Feinkostplakette für uns und Freibier für Euch!
Mal unter uns: wenn Ihr das Wort “Genußmensch” hört, dann denkt ihr doch sicher an den Bullen von Tölz oder Otti Fischer. Denn in aller Regel ist das doch nur die schmeichelhafte Bezeichnung für Individuen ab 150 Kilo aufwärts, die obendrein noch diverse Laster pflegen. Ich kenne hingegen einen Genußmenschen, für den dieser Begriff quasi erfunden wurde, der aber trotzdem nicht wie einer aussieht.
Als ich Christoph aus Magdeburg vor ein paar Jahren zum ersten Mal in seiner alten Heimat Köln (eigentlich ist er aus der Eifel) begegnet bin, war er rank und schlank, körperlich wie geistig hochbeweglich und hatte auch kein unmittelbar sichtbares Laster – außer vielleicht das Rauchen. Dem ist wohl auch immer noch so.
Den Genußmenschen konnte ich trotzdem schon damals sofort erkennen: am Kristallaschenbecher im Alltagswagen und am Typenschild desselben: “560 SE”!
Die maximalmotorisierte Stadtflitzervariante des 126ers ist für ihn als Alltagswagen gerade gut genug. Stark, schnell, geräumig, trotzdem vergleichsweise wendig und zeitlos elegant. Diese an sich ideale Kombination haben nur wenige Connaisseure außer ihm zu schätzen gewußt, weswegen der Typ 126.038 nur insgesamt 1.252mal gebaut wurde – das sind rund 150 Exemplare weniger als vom Typ 198 Flügeltürer, der sich im Laufe der Jahrzehnte obendrein noch vermehrt zu haben scheint. Das Gegenteil dürfte für den kurzen Fünfsechziger der Fall sein. Preislich ein ganz normales Gebrauchtfahrzeug, und trotzdem ein extrem seltener S-Klassiker, der ausgerechnet in Magdeburg sogar zweimal anzutreffen ist: noch einmal nämlich als Taxi!
fünfkommasechs.de ist ein bißchen mit Schuld daran, daß der Kompaktfünfsechziger vor inzwischen 5 Jahren in den Fuhrpark des Wahlmagdeburgers aus der Eifel gewandert ist. Christoph war so ziemlich seit Bestehen dieser Website regelmäßiger Leser des damals noch kleinen, privaten Blogs und irgendwann so hirngewaschen von meinen Schwärmereien über den nautikblauen 560 SEL, daß er so einen Fünfkommasechs unbedingt auch haben mußte.
In Berlin wurde er damals fündig, ist seitdem begeistert, und mittlerweile hat das Auto sogar in einem Film mit Katja Riemann mitgespielt.
Bei der Auswahl der Automarke kommen Genußmensch und Gastronom nur allerbeste Zutaten auf den Hof, überwiegend aus süddeutschem Anbaugebiet und selten jünger als 20 Jahre. Die guten Jahrgänge eben. Und natürlich darf in keiner guten Küche die italienische Note fehlen: eine Piaggio Ape ist wie Balsamicosirup für die Seele. und außerdem sehr praktisch für den Gastronomiebetrieb.
Nun könnte man seitenweise über die kreative Genußwelt schwadronieren, vor allem die automobilistische (das holen wir nach), konkreter Anlaß dieser Geschichte hier ist aber etwas anderes. Christoph betreibt neben einem Restaurant seit knapp einem Jahr noch ein zweites Standbein, nämlich einen Feinkostladen für Getränke.
Dort gibt es alles, was es nicht gibt – und davon nur das feinste, ohne die Kunden dafür gleich in die Privatinsolvenz treiben zu wollen. Erkennbar ist das für mich als Hessen schon daran, daß man mitten in Magdeburg-Buckau ein echtes Frankfurter Stöffche (Apfelwein) zum fairen Preis kaufen kann. Die Idee ist zu simpel um schlecht zu sein, und der Erfolg scheint Christoph recht zu geben.
Kurzum: Werbung braucht der Mann gar nicht, und es war auch kein entsprechender Hintergedanke dabei, als er mir neulich spontan diesen Schnappschuss links gemailt hatte.
Aber wenn der kurze Herr Fünfkommasechs dem langen Herrn Fünfkommasechs nunmal das Foto einer Flasche voll Fünfkommasechs zuschickt, dann hat das – für mich – durchaus Nachrichtenwert. Als er mir nach meiner Freudebekundung noch ungefragt eine Kostprobe des Stoffs per Post hinterherschickte, war klar, daß fünfkommasechs.de ab sofort seine eigene Biermarke haben müßte. Inoffiziell natürlich – die Brauerei weiß nichts davon.
Wer 126er fährt ist unserer Meinung nach als Genußmensch hinreichend qualifiziert, das ebenso zu sehen. Der Deal ist deshalb folgender: ihr schaut selbst mal bei Getränkefeinkost in Magdeburg vorbei und erhaltet bei Vorlage Eures gültigen Fahrzeugscheins (Fahrgestellnummer muß mit WDB126 anfangen) eine Flasche “Pale Ale 5,6″ gratis! Es gibt auch andere Oktanzahlen, keine Bange. Christoph und seine Mitarbeiter beraten Euch bei der Auswahl sicher gerne.
So, und für alle die, die mich jetzt der Vorteilnahme im Amt bezichtigen, sei noch folgende kleine Begebenheit nachgetragen, die das ganze Ausmaß der Küngelei schon wieder stark relativiert. In Christophs Care-Paket aus Neufünfland waren nämlich auch noch ein paar Aufkleber mit dem Logo von “Getränkefeinkost.de”. Einer davon ziemlich genau in der Größe einer Feinstaubplakette. Da ich meinen knallroten Fünfkommafünf aus ästhetischen Gesichtspunkten nun schon seit mehr als drei Jahren konsequent und unbeanstandet ohne grüne Plakette durch die Umweltzonen unserer Republik bewege, kam mir das ganz gelegen. Endlich ein Klebchen, das zum Auto (schwarzer Innenhimmel, schwarze Winterfelgen) paßte, und als Feinkostplakette einen zweifellos größeren Mehrwert hat als der Schildbürgerstreich mit der Feinstaubplakette.
Da hatte ich die Rechnung wohl ohne das Ordnungsamt Frankfurt gemacht. Keine 10 Stunden war das Pickerl drauf (wo vorher sonst jahrelang nichts war), schon wurde mir ein “Tatvorwurf” gemacht. Nun denn, dieses Verbrechen hab ich gerne begangen. Zum Wohl!
Apropos: “wie schmeckt das 5,6-Bier denn nun eigentlich?”, werdet Ihr Euch fragen. Dazu kann ich nur soviel sagen: es ist wie der M117 E56: kernig, herb und knallt sofort rein! Von daher besser nicht beides zur gleichen Zeit verwenden.
Original: 5komma6