 55.555 Kilometer sind mittlerweile aufgelaufen. Eine ziemlich stolze Laufleistung für einen Wagen aus September 2014 und so macht sie dieser Artikelserie alle Ehre und erweist sich so als waschechter Dauertest.
Wie ihr es bislang bereits gewohnt seid, so werden hier nicht nur die schönen Erlebnisse aufgezählt, sondern auch, sofern vorhanden, die weniger erfreulichen Ereignisse mit dem Wagen.Chronologische Auflistung der Ereignisse der letzten zwölf Monate:
- 26.806 km Werkstattaufenhalt bei Mercedes Köln, neues Kartenmaterial V7.0 (2015/2016) für COMAND, neue SW für Burmester Soundsystem, neue Tankklappenmechanik (Deckel klemmte beim öffnen leicht & stand schief zur Karosserieseitenwand)
- 27.076 km Werkstattaufenhalt bei Mercedes Köln, Fahrersitzgestell komplett erneuert (knackte und wackelte leicht beim hineinsetzen & bei dynamischer Fahrt), SW-Update für Motor und Freisprecheinrichtung (dumpfes Geräusch beim Telefonieren).
Kundendienstmaßnahme: SW-Update für Lenkung und ESP (festgestellte Änderung: Feststellbremse wird neuerdings nach Motorstillstand zwangsweise angesteuert) - 31.150 km Bagatellschaden am hinteren Stoßfänger – dadurch Ausfall des Totwinkelassistenten & Spurhalteassistenten
- 32.526 km Scheibenwischerblätter erstmals erneuert (in Eigenregie: Mercedes Originalteile von SWF)
- 39.340 km Werkstattaufenhalt bei Mercedes Köln, Sommerbereifung erneuert – die serienmäßigen Continental 5 SSP MOE haben nach weniger als 30.000 Kilometer an der Vorderachse eine massive Sägezahnbildung aufgewiesen. Neue Bereifung: Dunlop SportMaxx RT MO (wie serienmäßig auf C 43 AMG)
- 41.046 km Einbau in Eigenregie eines K&N Einlegesportluftfilters (33-3034)
- 41.919 km Erneuerung in Eigenregie der kompletten hinteren Stoßfängerhülle unter Verwendung der vorhandenen unbeschädigten Peripherie-Anbauteile (zudem neuer Totwinkelsensor hinten links)
- 42.005 km Werkstattaufenhalt bei Mercedes Köln, neue Fensterschachtleisten an allen vier Fenstern verbaut – die vorhandenen schwarzen Leisten zeigten starke Farbunterschiede, neue SW für ILS und AIRMATIC sowie Grundeinstellung der Scheibenwischer korrigiert (rubbelten teilweise)
- 48.565 km Assyst Service B bei Mercedes Köln durchgeführt, inkl. Ölwechsel durch Ablassen des alten Öls (Aufpreis), sowie Bremsflüssigkeitswechsel, ohne Plus-Paket. Pollen- und Staubfilter in Eigenregie gewechselt mit Original Mercedes-Ersatzteilen.
- 55.300 km Werkstattaufenhalt bei Mercedes Köln, neues Kartenmaterial V8.0 (2016) von HERE für COMAND
Völlig verständlich, dass jetzt etliche Fragen zu den oben aufgeführten Punkten bei euch aufgekommen sein werden. Ich möchte versuchen den ein oder anderen Punkt etwas ausführlicher zu beleuchten.Zur Tankklappe kann ich nur soviel sagen, dass es hier bei meinem Modelljahr eine gewisse Streuung innerhalb der verbauten Teile gab. Die Mimik der Tankklappe konnte „ausleiern“ und dadurch öffnete sie nicht mehr automatisch nach Druck auf den Deckel und stand zudem völlig schief in der Seitenwand (Spaltmaße). War ein bekanntes Problem und wurde anstandslos erneuert.
Der Fahrersitz war ein leichtes Ärgernis. Jedes Mal wenn man sich in den Wagen setzte ohne die Türe komplett öffnen zu können, wurde durch die punktuelle Belastung mit dem Körpergewicht im Sitz ein knacken ausgelöst mit einem spürbaren nachgeben der Sitzfläche. Zudem machte der Sitz bei forcierter Fahrweise einen „gelösten“ Eindruck.
Meinem Mercedes Servicemeister (dem ich an dieser Stelle einmal ganz herzlich Danke sagen möchte!) setzte sich in den Wagen und sagte nur kurz: da brauchen wir gar nicht diskutieren, da stimmt etwas nicht.
Das Ende vom Lied war, dass man einen kompletten neuen Sitzunterbau bestellte und darauf meine Sitzkissen und Lederbezüge montierte. Seither ist alles wie es sein soll – ein unglaublich toller, straffer Sitz. Ganz ehrlich: im ersten Moment (z.B. vom W126 kommende), denkt man der Sitz sei völlig ungefedert, fährt man jedoch eine lange Strecke mit dem Wagen (z.B. 4 Stunden am Stück) dann merkt man welch Potenzial diese Sitze haben – mir fehlt eigentlich nur eine SA Massage aus den größeren Baureihen.Ja, der Bagatellschaden… wie soll ich das erklären – auch in Zeiten von Parktronic und Rückfahrkamera soll es Menschen geben die es schaffen ihr heilig’s Blechle irgendwo gegen zu setzen. Ich kann nun mit Fug und Recht behaupten zu dieser Spezialistengruppe zu gehören – früh morgens, in einem Parkhaus in Stuttgart-Möhringen eine Betonsäule (die übrigens exakt so angestrichen ist wie der Hintergrund und sich so tarnt!) übersehen und mit ca. 3-5 km/h und einem unglaublich lauten Knall eingeparkt.
Schöner Sch*$%& – von außen sah man nur einen dicken fetten Kratzer.
Um es kurz zu machen – das Ende vom Lied war, dass ich eine echt lange Odyssee mit dem verbauten Radarsensor erlebte. Am Ende lag es nur an einer völlig verbogenen Kunststoffhalterung dieses Sensors innerhalb der Stoßfängerhülle.
Um meinen Wagen schön und „neu“ zu erhalten, entschied ich mich dazu die Hülle komplett zu erneuern – den Sensor (aus Lehrgeldgründen) ebenfalls. Nun ist der blackbird wieder wie neu – besser sogar, denn die in 040 neu lackierte Stoßfängerhaut weißt ein besseres color matching auf, als das am Band verbaute Teil.Was ich noch zum Besten geben kann, da es leider immer noch einige Zweifler in dieser Richtung gibt: auch als jemand der durchaus ein wenig vom Autofahren versteht und auch gerne mal forcierter unterwegs ist, war der Ausfall des aktiven Totwinkel- und Spurhalteassistenten ein wirklicher Verlust. Wenn man einige Wochen ohne diese beiden Funktionen im Straßenverkehr unterwegs ist, dann merkt man sie eigentlich erst so richtig zu schätzen – bloss kann man das nicht wirklich gut im geschrieben Wort überliefern, man muss es selbst erleben und seine Erfahrungen sammeln. Ich jedenfalls freue mich bei jeder Fahrt darüber seinerzeit das FAP+ (Fahrerassistenzpaket Plus) mit bestellt zu haben.
Beim Thema Sägezahn blieb ich bislang in meiner autofahrerischen Karriere verschont von Erlebnissen solcher Art. Ja, bis jetzt – die serienmäßig verbauten Continental SportContact 5 SSP MOE wiesen an der Vorderachse nach nicht einmal 30.000 km (und bei gut 5-6 mm Restprofil) eine massive Sägezahnbildung auf. Ich dachte zunächst an einen Radlagerschaden an meinem schönen Wagen.
Kulanz oder Entgegenkommen von Mercedes gab es nach 1,5 Jahren nicht und man verwies mich an den Reifenhersteller, dieser jedoch sagte dass das bei „gleichmässiger und langer Fahrt“ auftreten könnte… also bei jedem der viel und weite Autobahnstrecken zurücklegt. Vielen Dank auch.
Ich wechselte nun auf eine Runflat-freie Bereifung und entschied mich für den Dunlop SportMaxx RT MO. Mit diesem machte ich auf meinem vorherigen Fahrzeug bereits sehr gute Erfahrungen und immerhin verwendet AMG nur diese Bereifung für den C 43.
Vorläufiges Fazit – kein übermässiger Verschleiß auch bei strammen 13.000 km die ich mit diesen bereits gefahren bin, zudem sehr leise und guter Grip.
Zu den zarten „Tuning-Anklängen“ in Form des K&N Einlegesportluftfilters gibt es seit einigen Monaten bereits einen kleinen Artikel hier bei uns KLICK
Übrigens, der Staubfilterwechsel im Motorraum hat jährlich zu erfolgen, der des echten Pollen- und Feinstaubfilters (ein von Mercedes selbst entwickeltes Bauteil!) im Beifahrerfußraum bloss alle zwei Jahre.
Diese Tätigkeiten kann man gut – wenn man etwas Schraubererfahrung besitzt – in Eigenregie durchführen.Beim Assyst zahle ich übrigens immer gerne ein „paar Mark“ mehr und lasse die Unterbodenverkleidung entfernen (Arbeitsposition 61-1042; 7,00 AW), damit das alte Motoröl abgelassen statt abgesaugt wird. Dabei fühle ich persönlich mich wohler und es ist immerhin für sämtliche AMG-Fahrzeuge auch vorgeschrieben. So schlecht kann es also nicht sein!Als ich die Winterräder im November auf den Wagen steckte, habe ich mir auch gleich die Bremsbeläge angeschaut und überrascht. An der Vorderachse hat der Wagen noch weit über 50% Restbelagstärke, wobei an der Hinterachse der Wechsel bei ca. 60.000 km fällig werden dürfte.
Die Bremsanlage an der Vorderachse der AMG Line stammt ja von Brembo, wie bereits im vergangenen Jahr berichtet und scheint ihren Job richtig gut zu erledigen – bissfest, direkt, zurückhaltend und sparsam.Abschließend meine wiederkehrenden Worte zu diesem Wagen – auch nach mittlerweile über 57.000 km (ja, der Wagen fuhr noch ein paar Strecken während dieser Artikel entstand) mit dem blackbird bin ich hellauf begeistert. Es gibt selbstverständlich hier und dort ein paar Punkte die man noch verbessern oder abändern könnte, aber ein Automobil ist immer auch ein Kompromiss. Ein Kompromiss zwischen den verschiedenen Abteilungen innerhalb eines Automobilherstellers. Design, Konstruktion, Versuch, Marketing & Vertrieb und After-Sales. Diese Abteilungen mit ihren Ansprüchen und Anforderungen unter einen Hut zu bekommen ist im Endergebnis immer ein Stück weit ein Kompromiss – aber im Falle des W205 ein verdammt guter und schöner.
Gewaschen wird der Wagen nach wie vor von Hand – was allerdings durchaus eine ziemlich Disziplin voraussetzt, denn hierdurch hat man oftmals auch 2-3 Wochen ein schmutziges Fahrzeug. Denn a) gibt es nicht überall schöne SB-Waschplätze und b) hat man nicht immer Zeit oder c) die Witterung spielt nicht mit.Mein C 250 bleibt weiterhin etwas (zu) trinkfreudig, die Auflistung bei Spritmonitor genau 9,23 l/100km auf 56.924 km (insgesamt 5.257 l). Zufrieden wäre ich, wenn vorne eine 8 stehen würde – dennoch ist der Verbrauch, der zwischen 8,5 und 10,0 Litern pendelt für einen so sportlichen und zugleich recht großen Wagen mit 211 PS angemessen.
Hier noch einige Impressionen einiger #roadtrips die ich mit dem blackbird im vergangenen Jahr erlebt habe.Bis bald wieder auf diesem Sender – euch allen eine gute Fahrt mit dem guten Stern auf allen Straßen.