Die Torte, Fahrbericht VW Golf GTI Clubsport 2314
Fahrbericht VW Golf
GTI Clubsport
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Zm 40. Geburtstag des Golf GTI hat man in Wolfsburg gleich selbst ne Torte gebacken. Sie kommt 2016, heisst Golf GTI Clubsport und ist so, wie wir uns einen GTI vorstellen. Scharf, schnell aber immer noch massentauglich.
Klar, die Petrolheads schielen in dieser Klasse schon lange zu Seat. Denn die Spanier geben mit dem Leon Cupra eigentlich den Takt vor. Der Spanier hat 290 PS, generiert auf dem VW-Zweiliter-Vierzylinder. Beim Golf GTI war bisher bei 230 PS Schluss, der GTI-Performance hatte aber immerhin schon eine elektronisch gesteuerte Differenzialsperre. Aber eben, Dampf hatte er eigentlich zu wenig. Zumindest im Vergleich mit der konzerninternen Konkurrenz. Nun zieht man bei VW nach, zumindest zweitweise. Der GTI Clubsport leistet nominal 265 PS, kurzfristig sind dank der Boostfunktion auch 290 PS möglich. Also, so zehn Sekunden lang, wenn man das Fahrpedal so richtig in Richtung Motorraum hämmert. Auch das Drehmoment steigert sich von 350 auf 380 Nm. Wie gesagt, dass kann ein Leon immer, aber man wird sich in Wolfsburg wohl etwas dabei überlegt haben. Ein Schelm wer jetzt an Emissionswerte denkt.
Natürlich wurde auch das Fahrwerk überarbeitet, 10 Prozent straffere Federn als beim GTI Performance sollen unter anderem dafür sorgen, dass der Geburtstags-GTI die Leistung auch auf die Strasse transferieren kann. Und, wegen gröberer aerodynamischen Massnahmen wie dem recht steil stehenden Dachspoiler und einer modifizierten Frontpartie verfügt der Clubsport an Vorder- und Hinterachse über Abtrieb. Erstmals in der Geschichte des scharfen Golf. Hinzu kommen optionale 19-Zöller mit Michelin-Sportreifen (235/35, Cup2), die ein deutlich höheres Gripniveau bieten sollen. Dazu später mehr. Erst noch zum Innenraum. Dort hat man jetzt richtig fette Sportsitze montiert, toller Seitenhalt, gut stützende Oberschenkelauflage und erst noch schön anzusehen. Das passt.
Aus den 290 PS generiert der Clubsport hochanständige Fahrleistungen. 0-100 km/h in 5,9 Sekunden und einen Topspeed von 250 km/h. Dies allerdings nur in Verbindung mit dem Doppelkupplungsgetriebe mit integrierter Launch-Control. Sonst hat die Torte nichts mit seinem Urahn von 1976 gemein, Abmessungen, Gewicht aber halt auch Fahrleistungen sind in einer anderen Liga. Nur so als Idee: in der Zeit der Ur-GTI musste man sich einen Ferrari 512 BB kaufen, um an die Fahrleistungen eines heutigen Golf GTI Performance heranzukommen... Schon verrückt, was man heute für unter 50'000 Franken so bekommt. Der Ferrari kostete damals so viel wie ein Einfamilienhaus, ein Service so viel wie der Wintergarten davor. Die genauen Preise des ab Ende Jahr bestellbaren GTI sind noch nicht bekannt, sie werden wohl aber ziemlich genau in der Mitte des GTI Performance und des Golf R liegen, also bei etwa 43'000 Franken.
Doch genug der Theorie, ab auf die Piste. Und was für eine Piste. Der Circuito do Algarve in Portimao hat man bei VW als Spielwiese für die Torte auserkoren. Ein wunderbarer Track, viele blinde Ecken, immer den Berg hoch und wieder runter. Wir lieben diese Strecke, und wir mögen den Performance. Klar, es ist kein verkleidetes Renngerät wie ein Porsche Cayman GT4, den wir ebenfalls dort ausführen durften. Aber, er macht seine Sache schon sehr sehr gut. Viele Bauteile sind wie erwähnt schon aus dem GTI Performance bekannt, dennoch waren wir erstaunt, wie steif die Karosse des Wolfsburger ist. In einer schnellen Bergab-Rechtskurve mit Senke zum Beispiel gehen normale Auto auf Block, schütteln sich erst mal eine Runde und dann irgendwie dem Bremspunkt entgegen zu eiern. Der Performance federt ein, wieder aus und hat noch immer dieselbe Fahrtrichtung, wippt nicht nach, fühlt sich sehr präzise an. Das hat man richtig gut hinbekommen.
Klar, auf dieser sehr anspruchsvollen Strecke hat man nie genug Leistung, vor allem die Bergauf-Stücke sind für Fahrzeuge unter 300 PS nicht gerade ideal. Aber, auch wenn er in diesen Streckenabschnitten etwas schnauft, kommt die nächste Kurve ist der Performance wieder im Element. Hart anbremsen, Scheitelpunkt anvisieren und zack wieder schnell aufs Gas, damit er auch die volle Leistung freigibt. Dank der gut abstimmten Elektronik des Differenzialsperre wimmert der Golf am Kurvenausgang nur, statt zu scharren. Auch die Untersteuerneigung, die solchen Fronttrieblern halt zu eigen ist, hat man sehr gut im Griff. Nicht ganz so gut gefallen hat uns das Sechsgang-DSG. Nein, es macht seine Sache durchaus prima, aber auf der Rennstrecke ist ein Getriebe, dass automatisch hochschaltet statt den Motor in den Begrenzer rasseln zu lassen halt nur suboptimal. Ist man mit Hochschalten an den Schaltpaddeln etwas spät dran, hat der VW schon den nächsthöheren Gang drin u weil der Fahrer zu spät mit dem Impuls war, wird gleich noch ein Gang nachgelegt und man verhungert auf der Geraden. Also, wers wirklich wissen und auch Spass haben will nimmt sich einen Handschalter.
Natürlich hatte der Testwagen die optionalen Cup-Reifen montiert, deren Gripniveau deutlich höher ist als jedes konventioneller Strassenpneus. Was fehlte uns zum Glück? Eigentlich nicht viel, 50 PS mehr wären nett gewesen, aber das ist Jammern auf ganz hohem Niveau. Der Performance beweist, wie gut die Basis des Golf 7 ist, was sich daraus machen lässt. Und zeigt auch, dass der Golf R einfach ein fetter Nobelhobel ist. Denn als Pace-Car kam eben ein solcher Golf R zu Einsatz und es war erstaunlich zu sehen, wie viel mehr der Fahrer arbeiten musste, um die GTI-Bande hinter sich im Zaum zu halten.
Trotz all der Sportlichkeit ist der GTI Performance immer noch sehr alltagstauglich, auch weil man ihn zum Beispiel als Fünftürer bestellen kann. Die Verarbeitung ist auf gewohnt hohem Niveau und die Sitze wirklich ein Rückenschmeichler. Aber, auch das muss gesagt sein, der Clubsport ist nicht das defintive Tracktool. Er hat zwar die Basis dafür gelegt,m wer es aber mit Sport ernst meint, muss doch noch ein bisschen am Auto arbeiten. Für all jene allerdings, die einfach ab und zu mal einen Trackday fahren wollen, ist der neue GTI wirklich zu empfehlen. Legt man die Rücksitze ab, kann man den Satz Räder für die Piste locker verstauen, sie zu Hause wieder ausladen und mit Mutti zur Ikea fahren. Oder zur Geburtstagsparty.
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