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Ford Kuga 2.0 EcoBlue Hybrid Vignale

Published in radical-mag.com

Erfolgsverwöhnt

Der Ford Kuga ist speziell in Europa ein riesiger Erfolg. Mehr als eine Million Stück wurden von dem Kompakt SUV seit seiner Markteinführung 2008 verkauft. Tendenz: steigend. Ende April rollt jetzt die dritte Generation an den Start. Erstmals mit im Angebot sind dann auch zwei elektrifizierte Varianten: Ein Plug-in Hybrid Benziner und der von uns getestete Ford Kuga 2.0 EcoBlue Hybrid. Unter seiner Motorhaube schlägt ein 2,0l Diesel Herz samt Starter-Generator als Herzschrittmacher. Doch das ist noch lange nicht alles, was sich beim Modellwechsel ändert.

Wer an den Kuga denkt, hat sicherlich das Bild eines etwas staksigen SUV im Kopf und reibt sich verwundert die Augen beim Anblick der dritten Generation. Das wirkt deutlich dynamischer und ein Blick ins Datenblatt bestätigt die Vermutung: Der Kuga ist länger, flacher und breiter geworden, hat einen grösseren Radstand und trotzdem 90 kg Gewicht verloren. Das wirkt sich besonders für Mitfahrer auf der Rückbank knieschonend aus, denn gerade im Fond hat sich das Platzangebot deutlich verbessert. Zu verdanken hat der Kuga diese Raumevolution der neuen C2-Plattform, auf der auch der aktuelle Focus basiert.

Grösser, dynamischer, leichter: die dritte Generation Ford Kuga

Zum Leichtgewicht ist der Kuga durch den Generationensprung jedoch nicht geworden. 1,7 Tonnen muss der hybridisierte Diesel mindestens in Bewegung setzen und tatsächlich, dass bekommen die 150 PS und 370 Newtonmeter mit Unterstützung des Starter-Generators auch ganz ordentlich hin. Dieser elektrische Unterstützer leistet nämlich 16 PS und ersetzt die konventionelle Lichtmaschine.

Je nach Motordrehzahl steuert er so bis zu 50 Newtonmeter bei. Speziell im Drehzahlkeller wird der EcoBlue-Dieselmotor so entlastet, was den Verbrauch senkt. Der Starter-Generator selber wird von einem Keilrippenriemen angetriebenen (Ford nennt das BISG – Belt-driven Integrated Starter/Generator) und lädt seinen Energiespeicher, eine 48 Volt-Lithium-Ionen-Batterie mit 10 Ah, durch Rekuperation stets selber wieder auf (darum findet man am Kuga auch keine externe Steckdose).

Doch leider verdirbt das Getriebe jegliche Form von effizienter Fortbewegung. Die knorpelige 6-Gang Schaltbox lässt sich nur widerwillig und unpräzise schalten. Warum Ford für den zweitstärksten Diesel der Kuga Familie, dessen Fokus auf gesteigerter Sparsamkeit liegt, kein Automatikgetriebe anbietet, ist unverständlich.

Unser Verbrauch lag zwar mit 6,0l Diesel gar nicht so weit von den kombinierten 5,2l (nach WLTP), aber mit einem feinen Automaten mit Segelfunktion und Eco Modus ginge da sicherlich noch viel mehr. Zusätzlich verdirbt die Handschaltung auch den Charakter der von uns getesteten Vignale Luxusvariante. Wer will mit all dem Leder, Veloursteppich, Lenkradheizung, elektrisch verstellbaren Sitzen, B&O Sound System, aktivem Parkassistent, Digitalinstrumenten und grossem Touchscreen noch selber schalten?

Leider nur manuell schaltbar: der erste Diesel Mild Hybrid von Ford

Und wenn wir schon bei der Ausstattungslinie Vignale sind: Leder und Luxus bedeuten natürlich nicht sportlicher Schalensitz, dass man aber im Kuga glaubt auf einem Medizinball zu thronen und jede Sekunde Sorge hat, zu irgendeiner Seite runterzurutschen, kann auch nicht das Ziel der Fauteuils in der ersten Reihe sein.

Wahrscheinlich liesse sich das Sitzproblem mit der sportlicher positionierten ST-Line Ausstattung korrigieren. Was vielleicht generell die bessere Wahl für den Kuga ist, denn der exklusive Vignale Anspruch und das Dearborner Gespür für Plastik zeigt schon eine sichtbare Diskrepanz zwischen Premium Anspruch und Premium Sein. Das Gleiche gilt auch für die Fahrwerksabstimmung. Wenn die Vignale Abstimmung schon so knackig abrollt und um die Ecken geht, wie mag dann erst die 14 mm tiefer gelegte ST Line federn und dämpfen? Die sportliche Attitude passt einfach nicht zu diesem 4,61 Meter langen SUV.

Der Ford Kuga Vignale 2.0 EcoBlue Hybrid hinterlässt bei uns daher ein zwiespältiges Bild. Auf der einen Seite zeigt sich ein adretter SUV mit attraktivem Preis – los geht es bei 27‘000 CHF. Der getestete Vignale mit Vollausstattung startet bei 42‘500 CHF. Auf der anderen Seite wirkt die milde Hybridisierung in Kombination mit der manuellen Schaltung nicht zu Ende gedacht. Und dass sie nicht mit einem Allradantrieb kombinierbar ist, wird speziell in der Schweiz für den Marktanteil nicht förderlich sein.

Wir bedanken uns bei Axel Griesinger für den Test zum Kuga.

Technische Daten:

Modell: Ford Kuga 2,0 EcoBlue Hybrid Vignale
Motor: Vierzylinder-Reihe, 1‘997ccm
Leistung: 150PS (110kW)
Drehmoment: 370Nm bei 2’000-2’500U/min
Elektromotor: 16PS (11,5kW)
Drehmoment: 50Nm
Batterie: Lithium-Ionen
Kapazität: 10Ah (48V, brutto)
Antrieb: Frontantrieb, Sechsgang-Schaltgetriebe
Verbrauch (WLTP): 5,1 l Diesel/100km
Testverbrauch: 5,8 l Diesel/100km
Beschleunigung (0 – 100km/h): 9,6s
Höchstgeschwindigkeit: 175km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,63m/1,88m/1,68m
Gewicht: 1’680kg
Grundpreis: 42‘500 CHF (Kuga Basispreis: 27‘000 CHF)

Der Beitrag Ford Kuga 2.0 EcoBlue Hybrid Vignale erschien zuerst auf radicalmag.