Kn(a)utschzone: Wishful Drinking - der Tequila Wurm
Dieter Nuhr lehrt uns: Es gibt Dinge die tut man einfach nicht, auch wenn sie nicht explizit verboten wurden. Leere Dosen mit einer Schnur an einen Sarg hängen und eine Aufschrift "Just buried" anbringen zum Beispiel. Tut man nicht. Oder in einen Laden gehen und einen Vogel verlangen der nicht fliegen kann. Tut man nicht. Ähnlich verhält es sich mit der Durchführung von lebenserhaltenden Maßnahmen an älteren Mercedes Fahrzeugen. Billige Ersatzteile im Internet kaufen; Gebrauchtware mit zweifelhafter Herkunft und Funktion verbauen weil man sich denkt: Manchmal muss O.K. einfach reichen. Tut man einfach nicht, schliesslich stammen die Fahrzeuge aus einer Zeit als Regeln noch eine Bedeutung hatten, die Menschen noch wussten was Moral ist, Kir Royal tranken und dabei Monaco Franze schauten.
Als homo sapiens mit einigermaßen ausgeprägter Figuralintelligenz muss ich jedoch admitieren das man es mit der Originalität und der Fahrzeugpflege auch übertreiben kann. Tu ich. Allerdings habe ich eine Entschuldigung: Ich glaube das ein Wurm in meinem Gehirn wohnt, der mir zuflüstert wie ich erneut Zeit und Geld ins Fahrzeug investiere. Der ernährt sich davon. Dieser Wurm wurde mir wahrscheinlich von Mercedes-Teiletresen Mitarbeitern implantiert, die mich mittels psychedelischer Pilze in Ihre Gewalt brachten und gläserne, röhrenartige Instrumente in meine Körperöffnungen geschoben haben um so dem Wurm Zugang zu verschaffen. Der Wurm - er hat sich mir nicht vorgestellt, daher nenne ich ihn den Tequila-Wurm, womit ich zumindest eine geringfügig positive Assoziation schaffe - hat mich immerhin eine effektive Methode zur Prüfung von Ersatzteilqualität gelehrt: Einfach in einen See werfen; wenn es schwimmt: Schlecht.
Doch genug der Entschuldigungen: Der Winter, sozusagen der Ramadan der Autoenthusiasten, ersetzt wegen der schlechten Witterung Fahren durch Pflegen. Folgend nun ein kleiner Bericht über die an meinem Fahrzeug durchgeführten Pflegemaßnahmen.
Wie zuletzt berichtet, hatte "der Meister" dem M103 in den letzten Sommerwochen der vergangenen Saison einen signifikant verbesserten Motorlauf aufgezwungen. Was auch immer der Herr Christiansen hier getan hat, und seine Erklärungen waren durchaus eloquent, Glück bedeutet manchmal das man nicht alles verstehen muss. Das Ergebnis ist weiterhin beeindruckend.
"Wer Sprache verstanden hat, kann einen Schimmel beschreiben ohne das Wort Weiss zu benutzen."
Das beschreibt in etwas den Level auf dem der Herr Christiansen mit dem W126 kommuniziert. Ich wäre gerne zur Hand gegangen, war angesichts der demontierten Triebwerkskomponenten jedoch zu sehr damit beschäftigt lebenswichtige Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Zudem leide ich bereits seit meiner Kindheit unter Kyphophobie.
Die erste Pflegemaßnahme des Winters betraf den Austausch des Radios. Zur Abnahme des Geschwindigkeitssignales muss das KI entfernt werden.Beides stellte sich letztlich als laientauglicher Task heraus, die ich sogar ohne Präsenz Support des Technik-Messdieners vollbrachte. (Applaus bitte)
Da das KI nun schon mal dem Fahrzeug entrissen war, erbot sich der Herr Christiansen auch gleich Zeiger und Schaltpunktmarkierungen im original RAL Farbton aufzufrischen. Wo er ihn herbekommen hatte, ist mir weiterhin ein Rätsel. Die angezeigte Uhrzeit im KI ist übrigens Zufall und kein Hinweis auf eventuelle Dringlichkeit. Hat sich gelohnt, es ist ein deutlicher Unterschied zu sehen.
Zudem fand sich in Klein Germersheim (Editors Note: der Christiansen'sche Teilefundus) noch ein nagelneues Rollo für die günstig ersteigerte Rollobox. Der Preis für die Box war mehr als akzeptabel, muss an der Farbe gelegen haben.
Das schon vor längerem erneuerte Zündschloss freut sich nun über das behutsame Eindringen eines neuen Zündschlüssels. Damit dieser sich während der Wartezeit bis zum nächsten Kopulationsakt wohlfühlt, hatte ein netter Forumskollege aus UK für eine kuschelige Unterkunft gesorgt.
Leider hatte der Lack des sehr roten VIP-Gleiters in der letzten Saison etwas gelitten. Hier zwei Bilder der Ausgangslage, die, nach Ihrer Entdeckung, meinen Wortschatz temporär zu einem Grunzen reduzierte:
Hier bestand dringender Handlungsbedarf der mir jedoch recht willkommen war, ich kann mich nun wirklich nicht den ganzen Winter mit der Frage beschäftigen, wie viel Prozent der weltweiten Wassermenge in eine Kuh passen. Nach einiger Zeit der Recherche, habe ich mich für den Einsatz folgender Hilfsmittel entschieden:
Folgend einige Eindrücke des Ergebnisses. Da es sich bei meinem Fahrzeug um Farbcode 540 und damit eine Uni-Farbe handelt, habe ich zunächst an einem anderen Fahrzeug in 199 experimentiert. Wie die Defektkorrektur im Detail funktioniert folgt in einem späteren Beitrag auf dieser Website. Das ganze ist gar nicht so schwer und mindestens so euphorisierend wie das Lutschen eines Stückes Butter.
to be continued...
Original: Fünfkommasechs.de | Aktuelles