Porsche 356 RSR Emory Motorsports
Der Outlaw unter den Outlaw
Es ist etwas mehr als 20 Jahre her, dass sich in Kalifornien die «Outlaw»-Bewegung in Bewegung setzte. Sie ging von Emory Motorsports aus, die Porsche 356 nicht bloss restaurierte, sondern auch modifizierte, zu Beginn noch ganz brav, eine Gurte über die Motorhaube, schwarze Felgen, Demontage der Stossstangen. Über die Jahre wurden die «Outlaw» immer heftiger, es gab Motoren mit bis 200 PS, grössere Räder, extreme Tieferlegungen, Spoiler – man konnte zwar immer erkennen, dass es sich bei den Umbauten aus North Hollywood um einen Porsche 356 handelte, doch mit diesen sportlichen Käfer-Derivaten hatten diese Emory-Fahrzeuge nicht mehr viel zu tun. Emory Motorsports behielt das Outlaw-Logo aber nicht für sich, sondern ermunterte andere Betriebe, ihre Umbauten ebenfalls so zu bezeichnen, auch wenn es sich um 911er handelte. Einzige Bedingung: luftgekühlt (ja, Emory gehört auch zu den Begründern des gleichnamigen Festivals). Unterdessen ist die Bewegung so gross, dass sie an den Rennsport Reunion von Porsche eine eigene Gruppe bilden darf (dort dann allerdings als Group G bezeichnet, total glücklich ist Porsche mit den Outlaws nicht). Nein, Singer gehört da nicht dazu, Canepa ebenfalls nicht, auch der unterdessen bei Porsche in Ungnade gefallene Magnus Walker nicht.
Im vergangenen Jahr trieben es Rod Emory und sein Vater auf die Spitze: Ihr 356 RSR ist der extremste Umbau bislang, sie bezeichnen ihn selber als «Hot Rod». Basis war ein verostetes 356 B Coupé mit Baujahr 1960 – von dem am Ende aber nicht viel mehr als die Chassisnummer übrig blieb. Denn dieser 356 RSR steht auf einem Chassis eines 964 Carrera 2, selbstverständlich aufgewertet mit KW-Gewindefahrwerk, besseren Bremsen und feisteren Rädern. Kernstück ist der Motor, der zusammen mit Rothsport Racing entwickelt wurde, er stammt zwar ebenfalls aus dem 964er, doch erhielt ein neues Motorgehäuse und eine neue Kurbelwelle – und hat nur noch vier Zylinder (weil: 356). Das Maschinchen wird allerdings von zwei mächtigen Garrett-Turbos auf 400 PS gebracht.
Ansonsten werden in der Alu-Karosse und auch im Innenraum ganz viele Erinnerungen an andere Porsche-Modelle hervorgerufen. Es gibt reichlich Design-Elemente von Carrera Abarth, die eigens entwickelten Momo-Felgen mit Zentralverschluss sollen an den 935 und 956 erinnern, die Fusspedale sind wie beim 917 aus bernsteinfarbenem Fiberglas gefertigt, die Schalensitze wollen sein wie einst im 908. Dieses extreme, extrem sauber verarbeitete Unikat wird von RM Sotheby’s am 14./15. August in Monterey (only online) versteigert, erwartet werden mindestens 450’000 Dollar. Eine kleine Empfehlung: Für die Schweiz ist der Porsche 356 RSR Emory Motorsports eher nicht so geeignet, allein schon der Lärm, den er entwickelt, würde auf dem Strassenverkehrsamt für Gruppenohnmachtsanfälle sorgen. Und wenn sie dann wieder erwachen, würden sie Stossstangen fordern…
Ja, man darf das diskutieren. Und ja, wir haben auch ganz originale Porsche in unserem Archiv.
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