ASA 1000 GT
Die Stieftochter
Dass Enzo Ferrari, «il Commendatore», ein nicht immer nur liebenswürdiger Zeitgenosse war, das ist bekannt. Er änderte seine Meinung gern – und er gönnte anderen Herstellern die Butter auf dem Brot nicht. Als Abarth in den 50er Jahren so ziemlich alles gewann, was es in den Klassen unter 1000 Kubik zu gewinnen gab, erteilte Ferrari seinen Konstrukteuren den Auftrag, auch einen kleinen Vierzylinder zu entwickeln. Es entstand aus dem bekannten Colombo-V12, der seine Karriere mit 1,5 Liter Hubraum begonnen hatte, Ende der 50 Jahre aber schon doppelt so gross war, ein Vierzylinder mit 850 cm3. Fast 100 PS soll die Maschine geleistet haben, die für Versuchsfahrten in ein Fiat 1200 Coupé eingebaut wurde.
Doch das Projekt kam nicht so recht vorwärts. Erst als sich Carlo Chiti dem Wägelchen annahm, Giotto Bizzarrini ein leichtes Chassis entwickelte und Giorgetto Giugiaro bei Bertone dem Fahrzeug dann eine hübsche Karosse überstülpte, ging es wieder vorwärts. Erstmals gezeigt wurde die «Ferrarina» 1961 auf dem Salon von Turin, allerdings nicht auf dem Stand von Ferrari, sondern bei Bertone. Der Motor war unterdessen weiter entwickelt worden, hatte 1032 cm3 und kam auf eine Leistung von 91 PS bei 6800/min.
Doch Enzo Ferrari wollte das kleine Töchterchen nicht haben. Er verkaufte die ganze Konstruktion an die Mailänder Industriellen-Familie de Nora. Dort gründete man 1962 eine Firma mit dem fantasievollen Namen Autoconstruzioni SA, kurz ASA, und nahm dann ab 1964 die Produktion auf. Grossartige Verkaufserfolge blieben der «Ferrarina» allerdings versagt, obwohl sie mit weniger als 1000 Kilo Gewicht flotte 190 km/h schnell war. Aber ASA war halt nicht so sexy wie Ferrari, und schon 1967 war nach wahrscheinlich etwa 90 Coupé und höchstens 20 Spider war schon wieder Ende.
Mehr «echte» Ferrari gibt es alleweil in unserem Archiv.
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