Test Porsche Macan Turbo
Kleiner Sonnenkönig
Klar, der Macan ist ein SUV (und eigentlich ein Audi Q5). Aber wäre er kein so hochgebocktes Ding und einfach eine kleine, hübsche Limo oder gar ein Kombi in der Grösse eines 3er-BMW – wir würden ihn wohl über den grünen Klee loben. Aber, wir wollen es gestehen, wir finden ihn auch so ganz ausserordentlich nett, obwohl er ein SUV ist (und eigentlich ein Audi Q5), denn er kann halt noch so vieles so gut wie ein Kombi von der Grösse eines 3er-BMW. Sogar dort, wo der Bayer seine wichtigste Kompetenz hat: bei der Freude am Fahren.
Viel haben sie nicht mehr gemacht bei der kürzlichen Auffrischung des Macan; die nächste Generation ist schon weit, weit fortgeschritten und sie wird kein Q5 mehr sein, sondern ein echter Porsche. Durch und durch elektrifiziert übrigens, also auch: nur E. Gerade innen wirkt der Porsche deshalb nicht mehr wirklich auf den neusten Stand. Was aber anscheinend von vielen Kunden sogar geschätzt wird, die eher traurige Tendenz, nur noch billige China-Touch- und sonstige Screens ins Cockpit zu hauen, findet ja nicht nur Freunde. Wir würden die Bedienung aber trotzdem als etwas umständlich bezeichnen, bis man da alles auch in der Nacht findet, dürfte es einer gewisse Eingewöhnungszeit bedürfen. Nicht gewöhnen muss man sich an die Sitze, die sind einfach nur prächtig, sowohl bequem wie auch mit gutem Seitenhalt, so macht man das. Die Sitzposition ist halt: höher als gewohnt bei einem Porsche. Man hat dann auch noch reichlich Kofferraum (488 Liter, bei abgeklappten Rücksitzen sind es 1503 Liter). Und hinten sitzt man zwar nicht wie ein König, aber sicher auch nicht schlechter als in einer Mittelklasse-Limousine.
Bekannt aus anderen Porsche ist der 2,9-Liter-Sechszylinder-Biturbo mit doch 440 PS und satten 550 Nm maximalem Drehmoment (das zwischen 1800 und 5600/min zur Verfügung steht!). Dass diese Maschine den 4,68 Meter langen, 1,93 Meter breiten, 1,62 Meter hohen und fast zwei Tonnen schweren Macan so richtig grob in Fahrt bringen kann (in 4,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h, Höchstgeschwindigkeit 270 km/h), das ist ebenfalls bekannt (siehe: Fahrbericht). Nach Werk und WLTP soll der heftigste Macan 11,4 Liter brauchen; im Test schafften wir bei gesetzeskonformer Fahrweise auf der Langstrecke auch deutlich weniger als 10 Liter. Gegen oben, am Berg, wurden es dann auch einmal mehr als 15 Liter. Rechnet man sie aber in Lächeln um, dann ist jeder Zentiliter gerechtfertigt.
Doch was uns im Test fast noch mehr überzeugt hat: die unglaubliche Souveränität dieses Fahrzeugs. Im «Normal»-Modus gleitet der Porsche angenehm ruhig und friedlich über die Gassen, der Fahrkomfort ist auf Oberklasse-Limo-Niveau. Als Pilot bleibt man sehr, sehr locker, man weiss, man kann jederzeit (und dann, eben: grob), doch man muss das alles gar nicht – man fühlt sich dem Verkehr und dem Alltag fast so ein bisschen enthoben. Sollen doch die andern, Stress, Positionskämpfe auf der Autobahn, Drängeln; hat man in diesem Wagen alles nicht nötig. Falls dann der Berg ruft, die Strasse frei ist und die Rennleitung anderswo, dann – grossartig. Der Macan fährt sich in «Sport» wirklich wie ein Sportwagen, keinerlei Wankbewegungen, auch dank Allrad unglaublich viel Grip. Und absolut grossartige Bremsen, perfekt dosierbar – und wie eine Wand, wenn man den Anker wirft. Man fühlt absolutes Vertrauen in die sportlichen Fähigkeiten des Fahrzeugs – und Vertrauen macht schneller. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe hält immer und quasi verzögerungsfrei den richtigen Gang bereit. Wobei es eigentlich egal ist, das Drehmoment ist derart gewaltig, dass man auch zwei Gänge zu hoch gut aus der Biegung kommt. Diese Lockerheit: feinst.
Diese Lockerheit muss man aber auch im Umgang mit Geld haben: so ein Macan Turbo kostet ab 114’600 Franken. Es kommt doch nach reichlich Aufgeld dazu, man kennt es bei Porsche, die Liste der Sonderausstattungen ist lang und nicht das, was man als kundenfreundlich bezeichnen möchte. Andererseits überzeugt der Porsche mit edlen Materialien und der bekannten Verarbeitungsqualität, man hat das Gefühl, das doch schwere, stabile Automobil sei für die Ewigkeit gebaut. Auch das ist eine Frage des Vertrauens.
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