
Ferrari 250 GT SWB Berlinetta – #2237GT
Nasenkorrektur
Längst kostet Motorsport auch in den unteren Ligen unfassbar viel Geld, zu oft entscheidet mehr das Portemonnaie denn das Talent. Und auch wenn wir uns gern der Vorstellung hingeben, das sei früher anders gewesen, so spielt da mehr die Romantik denn die Realität, da ist das Bild manchmal schon etwas verklärt. Zwar war es tatsächlich so, dass auch Amateure sich einen Ferrari kaufen konnten, unter der Woche damit zur Arbeit fahren, am Wochenende ein paar Staubfänger gewinnen damit auf der Rennstrecke. Doch schon damals waren die Ferrari richtig teuer, die Besitzer fuhren selten damit zur Arbeit – weil sie gar nicht zu arbeiten brauchten. Charles D. Hayes Jr. aus Kensington im Bundesstaat Maryland war auch mit einem goldenen Löffel im Mund zur Welt gekommen, er begann seine Renn-Karriere Ende 1958, fuhr 1959 einen Austin-Healey 100, aber schon Mitte 1960 war er im Besitz eines Ferrari 250 TR (0714TR). Und leistete sich dann 1961 eine Ferrari 250 GT SWB Berlinetta, #2237GT.


Dieses Fahrzeug war Mitte November 1960 von Chinetti Motors in New York für Walt Luftman bestellt worden, schon Anfang Dezember kam es mit der «S.S. Constitution» in den USA an. Der Ferrari trug die aussergewöhnliche Farbe «Azzurro Fiat», dazu gab es ein beiges Interieur. Luftman wollte #2237GT anscheinend Bob Grossman zur Verfügung stellen, doch weil der Ferrari beim Transport einigermassen stark beschädigt wurde, kam es nie dazu – und Hayes konnte das Fahrzeug übernehmen. Und liess es gleich mal in einem dunklen Rot lackieren. Und gewann 1961 noch sechs SCCA-Rennen damit. Auch wenn man Hayes dann als einen der talentiertesten Fahrer der USA betrachtete, bei der Nassau Speed Week kühlte sich dann sein Mütchen, wie er in seiner Biographie «Fast & Faster» selber schrieb. Stirling Moss, der auch einen SWB fuhr, habe ihm vorgeschlagen, dass sie am Anfang des Rennes doch ein paar Mal die Führung tauschen könnten, als Show für das Publikum. Das machten sie dann auch, und Hayes hatte nach ein paar Runden das Gefühl, er könne tatsächlich gegen Moss um den Sieg fahren. Doch der habe ihm dann noch einmal zugewinkt – und entschwand in weiter Ferne. Hayes behielt #2237GT noch bis Mitte 1962, fuhr in der Folge auch einen 250 GTO, wechselte später in die Can-Am-Serie und beendete 1968 seine Renn-Karriere.



















Der Ferrari ging dann weiter an Robert Stelloh, dem der Wagen fast abbrannte, was zur Folge hatte, dass er eine neue Front erhielt. Über Bon Grossman, Paul Pappalardo, Mark Defriece; Joe Marchetti und Monte C. Shalett kam der Ferrari in den 80er Jahren zu Klaus Werner, der den Wagen wieder so herrichten liess, wie er ursprünglich ausgesehen hatte, aber im heutigen «Blu Scuro» lackieren liess. Jetzt (Februar 2025) steht die Berlinetta bei RM Sotheby’s, Private Sales, zum Verkauf, selbstverständlich ohne Preisangabe.






Es gibt eine schöne Liste mit allen «kurzen» Berlinetta, hier. Und es gibt natürlich auch noch das Archiv. Und eine chronologische Auflistung der frühen Ferrari-Modelle.
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