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Lexus ES 300h

Published in radical-mag.com

Luxury Line

So richtig erinnern können wir uns auch nicht. Weder wann wir das letzte Mal einen Lexus gefahren sind, noch wann wir einen gesehen haben. Den LFA blenden wir mal aus – so etwas vergisst man nie nie nie. Doch in Vorbereitung auf den neuen Lexus ES 300h mussten wir ein bisschen blankziehen.

Fürwahr hatte es mal einen GS 450h im Test bei uns, anscheinend ging der auch ganz gut. Wir waren generell voll des Lobes, attestierten ihm aber dann genau das, was sich heute bewahrheitet hat: niemand mag ihn so recht kaufen. Deshalb ist das Kürzel GS nun auch Geschichte. Mit ihm leider auch der Heckantrieb und die Option auf V6- oder gar V8-Motoren.

Stattdessen tritt der Baukasten des Toyota-Konzerns auf den Plan. Um genau zu sein: der neue Camry. Er leiht dem zurückgestutzten Lexus nicht nur die Plattform, sondern tatsächlich den kompletten Antrieb. Und dies 1:1. Auf 218 Camry-PS werden nicht etwa aus Zauberhand ein paar mehr Lexus-Pferde, nein. Alles bleibt wie es ist.

Und das ist gut so.

Ja, es hat uns auch überrascht. Mehr noch: der Lexus ist wirklich wirklich gut. Statt der raumgreifenden Alt-Architektur mit längs eingebauten Motoren und Standardantrieb verwendet Lexus nun die Toyota Camry-Plattform. Das bedeutet: Frontantrieb und Quermotor.

Entsprechend stutzt man auch den Konkurrenz-Fokus zurecht. Der Lexus ES 300h soll weniger gegen Audi A6, BMW 5er und Mercedes E platziert werden, sondern den Flottenkunden der Mittelklasse gefallen. Er stellt sich also gegen A4, 3er und C-Klasse. Zumindest in Sachen Preis.

Design, Platz & Komfort

Vor allem aber beim Platzangebot bleibt er weiterhin in der Oberklasse zuhause. Mit fast fünf Metern Gesamtlänge geht es nicht nur vorne, sondern gerade im Fond fürstlich zu. Dazu kommt die traditionell beste Verarbeitung. Nicht nur die Materialauswahl, sondern vor allem die Passungen sind derart liebevoll, dass er die Konkurrenz locker schlägt.

Das mag allerdings nicht unbedingt für das Design gelten. Auch hier geht der Lexus ES 300h wie gewohnt einen eher ungewohnten Weg. An das Äußere mit dem gigantischen Grill und den teils wilden Sicken und Kanten kann man sich gewöhnen. Das Interieur braucht allerdings gerade wegen der nicht unbedingt selbsterklärenden Bedienung etwas mehr Eingewöhnung.

Wenn man sich allerdings zurechtgefunden hat, dann verwöhnt der große Lexus mit allerfeinstem Komfort. Die Geräuschdämmung etwa ist Klassen-Benchmark und spielt auf Augenhöhe mit der S-Klasse. Dazu kommt ein ausgezeichneter Sitzkomfort, der vom sehr komfortablen Fahrwerk bestens unterstützt wird.

Technische Highlights

Hier kommt direkt das Mark Levinson Soundsystem in den Sinn, das die getestete Luxury-Line serienmäßig mitbringt. Mit 17 Lautsprechern und überbordender Verstärkerleistung spielt sich das System nicht nur mit Kraft, sondern mit Präzision ins Hörerherz. Es ist dabei immer wieder beeindruckend, was ein gut abgestimmter Soundprozessor in einem ordentlich gedämmten Innenraum zu leisten vermag. Der Lexus ES 300h spielt auch hier in einer Liga mit den Besten – die teils weit über seiner Preisklasse fahren.

Grösstes, wenn auch bekanntes Highlight ist der Hybrid-Antrieb, den der Lexus 1:1 von seinem Konzernbruder Camry übernimmt. Ein 2,5 Liter Reihenvierzylinder, der hochverdichet und nach dem Atkinson-Zyklus arbeitet, leistet 178PS. Dazu kommt eine 6,5Ah Batterie, die einen 120PS Elektromotor speist. Beides wird über die von Toyota bekannte Getriebeeinheit stufenlos mit den Vorderrädern verzahnt.

Die in Summe 218PS starke Einheit zeichnet sich vor allem durch ihre unglaubliche Gleitfähigkeit aus. Bei normaler Fahrt ist das Zusammenspiel aus Verbrenner und Elektromotor so fein abgestimmt, das man sie kaum unterscheiden kann. Naturgemäß jazzt der Vierzylinder bei voller Leistungsabfrage in höchste Drehzahlen, doch selbst das ist akustisch erträglich.

Wie fährt der Lexus ES 300h Luxury Line?

Ausgewogen. Die Fahrwerksabstimmung harmoniert ideal mit der Charakteristik des Antriebs und dem Komfort im Innenraum. Der ES300h ist tatsächlich ein perfekter Cruiser, gerade auf langen Strecken.

Dabei ist es vor allem die Zurückhaltung an vielen Stellen, die ihn so besonders gut werden lassen. Als Beispiel die Bereifung: der Lexus rollt auf 18 Zoll-Felgen ab. Im Vergleich zur Konkurrenz beinahe winzig aber eben deutlich komfortabler.

Gleiches gilt für das Fahrwerk. Es verkneift sich moderne Pseudo-Sportlichkeit und ermöglicht so wirklich entspanntes Fahren. Dass der Lexus bei Bedarf trotzdem knackig ums Eck geht zeigt, was moderne Reifen können. Und die Fahrer sich selbst meist kaum zutrauen.

Das Beste am Lexus ES 300h ist aber sein Verbrauch. Zwar klingen die angegebenen 4,5 Liter des NEFZ-Zyklus unerreichbar für ein Fahrzeug dieser Größe, sind sie aber nicht. Im Mittel lagen wir im Test immer knapp unter fünf Litern. Bei schneller Fahrt sind es selten mehr als sechs.

Fazit

Der neue große Lexus ist ein gelungener Wurf. Mit dem Verzicht die deutsche Oberklasse anzugreifen und dem Fokus auf ein sparsames Konzept blüht der ES 300h auf. Vor allem weil er trotzdem weiterhin beim Luxus mitspielt, im Preis aber zurückhaltend bleibt. Man muss sich nur trauen.

Technische Daten:

Modell: Lexus ES 300h Luxury Line
Motor: Vierzylinder-Reihe, 2’487 ccm
Elektromotor: 120PS (88kW) und 202Nm
Systemeistung: 218PS (131kW)
Drehmoment: 221 Nm bei 3’600-5’200U/min
Batterie: Nickel-Metall-Hydrid
Antrieb: Frontantrieb, elektronisch geregeltes Planetengetriebe
Verbrauch (NEFZ): 4,5 l Benzin/100km
Testverbrauch: 4,9 l Benzin/100km
Beschleunigung (0 – 100km/h): 8,9s
Höchstgeschwindigkeit: 180km/h (abgeregelt)
Abmessungen (L/B/H): 4,95m/1,86m/1,45m
Gewicht: 1’680kg
Grundpreis: 48‘550 EUR (Luxury Line 64‘300 EUR)
Testwagenpreis: 68‘880 EUR

Der Beitrag Lexus ES 300h erschien zuerst auf radicalmag.