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Dauertest Citroën Berlingo (2)

Published in radical-mag.com

…und Peugeot Rifter

Zuerst einmal müssen wir uns entschuldigen: Im ersten Teil unseres Dauertests des Citroën Berlingo hatten wir geschrieben, dass sich die zweite Sitzreihe verschieben lässt. Stimmt nicht, sie lässt sich nicht verschieben. Und wir haben auch noch geschrieben, dass er nicht an «Citroën Advanced Comfort» teilhaben darf. Auch das stimmt nicht. Zwei dumme Fehler, Asche auf unser Haupt. Soll nicht mehr vorkommen, wird es auch nicht, der Berlingo hat nach etwas mehr als 20’000 Kilometern in sechs Monaten unseren Fuhrpark leider wieder verlassen – und wir sind ein wenig in Trauer. Er war uns ein guter Freund, sehr zuverlässig, sparsam, flexibel, er machte weite Reisen mit und grosse Einkaufstouren – und oft sassen wir in diesem Wagen und fragten uns, weshalb es Menschen gibt, die sich für viel Geld ein SUV kaufen, wenn sie doch für viel weniger Kohle auch ein wirklich praktisches Auto haben könnten.

Eigentlich haben wir im ersten Teil des Dauertestes schon quasi alles geschrieben, was es zum Berlingo zu sagen gibt (inkl. jener zwei Fehler…), zum Preis/Leistungs-Verhältnis, zum hervorragenden Raumangebot, zur Gestaltung des Innenraums, zum Fahrverhalten,. Doch zu letzterem braucht es ja nun noch einen Nachtrag. Denn da gibt es unterschiedliche Meinungen. Wir waren ja grundsätzlich zufrieden, hatten Freude daran, dass er so komfortabel ist, gerade auf langen Strecken. Doch Chali, der den Citroën ziemlich vollbepackt sowie flott nach Leipzig und zurück trieb, meinte: er ist zu eindeutig weich. Und er ist auch deshalb sehr stark seitenwindempfindlich (was wir im Nachhinein, als wir uns darauf achteten, auch unterschreiben müssen). Chali beklagte auch die zu weichen Sitze («Citroën Advanced Comfort»…), doch seine Passagiere waren anderer Ansicht – so unterschiedlich können die Geschmäcker sein. Auf der Fahrt nach Leipzig und zurück lag der Verbrauch bei Autobahntempo 150 km/h bei sieben Litern – was man als anständigen Wert bezeichnen darf. Über die Gesamtdauer unseres Tests kamen wir auf 5,2 Liter, was als gut zu bezeichnen ist.

Und da bringen wir jetzt den Peugeot Rifter ins Spiel, den wir nach dem Berlingo auch noch ausführlich gefahren sind. Auch als XL, aber mit dem 100 PS starken 1,5-Liter-Diesel, der manuell über fünf Gänge geschaltet wird (Berlingo: 130-PS-Diesel, 8-Gang-Automatik). Da kamen wir im Schnitt auf 5,7 Liter. Was uns aber nicht weiter erstaunt hat, denn die schwächere Maschine ist einfach zu schwach für die Schweizer Strassen-Verhältnisse, da muss man bei Autobahnsteigungen dann auch einmal in den 3. Gang zurück – was sich selbstverständlich nicht positiv auf den Verbrauch auswirken kann (ein Problem, dass wir von diversen «downsizing»-Antrieben kennen). Mit dem stärkeren Selbstzünder sowie der sehr sanft schaltenden Automatik ist man um ein Vielfaches souveräner, auch ruhiger unterwegs – und allein das lohnt schon den Aufpreis. Ob er sich allerdings rechnet (es sind doch fast 4000 Franken Unterschied), das muss man selber herausfinden. Der Preis-Vergleich zwischen Berlingo und Rifter ist ansonsten nicht ganz einfach, die Ausstattungen divergieren zu stark. Aber schreiben wir es einmal so: den (kurzen) Berlingo gibt es ab 23’900 Franken, für den Peugeot sind mindestens 26’670 Franken aufzuwenden. Rein optisch gibt sich der Peugeot etwas zurückhaltender, doch auch das ist halt eine Frage des Geschmacks.

Ja, das Fahrwerk des Löwen ist etwas härter abgestimmt (und immer noch weit davon entfernt, unkomfortabel zu sein). Und ja, der Peugeot verfügt über das schon sehr coole i-Cockpit, sprich das für einen Familien-Van eigenartig klein wirkende Lenkrad mit den darüber angeordneten Anzeigen. Wir mögen das ja sehr, aber es gibt viele Kunden, denen passt die klassische Anordnung im Citroën besser. Ansonsten schenken sie sich nicht viel, kennst Du den Berlingo, kennst Du auch den Rifter (und wohl auch noch die Opel-Version). In der Summe aller Eigenschaften tendieren wir zum Citroën, weil so ein «Hochdachkombi», wie das anscheinend offiziell heisst, ja kein Sportwagen sein soll, also neben all der Flexibilität und dem grandiosen Raumangebot der Komfort an oberster Stelle stehen darf. Und man halt zumeist, ohne weitere Emotionen, von A nach B fährt.

Das Fazit fällt nach diesem Dauertest – man ahnt es schon – durchwegs positiv aus. Der einzige Schaden am Berlingo war ein Steinschlag in der Frontscheibe – und dafür konnte der Berlingo beim besten Willen nichts. Es gab keinerlei Qualitätsmängel, nichts schepperte, kein Knacken, kein Quietschen. Die Unterhaltskosten waren tief, Diesel nachfüllen, einmal AdBlue, das war’s. Und nach sechs Monaten hatten wir auch den Dachstock geräumt und den Garten umgebaut, was man halt so macht, wenn man ein passendes Transportmittel zur Verfügung stehen hat. Was man auch macht, jedes Mal, gleich, nachdem der Startknopf gedrückt wird: den dämlichen Spurhalte-Assi ausschalten.

Mehr Citroën und Peugeot finden sich immer in unserem Archiv. Im Jubiläumsjahr von Citroën haben wir selbstverständlich ganz viel zu bieten.

Der Beitrag Dauertest Citroën Berlingo (2) erschien zuerst auf radicalmag.