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Test Renault Talisman Grandtour

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Er ist wahrlich ein grosser Wagen, der Renault Talisman Grandtour, 4,86 Meter lang. Er hat auch ein markantes Gesicht, dieser Renault, man erkennt ihn auf der Strasse sofort, die Lichtsignatur vorne verleiht ihm so etwas wie eine Maske. Das muss man nicht mögen, hat aber den Vorteil, dass man den Franzosen auf der Strasse sofort erkennt. Andererseits: Im vergangenen Jahr wurden in der Schweiz nur gerade 332 Exemplare verkauft, die Chance, dass man einen Talisman auf der Strasse sieht, ist also eher klein. Der Renault hätte aber sicher eine grössere Kundschaft verdient. Im Weg stand ihm in der Vergangenheit aber nicht bloss die (starke) Konkurrenz (und vielleicht der etwas eigenartige Name?), sondern wohl vor allem, dass es keine adäquaten Motorisierungen gab für den grossen und dabei eleganten Wagen. Und keinen Allradantrieb, den Herr und Frau Schweizer (und die Flottenkunden) halt schon sehr schätzen, ganz besonders in einem Kombi.

Nun, 4×4 ist weiterhin Fehlanzeige, aber mehr Kraft haben die Franzosen ihrem Top-Modell auf den Weg gegeben. 225 PS sind es nun, das ist immer noch nicht wirklich wild, aber deutlich besser als die bisherigen 200, zumal noch gut Drehmoment dazugepackt wird, 300 Nm sind es jetzt schon ab 2000/min anstatt 260 Nm erst bei 2500/min. Die neue Maschine, ein 1,8-Liter-Vierzylinder, der ausschliesslich mit einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt wird, kommt auch in anderen Renault zum Einsatz, etwa im Espace (der eh so etwas wie ein Bruder des Talisman ist), aber auch – in sportlicherer Aufbereitung – im Megane R.S. und sogar in der Alpine A110. Und damit sind wir auch gleich schon beim Problem: So richtig wohl fühlt sich der rund 1,7 Tonnen schwere Talisman nicht mit diesem Antrieb. Ganz besonders in der Früh, wenn die Betriebsflüssigkeiten noch kalt sind, da wirkt die ganz Einheit etwas störrisch, kommt nur schwer und dann etwas ruppig in Gang. Doch auch wenn dann alles schön warm ist, wird das nicht wirklich harmonisch – das DSG schaltet zu oft, die Drehzahlen sind eigentlich zu hoch. Dass wir hier bei «radical» jemals die Empfehlung aussprechen, hauptsächlich den «ECO»-Modus zu verwenden, das hätten wir uns auch nicht träumen lassen. Aber wenn alles etwas heruntergefahren wird, die Maschine sich nicht mehr an ihren eigentlich sportlichen Charakter erinnert, dann fährt sich der Talisman am souveränsten, rollt friedlich einher. Was sich bei unserem Test dann auch positiv auf den Verbrauch auswirkte: wir blieben wieder einmal unter den Werksangaben, statt 7,4 kamen wir auf doch erstaunliche 6,9 Liter. Und fragen uns gleichzeitig, ob man nicht mit dem 200-PS-Diesel nicht noch besser bedient wäre, so: ganz allgemein.

Wobei, es gibt noch ein Problemchen. Unser Testwagen war in der «S-Edition» serienmässig mit «Multi-Sense» ausgestattet, die auch die Kennung der Stossdämpfer regelt. Uns erschien «Normal» als zu hart, der Renault rannte allen Fugen und Rillen nach, obwohl er «nur» die 18-Zöller (245/45 R18) montiert hatte; dazu kommen nicht unwesentliche Kraftflüsse auf die Lenkung. In der «Comfort»-Stellung war das alles entspannter, lockerer – sehr angenehm. Man kann selbstverständlich auch alles auf «Sport» stellen, dann zieht der Franzose auch ganz schön ab (in 7,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h, Höchstgeschwindigkeit 240 km/h), doch irgendwie passt das nicht so recht zum Talisman, er hat nicht die passende Figur dazu. Die Allradlenkung hilt dem grossen Wagen in erster Linie bei langsamer Fahrt, sie macht den Kombi agiler; bei höheren Geschwindigkeiten spürten wir nicht viel davon, bei einem Radstand von über 2,80 Metern darf man einen guten Geradeauslauf ja voraussetzen.

Man sitzt gut im Talisman, bequem, ziemlich weit unten, was man sich in diesen Zeiten der allgegenwärtigen SUV-Seuche gar nicht mehr gewohnt ist. Auch hinten haben die Passagiere überdurchschnittlich viel Platz – und auch Licht, die Fenster sind grösser als nur Schiessscharten. Mit einem Volumen von 572 Litern ist der Kofferraum doch grosszügig bemessen, bei abgeklappten Rücksitzen stehen fast 1700 Liter zur Verfügung; die Ladekante liegt auf 57 Zentimetern Höhe, das passt auch. Innen ist alles angenehm unaufgeregt, der Touchscreen ist gross genug, ohne alles optisch zu dominieren, das Bedienkonzept ist wie bei allen Renault einfach und logisch, auch wenn man sich manchmal durch etwas gar viele Menu-Punkte fummeln muss, doch daran gewöhnt man sich schnell. In Sachen Verarbeitungsqualität ist Renault sowieso auf einem guten Weg – wer die ganz edle Ausstattung will, der kann auf «Initiale Paris» zurückgreifen, für 2000 Franken Aufpreis (im Vergleich zu «S-Edition») gibt es dort auch noch das ganz feine Leder.

Man muss so einen Renault Talisman Grandtour sowieso in die richtigen Relationen setzen. Er ist ab 36’500 Franken zu haben, dies mit einem 120-PS-Diesel. Für die S-Edition mit dem 225-PS-Benziner werden 46’600 Franken fällig, und da braucht man dann nicht mehr viele Kreuze zu machen in der eh nicht besonders langen Aufpreisliste. Für einen vergleichbaren Skoda Superb, den es mit anständiger Ausrüstung und als Benziner allerdings nur mit deutlich mehr PS (270) und Allradantrieb gibt, zahlt man dann schon sehr deutlich mehr, sprich: über 60’000 Franken. Der Peugeot 508 SW mit ebenfalls 225 PS kostet als GT auch satte 54’500 Franken. Es gibt eigentlich keinen Grund, weshalb man den Talisman nicht öfter auf unseren Strassen sehen möchte.

Mehr Renault haben wir in unserem Archiv.

Der Beitrag Test Renault Talisman Grandtour erschien zuerst auf radicalmag.

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