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Dritter und letzter Tag in Nardò: Mika Häkkinen und die Ahnenreihe der C-Klasse W205 nehmen Fahrt auf!

Published in fünfkommasechs.de

Drei Männer mit noch leicht zerknautschten Gesichtern stehen bei Sonnenaufgang vor einem Hotel in Lecce, Südostitalien und warten auf ihr Shuttle zur legendären Teststrecke von Nardò. Einer davon bin ich – und mache ob der frühen Tageszeit etwas zaghaft ein Foto der anderen beiden jungen Herren vor der Glastür.

“Show me, show me!”

Der schnelle Blonde möchte sehen, was ich da geknipst habe

“Hmmm, the background is a bit dull, don’t you agree? Let’s take it again over there!”

Nichts lieber als das! Die beiden Jungs posieren jetzt noch einmal extra mitten auf der Straße für mich. Der eine ist seit 30 jahren amtierender Rekordhalter auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Nardò und heißt Robert Schäfer. Der andere ist zweimaliger Formel-1-Weltmeister und hört auf den klangvollen Namen Mika Häkkinen – und er hilft gerne, wo er kann, auch wenn es nur um Erinnerungsfotos wie dieses geht.

Robert Schäfer und Mika Häkkinen am frühen Morgen in Lecce, Südostitalien. Der zweimalige Formel-1-Weltmeister ist zur besseren Unterscheidung am “H” in der Gürtelschnalle zu erkennen. ;-)

Ja, Mika ist wirklich so, wie man ihn aus seinen zahlreichen TV-Auftritten und Werbespots kennt: ein lausbübischer Vollprofi mit bescheidenem Auftreten, Selbstironie und einem Feinsinn für subtilen Humor.

Das Eis ist gebrochen, und wie auf Bestellung reisst nun auch der Himmel auf. Wir erleben mitten im November so etwas wie Spätsommer hier in Apulien. Die letzten Tage war es bedeckt bis regnerisch, und auch die Prognose für das Wochenende sieht durchwachsen aus. Aber exakt heute am Tag der großen Presseveranstaltung des 15. November 2013 im NTC (Nardò Technical Center) strahlt die Sonne, während das Städtchen noch tief und fest schläft.

Die ersten Sonnenstrahlen künden von einem großartigen Tag, der vor uns liegt

Der Shuttle ist da, und zu uns gesellt sich auch Michael Bock, Leiter Mercedes-Benz Classic und somit unser oberster Gastgeber hier, der auf der Fahrt ganz beiläufig einen Satz formuliert, den sich spätestens am Abend dieses ereignisreichen Tages jeder Teilnehmer, egal ob Teammitglied, Zeitzeuge, Journalist oder Fotograf (wie ich) zu eigen machen könnte:

“Wir haben schon einen phantastischen Job!”

Oh ja, auch wenn es für mich kein Job ist, sondern unbezahlter Urlaub, so sind diese 72 Stunden Nardò kaum in ikonengold-metallic aufzuwiegen.

Als wir mit unserem Viano die Zufahrt zum Gelände erreichen, beginnt wieder die Sicherheits-Prozedur: Gesichtskontrolle der Insassen, Scannen unserer Zugangsausweise, eine Fotografenweste für mich, Versiegelung der Handykameras für die anderen Passagiere – auch das iPhone von Mika erhält ein Siegel auf seine Kameralinsen.

Der macht sich daraufhin einen Spaß und will die Klebchen gleich wieder abpulen. Seine Assistentin rät ihm mit kaum unterdrücktem Amüsement davon ab:

“Mika, behave! They are going to put you in jail!!!”

“Oh, and what then? Ah I see… I will have to eat tasty Pasta and drink delicious red wine every day!” und lacht.
“Every day! Wonderful Pasta for breakfast, for lunch, for dinner… and this amazing red wine? OK, you’re right – I’ll better be good then!”

Wie gern hätte ich den finnischen Formel-1-Weltmeister in einer solchen Diskussion mit den italienischen Security-Leuten erlebt, nachdem er mit seinem iPhone illegalerweise einen Erlkönig fotografiert hätte, an dessen Entwicklung er ohnehin beteiligt gewesen ist ;-)

Wir erreichen unsere Destination in der “kleinen grünen Hölle” der Anlage: hier am Handlingkurs ist die Hospitality aufgeschlagen: ein Zelt als Lounge mit leichtem Catering. Leider nur wenig Pasta und kein Rotwein, aber dafür mit den nicht minder leckeren Ausstellungsfahrzeugen in Blickweite, welche jetzt wunderschön in die Morgensonne getaucht sind.

Noch ist wenig los, und bevor der Tross mit den Journalisten hier eintreffen wird, habe ich Gelegenheit, ein paar unaufdringliche Schnappschüsse der Stars zu machen – von denen aus Fleisch und Blut ebenso wie von denen aus Blech.

Der Altmeister zeigt dem Frührentner den Vorgänger des AIRPANEL

Robert Schäfer zeigt Mika Häkkinen den 190 E 2.3-16 des “Team weiß”, der baugleich mit seinem “roten” Rekordfahrzeug von 1983 ist. Gerade sind wir bei der manuellen Verstellung der Jalousie vor dem Kühler, der sich auf diese Weise um bis zu 75% von anströmender Kaltluft in der Nacht schützen liess. Dadurch sollte das Triebwerk davor geschützt werden, bei Vmax womöglich unter seine optimale Betriebstemperatur zu fallen.

Ein Feature, das nur die drei Rekordfahrzeuge der Baureihe 201 hatten, das aber recht ähnlich als “AIRPANEL” in der aktuellen Nachfolgebaureihe 205 wieder erhältlich sein wird, wenn auch nicht aus thermischen, sondern vor allem aus Gründen der weiter optimierten Aerodynamik.

Ein früher Vorläufer des “AIRPANEL” der Baureihe 205: die manuell betätigte Kühlerjalousie des W201-Rekordfahrzeugs

Eben gerade ist auch der Chef eingetroffen und schreitet dem Anschein nach mit einer Mischung aus Stolz, nostalgischer Verträumtheit und der Fasziniertheit eines Vollblut-Ingenieurs die Ausstellungsfahrzeuge ab. Der Stadtwagen interessiert Prof. Breitschwerdt dabei ganz besonders. Ich beobachte die Stille Szene aus einiger Entfernung, und halte eine Situation dann doch auch per Schnappschuss fest.

Als er mich bemerkt, bitte ich um ein extra Lächeln für die Kamera. Das kommt vom Medienprofi Prof. Dr.-Ing. Breitschwerdt wie aus dem Passbildautomaten. Den Stadtwagen und mich ehrt es sehr.

Nostalgie im Wechseltakt mit aktuellen Erlkönigen

Bald darauf beginnt das Programm für die geladenen Pressevertreter. Dabei kann eine Fahrzeugauswahl aus drei Jahrzehnten C-Klasse abwechselnd hier über die wohlkomponierte Handlingstrecke, über die Dynamikfläche etwas abseits von uns und draussen auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von den Journalisten selbst gefahren werden. Letztere beiden Locations sind aber nur zu bestimmten Zeitfenstern zugänglich, denn es findet ja auch weiterhin der reguläre Testbetrieb auf der gigantischen Anlage statt.

Ein Umstand, der die Leistung des Orga-Teams für mich noch zusätzlich aufwertet, denn solch einen Coup muß man erstmal landen: knapp 30 internationale Journalisten in einen hochsensiblen, von der Öffentlichkeit abgeschirmten Bereich einschleusen, ohne ihnen ein Gefühl eingeschränkter Bewegungsfreiheit zu geben. Chapeau!

Die Hospitality liegt zwar dafür günstig  in einer dicht bewachsenen Senke und bietet daher keine Sicht auf den Rest der Anlage. Dennoch werden vor allem wir Fotografen genauestens überwacht. Angestellte des Betreibers haben stets ein Auge darauf, wo wir uns befinden und in welche Richtung wir unsere Kameras richten.

Der letzte je gebaute 190er: der sogenannte Bandabläufer der Baureihe 201 in dynamischer Kurvenlage. Kein Problem für die revolutionäre “Stängeles-Achse”, die 1982 im 190er Premiere hatte

Ausser mir gibt es drei weitere Fotografen von Daimler. Wir verteilen uns unter den Gästen und rund um die Handlingstrecke. Ich arbeite mich entlang der Leitplanken vor bis zu einer Position, die eine guten Tele-Perspektive hinein in eine Kurvenkombination bietet. Hier gelingen einige schöne Staffelaufnahmen mit dynamischen Fahrlagen. Wie immer bei so etwas besteht die Arbeit zu 95% aus Warten auf die Fahrzeuge.

Die beste Fotoposition – oder: gibt’s hier eigentlich Schlangen?

Es ist sonnig, die Grillen zirpen, von weit her hört man Autos auf der Steilbahn des Rundkurses vorbeirasen – und es raschelt hier und da im Unterholz. Ein Kollege steht unweit von mir, und genau wie ich hüfttief im Gestrüpp. Wir winken uns zu und ich scherze darüber, daß es hier sicher nur so von Schlangen wimmelt. Er nickt nur ernst. “Ja, Vipern!” und mir bleibt mein Späßchen im Halse stecken. Er Gummistiefel, ich Chucks – wie meistens.

Nun gut, das sollte dann wohl mein Schicksal sein. Mit einem Gips der Unfallklinik Frankfurt hergereist, mit Schlangenbissen und amputiertem Unterschenkel aus Nardò horizontal zurück. Doch halt! Ein echter Mann stirbt lieber auf der Rennstrecke statt daneben, deshalb setze ich mich bald in Bewegung richtung Treffpunkt für die nächste Fahrt hinaus auf die Kreisbahn.

Aus einer ähnlichen Situation in Australien hatte ich gelernt: immer schön Aufstampfen beim Gehen, denn Schlangen können das nicht leiden und verkriechen sich. So bewege ich mich stampfend am Konstrukteur des 190E mit OM 651 vorbei, der mir entgegenkommt, um mit seinem Kollegen eine Fahrt von Häkkinen im C63 AMG hautnah von der Leitplanke aus zu erleben, und mir stattdessen noch lange fasziniert hinterherschaut.

Ungesichert aber überglücklich

Am Startplatz der Rundkursfahrt angekommen hat es sich ein Fotografenkollege schon auf der offenen Pritsche eines E-Klasse-Kombis “gemütlich” gemacht. Der S212 wird dem Konvoi aus den Baureihen 201 bis 204 mit geöffneter Heckklappe vorausfahren und uns Fondpassagieren von diesem Logenplatz aus “Car to Car Shots” auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke ermöglichen.

Ich begebe mich direkt neben den Kollegen ebenfalls in Bauchlage mit Kopf richtung Heck und versuche dabei, mit Gips an der einen und Kamera in der anderen Hand irgendwie anderweitig Halt zu finden. Letztlich aber gibt es ausser Einhaken mit dem Fuss in die Spalte zwischen Rücksitz und Tür und dem vollen Vetrauen zum Fahrer keine Sicherheit – dafür aber wenigstens keine Schlangen.

Wenig später sind wir auf der legendären Kreisbahn und nehmen Fahrt auf. Die Abgase wirbeln in den Innenraum und machen die Show zum ganzheitlichen Erlebnis für einen Petrol Head wie mich. :-) Angst braucht man – auch mit Handicap – wirklich nicht zu haben, und wenn, dann weicht sie sehr schnell der Begeisterung für das, was man hier vor die Linse kriegt.

Benebelt und beglückt sehe ich den “weißen” Sechzehnventiler mit seiner Großfamilie eine ausgeklügelte Choreographie auf der 12,6 Kilometer langen Rundstrecke vollführen, die wir zwei oder drei mal abfahren – alles für meine Kamera und die meines Kollegen. Dazwischen eine Pause für ein Gruppenbild auf offener Strecke.

Selbiges interessiert mich aber weniger als der kurze Moment, in dem der Rekordwagen einfach so dasteht. 30 Jahre nach seinem Triumph, wieder topfit gemacht, mit alter Patina und neuen Reifen, schräg auf der Steilbahn eingeparkt und mit sich selbst im reinen in der Novembersonne Süditaliens. Gänsehaut bei 20°C! In den vielleiht fünf Sekunden, bevor die Truppe Journalisten sich gierig nach einem Andenken um das Fahrzeug postiert, schiesse ich eines meiner Lieblingsbilder der Veranstaltung. Ein Zen-Moment mit Blende 5,6!

Danach wende ich mich in die andere Richtung, wo die restlichen Fahrzeuge am Wegesrand parken. Ein Ur-190er – erkennbar an der einzelnen Wischerdüse – reckt seine Nase in die Sonne, als wolle er extra für meine Kamera gut aussehen. Obendrein auch noch ein Vergaser mangels “E” auf dem Heckdeckel. Klick!

Aufsitzen, denn es geht weiter! Bäuchlings entstehen weitere wunderbare Bildkonstellationen.

Zum Beispiel gesellt sich Ayrton Sennas einstiges Dienstfahrzeug zum Nardò-Boliden. Jeder ist jetzt einmal an der Reihe und darf parallel zum Sechzehnventiler für die beiden Kameramänner auf der S212-Pritsche posieren. Die Formation wird dabei meist durch lustvolles Beschleunigen eines der beteiligten Klassikfahrzeuge aufgelöst – immer wieder ein akustischer und zeitlich versetzt auch olfaktorischer Genuß.

Ohne Feinstaubplakette und ohne Anschnallgurt, aber quietschfidel – das habe ich seit meiner Kindheit in den frühen Achtzigern so straffrei nicht mehr erleben dürfen.

Dann geht es pünktlich wieder runter von der Strecke. Unser Foto-Zeitfenster war eng begrenzt und musste unbedingt eingehalten werden. Denn jetzt haben die Autos von morgen und übermorgen wieder freie Fahrt, und die sind nicht nur mehr als doppelt so schnell, sondern verständlicherweise auch sehr kamerascheu.

Durch einen Tunnel verlassen wir die vierspurige Arena und ich nutze die Gelegenheit noch für ein vorletztes, ein letztes und auch noch 5 allerletzte Fotos der Formation. Mein Kollege stupst mich schon gleich an:

“Runter mit der Kamera! Wenn die den Verdacht haben, daß du hier weiterknipst, beschlagnahmen sie Deine Speicherkarten.”

Das scheint nicht nur ihm einige Male während des Aufenthalts so ergangen zu sein, sondern auch einem mitgereisten Filmteam. Als seitens der Aufpasser der Verdacht bestand, dass während einer Fahrszene ein Erlkönig in weiter Ferne mit ins Kamerabild gelangt sein könnte, musste die Aufzeichnung kurzerhand nochmal gesichtet werden und hätte schlimmstenfalls gelöscht und wiederholt werden müssen.

Im Hintergrund ein Rescue Car unseres Gastgebers Porsche, der das NTC seit Jahren betreibt

Auch ich erlebe die Wachsamkeit der (durchaus freundlichen) Angestellten unseres Gastgebers. Als wir wieder am Handlingkurs und damit in der Hospitality angekommen sind, bittet mich der Kollege Elbrigmann von der Autozeitung Classic Cars um Amtshilfe, sprich: meine fotografischen Dienste. Ein Dreigestirn aus Prototypen der Baureihe 201 soll für das Magazin fotogerecht manövriert und abgelichtet werden. Beim Manövrieren darf ich gottseidank passen. Aber viel Spielraum für eine kreative Bildumsetzung ist da ebensowenig, weder zeitlich noch räumlich, denn die Fahrzeuge können oder sollen sich nicht aus eigener Motorkraft bewegen.

Für das Titelmotiv lasse ich mir dennoch etwas einfallen: von einer Leiter aus möchte ich eine wenigstens leicht erhöhte Sichtposition auf die Autos erlangen. Doch kaum stehe ich freihändig auf halber Höhe der Leiter und richte die Kamera aus einer reinen Balancebewegung heraus richtung Horizont statt nach unten, zupfelt ein Herr mit schwarzem Anzug und Knopf im Ohr an meinem Hosenbein und bedeutet mir mit einem tadelnden Zeigefinger, dass ich wohl gerade mit dem Feuer spiele. Oha!

Nun denn, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und Diskretion eine der Kernkompetenzen des Nardò Technical Center. Das bisschen Vogelperspektive hatte eh wenig Taug und so bleibt es bei den Bildern, die man nun auch in der ersten Ausgabe des Jahres 2014 der ClassicCars finden kann. Immerhin!

Autozeitung ClassicCars, Ausgabe 1+2/14 | Erschienen am 11. Dezember 2013

Regentaufe für den kleinsten Babybenz

Das milde Klima trügt darüber hinweg, dass es an diesem 15. November längst Spätherbst ist und die Sonne am Nachmittag bereits ihre Abschiedsvorstellung gibt. Doch diese hat es in sich. Überhaupt verlief der Tag wie eine Hommage an die 201 schicksalhaften Stunden von 1983. Sogar ein kleines Regen-Intermezzo war dabei und bescherte dem kleinen Stadtwagen vielleicht für das erste Mal in seinem 32jährigen Dasein solch ein Wetter-Erlebnis – und schuld war ich. Denn der Kleine war zum Zwecke der Autozeitung-Fotos für meine Kamera unter freien Himmel geschoben worden – auch mit tatkräftiger Hilfe des Entwicklers des Sechzehnventilers, Dr. Jörg Abthoff.

Drei Männer bei unterschiedlich schwerer Kraftanstrengung (v.l.n.r.): ClassicCars-Redakteur Thorsten Elbrigmann, Motorenpapst Dr. Jörg Abthoff und Manfred Oechsle, der den 190 E 2.3-16 Rekordwagen für Nardo wieder mobil gemacht hat, schieben mehr oder minder gemeinsam den “Stadtwagen” auf Fotoposition ;-)

Michael Buck im Gespräch mit dem früheren Vorstandsvorsitzenden der Daimler-Benz AG, Prof. Dr.-Ing. Werner Breitschwerdt

Zukunft mit Vergangenheit im W201: der Elektro-190er und sein Schöpfer

Wenn wir Jüngeren uns schon nicht verausgaben, ein anderer Jüngerer tut es sehr wohl, und er gehört trotz seines zarten Alters von 48 Jahren ebenfalls zu den Zeitzeugen der Ära W201. Die Rede ist von Michael Buck (nicht zu verwechseln mit weiter oben genanntem Michael Bock), der zu den Pionieren der Elektromobilität in der jüngeren Geschichte von Mercedes-Benz gehört.

Sein Baby ist der rote Elektro-190er, den er als gerade einmal 26jähriger auf dem Genfer Autosalon 1991 als Entwickler präsentieren durfte. In den Neunzigern fahren zehn dieser Fahrzeuge sowie weitere zehn vom Typ MB 100 mit Gleichstromantrieb im Großversuch über Rügen. Buck ist maßgeblich an diesem Forschungsprojekt beteiligt.

Die alternativen Antriebe sind auch heute noch seine Leidenschaft. Im Moment beschäftigt ihn u.a. die B-Klasse F-Cell, also der Brennstoffzellenbereich bei Daimler.

Die Kabelaufwicklung an seinem Forschungsfahrzeug hat so ihre Tücken: der Entwickler höchst selbst zeigt dem Redakteur der Autozeitung ClassicCars, wie’s richtig gemacht wird

Der Hobbypilot zeigt Thorsten Elbrigmann und mir mit ungebrochener Begeisterung seinen Forschungswagen aus 1991. Wir lernen wunderbare Details kennen wie etwa das digitale Taxameter im Innenraum, das zur Statusanzeige der Batterie umfunktioniert wurde.

Oder auch die integrierte Kabeltrommel für den Ladestromstecker vorne. Das bis zu 115 km/h schnelle Fahrzeug, das die Hälfte seiner Rücksitzbank zur sarkophag-artigen Unterbringung der Schwiegermutter… äh… der Batterien einbüßen musste, ist nach heutigen Maßstäben mit seinen gerade einmal 42 PS maximaler Kurzzeit-Leistung bei gut 1,5 Tonnen Gewicht zwar wenig konkurrenzfähig, aber es ist der eindrucksvolle Beweis, wie ernst Daimler das Thema Elektromobilität schon seit Jahrzenten nimmt. Die Technik wirkt klobig, aber durchaus serienreif.

Wie gern hätten wir mal eine Runde gedreht, aber die Batterie dürfte “platt” gewesen sein.

Der Rest des Tages ist ein güldenes Potpourri ais Impressionen bei Offenblende – und ein nach verbrannten Slicks duftender Gruß von Mika Häkkinen. Der war morgens noch von Classic-Chef Michael Bock freundlich darauf hingewiesen worden, dass nur ein einziger Satz weiterer Reifen für den C63 zur Verfügung stünden und er entsprechend mit seinem Temperament am Fahrpedal haushalten müsse. Als sich aber schließlich das Ende der Veranstaltung ankündigte, beglückte Mika seine letzten Fahrgäste jeweils mit einem zünftigen Donut kurz vor der Zieleinfahrt. Welch ein Spass für alle Beteiligten!

Ein spektakulärer Abschluss eines unvergesslichen Tages! Ich bin überglücklich – und körperlich wie erschlagen. Mit einer Hand und zwei Kameras an einem Ort, an dem man sich selber kaum ein Foto verzeiht, das man verpasst hat – das laugt aus. Dennoch bin ich dankbar über und sehr stolz auf das Erlebte!

Auf der Rückfahrt im Bus sitze ich zufällig neben dem Leiter des Daimler-Konzernarchivs und wir kommen ins Gespräch. Ich hab da nämlich so eine Idee bezüglich einer Zeitreise… allerdings hat die mehr mit dem 126er zu tun als mit dem W201. Mal sehen was daraus wird!

Hier noch ein paar Links zum Thema:

Teil 1 der Reportage: “Zurück in Nardò: der Weltrekordler 190 E 2.3-16 (W201) feiert mit seinen Schöpfern”

Teil 2 der Reportage: “Tag 2 in Nardò: die Pioniere der “C-Klasse” W201 auf der Weltrekordstrecke und beim Kamingespräch”

Unser Videointerview mit den Zeitzeugen auf Vimeo

Unsere Fotogalerie vom Event

Original: 5komma6

 

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