Test Ford S-Max Vignale
Schöner Wohnen
In erster Linie ist so ein Vignale-Modell von Ford: schöner. Gut, von aussen ist das noch nicht so wild, etwas mehr Chrom, die Nebelscheinwerfer, die speziellen 18-Zoll-Leichtmetallfelgen. Aber innen ist das schon richtig gut, das mit Leder bezogene Armaturenbrett, die edlen Teppiche und ganz besonders das feine Gestühl, Leder-Sportsitze wabenförmig gesteppt, das sieht schon wirklich gut aus. Und es riecht auch noch gut – schön, dass sich wieder einmal ein Hersteller auch damit beschäftigt. Denn man muss ja schon klar sehen: Mit Fahren verbringen wir immer weniger Zeit in unseren Automobilen, sie verkommen leider immer mehr zu Stehzeugen. Und da ist es schon sehr wichtig, dass man sich im Wagen drin auch wirklich wohl fühlt, gerne Zeit verbringt. Die Idee von Ford, mit Vignale eine Wohlfühloase auf Rädern anzubieten, die ist sicher nicht falsch.
Aber da ist ja noch mehr bei Vignale, es ist eine besondere Form der Kunden-Betreuung. «radical» befragte Bruno Nunes, Leitung Ford Store Basel in Münchenstein, was es denn damit auf sich hat.
radical: Was genau sind die Aufgaben eines Vignale-Relationship-Managers?
Nunes: Er ist erste Anlaufstelle für Vignale-Kunden. Wir bieten diesen Kunden vor, während und nach dem Kauf ein besonderes und persönliches Einkaufs- und Betreuungserlebnis.
radical: Wie werden die Vignale-Möglichkeiten von den Kunden denn genutzt?
Nunes: Die Kunden schätzen die entspannte Atmosphäre in der Vignale-Lounge. Der Vignale-Tisch mit dem eingebauten Touchscreen fasziniert immer wieder. Vor allem mögen sie den sehr persönlichen und direkten Kontakt mit ihrem Vignale-Berater. Der kennt sie und ihr Fahrzeug und kann bei Fragen oder irgendwelchen Problemen schnell und unkompliziert helfen.
radical: Machen das alle Vignale-Kunden?
Nunes: Natürlich ist jeder Kunde verschieden. Darauf muss der Vignale-Berater eingehen können. Aber den direkten, persönlichen Kontakt schätzen sie alle sehr.
radical: Welche Services werden am meisten in Anspruch genommen?
Nunes: Die Autowäsche. Jeder Vignale-Kunde hat die Möglichkeit, sein Auto ein Mal im Monat bei seinem Vignale-Händler gratis waschen zu lassen. Auch der Hol- und Bringservice wird genutzt.
radical: Soll das Angebot in Zukunft noch ausgebaut werden?
Nunes: Das Angebot muss auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet sein. Momentan ist das der Fall. Wie sich die Kunden verändern werden, so werden wir unser Angebot anpassen. Als Vignale-Händler pflegen wir diesbezüglich einen engen Kontakt zu Ford.
Gut, das alles, also Sonderausstattung und Special-Service, das kostet ja auch ein paar Franken. Ein S-Max, wie wir ihn als Testwagen hatten, also 180 Diesel-PS, 6-Gang-Automat, Allradantrieb, kommt in der Basisversion auf 41’900 Franken (und ist damit wirklich ein Schnäppchen). Das gleiche Spiel als Vignale kostet dann aber schon flotte 52’600 Franken, das ist dann nicht mehr wirklich günstig – da darf man schon etwas erwarten, auch vom Händler. Aber die müssen sich sowieso mehr Mühe geben, da passt ein gewisses Lernverhalten doch ganz gut.
Als Ford den S-Max 2006 auf den Markt brachte, war er damals eine wirklich einzigartige Mischung aus Mini-Van und Limousine (abgesehen vielleicht von der wenig erfolgreichen R-Klasse von Mercedes, die 2005 auf den Markt gekommen war). Technisch war der S-Max der Zwillingsbruder des Galaxy, einfach: flacher, sportlicher, schicker. Und er bot trotzdem bis zu sieben Personen sowie noch reichlich Gepäck auch reichlich Platz, die zweite und dritte Sitzreihe liessen sich komplett im Kofferraumboden versenken. Das Konzept wurde gut aufgenommen, der S-Max verkaufte sich in manchen Märkten, etwa der Schweiz, deutlich besser als der Galaxy. Dies auch deshalb, weil er von den Flottenkunden gut aufgenommen wurde – und weil er ein schönes Mass an Fahrfreude bieten konnte.
Vor zwei Jahren kam dann endlich die zweite Generation des S-Max auf den Markt. Konkurrenten hat der Ford so ganz direkt weiterhin keine – sicher auch ein Grund für seine Väter, am aussergewöhnlichen Konzept nichts zu verändern. Und so kann der Nachfolger dort ansetzen, wo schon der Vorgänger punkten konnte: viel Platz, sehr ansprechendes Fahrverhalten, gutes Design. Die in die Jahre gekommene Form des S-Max haben die Ford-Designer mit nur wenigen Veränderungen und selbstverständlich den nötigen Anpassungen an die Designsprache des Hauses wieder bestens hingekriegt, der S-Max wirkt modern – und doch angenehm unaufdringlich. Natürlich wurden auch innen die entsprechenden Anpassungen gemacht, alles wurde leichter, hochwertiger, auch schöner. Im Vergleich zur Konkurrenz gibt es aber bei Ford im Interieur immer noch ein wenig gar viele Knöpfchen und Schalter, der Trend weist da ja eigentlich in eine andere Richtung. Doch ergonomisch ergibt das alles schon Sinn, man weiss, was man hat – und wo es ist. Im Vignale ruht das Auge sowieso woanders. Und wir loben einmal die Sprachsteuerung, das kann Ford mit am besten.
In den vergangenen Jahren hat Ford extrem aufgerüstet, was die Assistenz-Systeme betrifft. 16 sollen es sein im neuen S-Max, die Aufzählung würde langweilig werden und den Rahmen dieser Berichterstattung sprengen. Erwähnt sein muss aber der Adaptive Speed Limiter, der die Geschwindigkeit den Information von Verkehrszeichen und dem Navigationssystem anpassen kann: man fährt dann also 50, wo 50 angezeigt ist. Im Vignale gibt es auch noch die Active Noise Control: ob die wirklich taugt, könnte man nur im direkten Vergleich erfahren, aber uns gefiel die Ruhe im S-Max, die passt auch zum gediegenen Auftritt. Lobenswert ist, dass Ford manche dieser vielen Systeme in den serienmässigen Lieferumfang packt (beim Vignale quasi alle – was den Preis dann auch wieder etwas relativiert), während sie bei anderen Herstellern oft nur gegen Aufpreis zu haben sind.
Bestens zum grundsätzlich eher sportlichen Charakter des S-Max passt der kräftige 2-Liter-Diesel, gekoppelt an ein Automatikgetriebe. 180 PS, ein maximales Drehmoment von 400 Nm schon ab 2000/min. Derart angetrieben, wird der S-Max zu einem ausgesprochen souveränen Reisewagen, mit dem auch Fahrten über längere Strecken zur Freude werden. Die Fahrwerksabstimmung hat schon immer zu den grössten Stärken der Ford-Ingenieure gehört, und auch im S-Max zeigen sie mit einer feinen Mischung zwischen Komfort und Sportlichkeit ihre ganze Kompetenz. So ein S-Max ist auch einer flotten Passfahrt alles andere als abgeneigt – und transportiert doch auch die Schwiegereltern ganz bequem zum Sonntags-Brunch. Der wichtigste Fortschritt allerdings, ganz besonders für den Schweizer Markt: der S-Max ist jetzt auch als 4×4 erhältlich. Da steigt der Verbrauch dann etwas, 5,8 Liter sollen es gemäss Werk sein, im Testdurchschnitt waren es noch gut vertretbare 7,2 Liter. Überhaupt kann man sich so einen Ford S-Max gerade als Vignale gut antun, das Verhältnis von Preis zu Leistung stimmt bedeutend mehr als bei anderen deutschen Herstellern, auch die Fahrfreude ist vorhanden – und dann hat man ja noch Raum ohne Ende, die maximale Ladekapazität liegt bei über 2000 Litern.
Mehr Ford haben wir in unserem Archiv. Ach ja, was Vignale einst war, darüber haben wir auch etwas geschrieben, zu lesen: hier.
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