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Bizzarrini Ghepardo

Published in radical-mag.com

Noch ein Versuch

Um Bizzarrini ranken sich ganz viele bizzarre Geschichten. Eigentlich existierte die Marke nur zwischen 1965 und 1968, wie viele «echte» Bizzarrini in jener Zeit entstanden, wird sich wohl nie mehr feststellen lassen. Doch die Faszination für Bizzarrini ist auch heute noch ungebrochen – was erklären mag, weshalb immer wieder versucht wurde, den Hersteller aus Livorno zu neuem Leben zu erwecken.

Eine weitere Wiedergeburt wurde 2005 (und auch 2006) auf dem Genfer Salon dem Publikum vorgestellt. Und es war ein durchaus ernsthafter Versuch, die Marke neu zu beleben – auch wenn nicht ganz klar ist, wie sehr Giotto Bizzarrini diese Zuversicht teilte, ob überhaupt. Ausgestellt wurde der Ghepardo (manchmal auch als GTS bezeichnet), selbstverständlich ein Sportwagen der höchsten Katergorie. In einer ersten Version war ein BMW-Alpina-Achtzylinder mit 4,4 Liter Hubraum montiert, der später durch den für die Formel 1 konstruierten Renault-Mecachrome-V8 ersetzt wurde, der aus 4,1 Liter Hubraum stolze 550 PS schöpfte. Die Initianten des Projekts, VGM Motors, gedachten für die Serie allerdings den LS7-Motor aus der Corvette zu verwenden – allein schon deshalb, weil die «echten» Bizzarrini ja auch vom 5,3-Liter-Corvette-Motor angetrieben worden war.

Es war ein durchaus ernsthafter Versuch von VGM Motors, einem italienischen Unternehmen, hinter dem Giovanni Mariani und ein Architekt namens Viti standen. Die Karrosserie des Ghepardo bestand aus Aluminium, das sehr leichte Chassis aus Chrom-Molybdän, der Motor wurde so weit wie möglich nach hinten eingebaut, was ein sehr ausgewogenes Gewichtsverhältnis ergab. Nur die besten Komponenten wurden verwendet, es gab ein adaptives Fahrwerk, riesige Bremsen – und hinten waren 20-Zöller montiert. Geschaltet wurde manuell über sechs Gänge, geplant war aber auch ein sequentielles 7-Gang-Getriebe. Gemäss VGM sollte der Ghepardo in 3,6 Sekunden auf 100 km/h rennen, die Höchstgeschwindigkeit wurde mit über 350 km/h angegeben. Gebremst wurde mit Keramik-Bremsen.

Nachdem der Ghepardo 2005 seinen ersten Auftritt in Genf gehabt hatte, verschwand er für ein Jahr aus der Öffentlichkeit. 2006 wurde er leicht überarbeitet wieder in Genf gezeigt. Und hatte dann noch einen grossen Auftritt am Concorso d’Eleganza in Villa’Este, zusammen mit einem 5300 GT, seinem Vorbild. Mehr gibt es nicht zu erzählen, aus einer Serien-Produktion wurde nichts; VGM Motors konstruierte später noch ein Motorrad unter dem Namen Bizzarrini, doch auch da war die Geschichte eine kurze.

Der einzige Ghepardo wird noch bis am 18. März auf der Geneva International Motor Show ausgestellt, dies im Rahmen von «Le Retour du Futur» (wo es auch einen Bizzarrini P538 und den sagenumwobenen Manta zu sehen gibt). Unterdessen ist die böse Corvette-Maschine, mit Kompressor auf rund 800 PS aufgeblasen, in diesem guten Stück installiert; damit hat die Geschichte ja dann doch noch ein gutes Ende gefunden.

Mehr Bizzarrini gibt es in unserem Archiv.

Der Beitrag Bizzarrini Ghepardo erschien zuerst auf radicalmag.