20.000.000 Mercedes-Benz aus Sindelfingen
Das Jahr 2015 symbolisiert ein äußerst ereignisreiches Jahr für das Werk Sindelfingen. Nicht nur, dass es im Sommer diesen Jahres sein 100-jähriges Bestehen feiern durfte, nein auch ein Produktionsjubiläum sollte ihm noch im Laufe des Jahres geschenkt werden.Jetzt Anfang Dezember verließ der 20.000.000ste dort gefertigte Mercedes die Bänder der Endkontrolle und rollte aus eigener Kraft aus der Werkshalle im Bau 46 (dem Gebäude der S-Klasse Fertigung).Denn es handelt sich bei dem Jubiläumsfahrzeug um einen S 500e lang PIH (plug-in hybrid) und somit rein zufällig um die derzeit zukunftsträchtigste Motorisierung die innerhalb der Baureihe 222 angeboten wird. Doch zu dem Fahrzeug später mehr!
Obwohl das Werk bereits seit über 100 Jahren besteht, handelt es sich dabei nicht einmal um das Älteste der Daimler AG. Das Werk in Berlin-Marienfelde wurde als Produktionsstandort der DMG bereits im Jahr 1905 eröffnet und so zählt man die Zahl der produzierten Fahrzeuge aus Sindelfingen erst ab dem Jahr 1946. Aus gutem Grund, denn erst mit Ende des 2.Weltkriegs begann man im Werk Sindelfingen mit der kompletten Produktion von Fahrzeugen. Zuvor produzierte man lediglich Karossieren sowie andere Bauteile und nahm deren Endmontage im Werk Untertürkheim vor.Mit den 1946 vorgestellten neuen Typen 170 S und 170 SD begann der Wiederaufbau und Wiederaufstieg des Werks Sindelfingen. Es handelte sich hierbei – wenn man es mit heutigem Sprachgebrach ausdrücken möchte – nur um eine MOPF der Vorkriegsvarianten des bekannten Typs 170.
Doch das interessierte seinerzeit die Menschen (Mitarbeiter wie Kunden gleichermaßen) eher wenig, es ging mehr darum endlich wieder Sindelfinger Qualität anbieten zu können.
Als kleine Anspielung an die damals bereits historische Vergangenheit trugen die Fahrzeuge teilweise seitlich an der A-Säule ein beaknntes kleines Schild, auf dem voller Stolz geschrieben stand: „Sindelfinger Karosserie“.
Der Rest ist Geschichte, mit der ersten völligen Neukonstruktion der Baureihe 121, den so genannten kleinen Ponton Mercedes begann der Aufstieg. Schnell fiel hier die erste Rekordmarke in der Produktion.Im Jahr 1970 feierte man z.B. bereits den 2.000.000 Mercedes aus Sindelfingen.Durch immer mehr erfolgreiche Baureihen, nicht nur den Strich-8 genannten Typen der Baureihen 114/115, sondern gerade auch wegen solcher Baureihen wie den W123. Dieser musste Ende der 1970er Jahre regelrecht unter den Kunden verteilt werden, man kam mit der Produktion einfach nicht hinterher. Lieferfristen von bis über drei Jahren waren anfänglich keine Seltenheit. (Mercedes-Mitarbeiter bekamen damals für ihre Jahreswagen mehr Geld als sie ursprünglich bezahlt hatten, auch das ist Historie)
Man konnte hier bereits am 19.September 1982 (knapp fünfeinhalb Jahre nach Vorstellung) das zwei Millionste Modell feiern – das gab es bis dato noch nicht.Auch wurden erstmals hochmoderne Produktionsanlagen zur Entlastung der Mitarbeiter eingeführt.
So zum Beispiel die Hängedrehförderer die heute bei so gut wie jedem Automobilhersteller zum Einsatz kommen.In dem Ende der 1990er Jahre ermöglichte eine immer besser mit der Produktion verknüpfte Entwicklung, durch mehr Rechnenpower, auch Nischenmodelle sinnvoll zu realisieren. Hiermit wurde das Portfolio der im Werk produzierten Fahrzeuge stetig weiter erhöht.
Heute werden im Werk unter anderen die folgenden Baureihen produziert: W/S212 (E-Klasse) ; C/X218 (CLS); C/A217 (S-Klasse Coupé & Cabriolet); W/V/X222 (S-Klasse Limousine, Lang-Limousine, Maybach) sowie die C190 (AMG GT).Doch man muss an dieser Stelle auch ganz klar sagen, Sindelfingen ist nur im Verbund mit den anderen Werken stark. In erster Linie muss man hier wohl Bremen nennen und dann erst Rastatt (da es sich hierbei um den Produktionsstandort der NGCC handelt, die in Sindelfingen traditionell nicht produziert wurden und werden).
Im Sindelfinger Werk sind rund 26.000 Mitarbeiter beschäftigt – im vergangenen Jahr 2014 liefen genau 367.313 Fahrzeuge von den Produktionsbändern.
Im zum Werk gehörenden Kundencenter Sindelfingen werden täglich über 250 Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert.Meine persönliche Beziehung zum Werk Sindelfingen beginnt bereits mit der frühen Kindheit, als mein Vater nach langer Wartezeit auf seinen W123 (der zuvor besessene /8 wurde bei einem Unfall völlig zerstört), diesen endlich im Spätsommer 1980 übernehmen konnte.
Erstmals selbst im Werk war ich dann im Frühjahr 1989 im Rahmen einer Werksbesichtigung mit dem kleinen alten Bus. Ich erinnere mich noch gut daran, wie der Guide meiner Mutter und mir erzählte das dort hinten noch die letzten Exemplare des SL (R107) produziert werden, der letzte Wagen im Werk mit von Hand ausgeführten Schweißarbeiten an der A-Säule.
Seither war ich bestimmt 25mal auf einer Werksbesichtigung und bekomme auch heute noch nicht genug davon. Ich mag es zu sehen wie der Mensch aus einer Rolle Stahlblech am Ende der Maschinen ein blitzendes Automobil erschafft. Für mich in seiner Faszination ungebrochen.Spannend an dem Jubiläum des 20.000.000 Fahrzeug aus Sindelfingen ist, dass Mercedes-Benz gleichzeitig über 20.000.000 Fans /Follower auf Facebook hat. Die Beliebtheit ist also heutzutage so hoch wie nie.
Grund genug für Produktionsvorstand Markus Schäfer und Mercedes-Chef Dr. Dieter Zetsche diesen historischen Moment zu feiern.Der obsidianschwarze S 500e PIH wird in den kommenden Wochen und Monaten für besondere Anlässe immer wieder zu sehen sein. Er wird sowohl an Mitarbeiter verliehen (z.B. für Hochzeiten o.ä.), aber auch an so genannte Meinungsmacher.
Wir von fünfkommasechs haben uns bereits beworben und unser Interesse bekundet – dann können wir endlich ein kleines Video zur Alltagstauglichkeit dieses Fahrzeugkonzepts drehen, das war der Wunsch von Johannes. Wir werden sehen.
Doch nun möchte ich recht herzlich zu diesem tollen Jubiläum gratulieren!
Einen ausführlichen Filmbeitrag wird es in den kommenden Tagen hierzu wie gewohnt ebenfalls geben – seid gespannt.