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Fahrbericht VW T-Cross

Published in radical-mag.com

Kleine Fluchten

Im wunderbaren Schweizer Film «Les Petites Fugues», Kleine Fluchten (1979, Regie: Yves Yersin), kauft der alte Knecht Pipe ein Mofa. Damit erkundet er zum ersten Mal die Welt um sich, immer weiter führen ihn seine kleine Fluchten; es sind, zumindest zu Beginn des Films, schöne Bilder eines alten Mannes, der erst auf dem Mofa das Leben kennenlernt. Aber was nun hat dieser Film mit dem Volkswagen T-Cross zu tun? Geht es hier jetzt auch um Rentner? Oder soll es eine Anspielung sein auf die kleinen Abenteuer, die so ein kompaktes SUV möglich machen könnte?

Der VW T-Cross ist das gefühlt 112. MQB-Derivat, wobei es sich hier selbstverständlich um die A0-Evolution handelt, auf der auch der Polo aufbaut, sprich: die kompaktere Version. So einigermassen kompakt ist das Mini-SUV dann auch, 4,11 Meter lang (plus 6 Zentimeter zum Polo), 1,76 Meter breit und stolze 1,58 Meter hoch, doch immerhin 12 Zentimeter mehr als sein konventionelles Brüderchen. Das macht sich im Innenraum nicht bloss mit einer deutlich höheren Sitzposition bemerkbar, sondern tatsächlich mit mehr Raum auch für die hinteren Passagiere, diese dürfen über 3 Zentimeter mehr Beinfreiheit verfügen (falls sich die verschiebbare und 60:40 teilbare Rücksitzbank auf der hintersten Position befindet). Ausserdem wird das Kofferraum-Volumen im T-Cross im Vergleich zum Polo um doch stattliche 100 Liter grösser, er fasst mindestes 455 und maximal 1281 Liter. Das ist für einen Kompakten doch reichlich. Und gut zu nutzen ist er auch noch, die Ladekante ist zwar relativ hoch, doch der leicht geneigte Laderaum schliesst direkt und flach an. Erstaunlich ist, dass der kleinere T-Cross beim Ladevolumen den doch grösseren Skoda Kamiq übertrifft (dort, im Fahrbericht, haben wir auch so einiges geschrieben zur aktuellen und internen Konkurrenz- und Preis-Situation).

Im Innenraum ist es so: Wer einen MQB gesehen hat, kennt auch alle andern. Das ist für den Automobil-Berichterstatter ausgesprochen öd, für den Kunden aber gut, denn das ist alles schon sehr gut gemacht, sehr übersichtlich, ergonomisch vorbildlich, das Bediensystem überzeugt mit souveräner Logik auch im T-Cross. Erstaunlich ist allerdings, dass der T-Cross nicht wie der Polo über ein geschäumtes Armaturenbrett verfügt, da herrscht der Hartplastik. Wie auch sonst noch vielerorts – aber vielleicht muss das in einem SUV so sein, vielleicht haben T-Cross-Besitzer dreckigere Hände und müssen ihr Fahrzeug einfacher reinigen können. Man kann es auch so ausdrücken: Trotz reichlich farbigen Akzenten wirkt der Innenraum nicht wirklich hochwertig. So richtig übel: die Verkleidung der hinteren Türen. Damit machen wir aber keine Aussage zur Verarbeitung, diese erschien uns beim zugegebenermassen kurzen Erstkontakt auf einem sehr anständigen Niveau.

Wie schon beim Kamiq konnten wir nur die Version mit dem 115 PS starken 1-Liter-Dreizylinder-Benziner fahren. Wie schon beim Kamiq gibt es an diesem an ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelten Motor nichts zu mäkeln, auch dank 200 Nm maximalem Drehmoment schon ab 2000/min kommt man flott voran. Die Maschine wird erst bei höheren Drehzahlen etwas laut, doch die sind selten nötig, man schwimmt alleweil gut mit im Verkehr. Grössere sportliche Ambitionen sollte man allerdings nicht haben, der Dreizylinder muss auch 1,3 Tonnen bewegen. Dazu kommt, dass das Fahrwerk auch nicht so ausgelegt ist, dass man allzu flott durch die Kurven eilen will, der hohe Aufbau fordert auch beim T-Cross seinen Tribut. Andererseits ist er erfreulich komfortabel auch auf schlechten Strassen. Und trotzdem: Während andere SUV unterdessen über Fahrwerkauslegungen verfügen, die ihre bauartbedingten Nachteile gut kaschieren können, ist der Volkswagen schon noch so etwas altbacken, windet und neigt sich. Vielleicht ist das sogar gewollt, vielleicht stellt solches jenes Abenteuer dar, das so ein SUVchen ja vermitteln soll. Das Design ist es sicher nicht, das ist ähnlich konventionell wie bei den meisten Koreanern, sorry, VW. Wie haben wir das mal geschrieben beim Polo GTi: Fischstäbchen?

Es gibt den VW T-Cross ab 20’850 Franken zu kaufen, dann mit bloss 95 PS und einem manuellen Getriebe. Für die 115-PS-Variante mit dem 7-Gang-DSG muss dann schon mindestens 28’700 Franken investieren; dazu kommt eine doch sehr umfangreiche Liste mit Sonderausstattungen. Diesel gibt es übrigens auch, aber nur mit 95 PS; Allradantrieb ist nicht. Ansonsten ist es beim T-Cross so wie bei vielen anderen Volkswagen auch: Das ist alles sehr korrekt, gut gemacht, solid – doch Emotionen kommen keine auf. Dafür schaut man sich dann doch lieber «Les Petites Fugues» an…

Mehr Volkswagen finden sich in unserem Archiv.

Der Beitrag Fahrbericht VW T-Cross erschien zuerst auf radicalmag.