Fiat-Abarth 2200/2400 Coupé
Zu teuer?
Ein Problem ist ja, dass es kein Archiv gibt: Die Unterlagen, wann Abarth wie viele Autos baute (und: warum), gingen (wahrscheinlich 1971) beim Umzug verloren. Es lässt sich heute zwar vieles rekonstruieren, auch Clubs und Sammler weltweit sind erpicht auf Klärung. Und trotzdem weiss man nicht so genau, wie viele Coupé (und Spider) als Abarth-Derivate der Fiat 2100/2300 entstanden sind. Und irgendwie ist sogar unklar, wie es nun genau ablief beim Design, was Allemano machte (kennt man vor allem von den Maserati 5000 GT – und für die hervorragende Verarbeitungsqualität) und was Ellena (berühmt vor allem durch seine Ferrari 250 GT) beitrug – und wieso Carlo Abarth überhaupt auf die Idee kam, sich mit den «grossen Fiat» zu beschäftigen.
Anfang 1959 hatte Fiat den 2100 vorgestellt, den es als Limousine und als Kombi, bezeichnet als Familiare, zu kaufen gab. Als Antrieb diente ein 2,1-Liter-Reihensechszylinder mit nicht ganz so groben 82 PS, der seine Kraft über ein 4-Gang-Getriebe an die Hinterräder abgab. Dieses sehr biedere Gerät diente als Basis für den Abarth 2200, für den Abarth bei Allemano ein Coupé in Auftrag gab. 28 Stück sollen entstanden sein. Die Überarbeitung des Motors, Alu-Zylinderkopf mit optimierten Brennräumen, eine geänderte Nockenwelle und vor allem drei statt zwei Weber-Vergaser brachten die Leistung auf beachtliche 135 PS. Was dann locker für 200 km/h Höchstgeschwindigkeit reichte.
Im Herbst 1961 reichte Fiat den 2300 nach, der Hubraum des Reihensechsers wurde auf 2279 cm3 vergrössert, die Leistung auf 105 PS gesteigert. Es gab wieder Berlina und Familiare, aber dazu auch noch ein von Ghia, also Michelotti, gezeichnetes Coupé, das dann 136 PS spazierenfahren durfte. Abarth reagierte mit dem 2400, der bis zu 157 PS hatte, aber halt dank der Alukarosse von Allemano nur 1075 Kilo auf die Waage brachte, während der Stahl-Ghia 1,3 Tonnen bewegen musste. Vom Abarth 2400 gibt es gar keine Produktionszahlen. Man weiss mit Sicherheit, dass Carlo Abarth selber einen fuhr, und um genau dieses Fahrzeug handelt es sich beim in Genf ausgestellten Exemplar. Das Problem war: Das Ghia-Coupé war mit einem Preis von 2’600’000 Lire schon ziemlich heftig eingepreist, die Abarth-Version kostete aber stolze 3’313’000 Lire, also fast 50’000 Franken. Und war damit teurer als ein Jaguar E-Type. Was zur Folge gehabt haben könnte, dass die Nachfrage eher mässig ausfiel.
Mehr Abarth gibt es in unserem Archiv – dort findet sich auch so etwas wie ein Bilderbuch.
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