Test DS7 Crossback
Der Feine
Die Zeit schläft. Dann, mit einer eleganten Drehung, erwacht sie zum Leben. Man möchte es immer wieder sehen, vielleicht, denkt man sich, könnte man sie anhalten, die Zeit, noch ein bisschen schlafen lassen. Der Lauf der Zeit würde dann verborgen bleiben. Überhaupt ist es an der Zeit, wieder einmal etwas über Uhren in Automobilen zu schreiben. Auch in Zeiten von Smartphone und Apple-Watch, obwohl immer weniger Menschen einen schönen Zeitmesser am Handgelenk tragen: eine schöne Uhr zeugt von gutem Geschmack, immer noch, auch weiterhin. Einst wurden tatsächlich mechanische Werke von namhaften Herstellern auch in Automobile verbaut. Solches ergibt heute keinen Sinn mehr, aber nur so eine Billig-Digital-Anzeige ist sicher auch nicht das, wie man unser vielleicht wertvollstes Gut, diese Zeit, darstellen sollte.
Man muss diese Uhr im DS7 Crossback lieben. Nicht nur, weil sie zuerst schläft und dann zum Leben erwacht. Sie lädt auch zu Diskussionen, weil sie quadratisch ist. Weil Ziffern nur bei 12, 4 und 8 stehen. Die Franzosen von B.R.M. sind bekannt dafür, dass sie aussergewöhnliche Zeitmesser schaffen, im DS7 ist ein solches Modell installiert – und es zeugt davon, dass sich die Innenausstatter intensiv Gedanken gemacht haben, was denn den von der Marke DS Automobiles propagierten «französischen Luxus» ausmacht. Man kann ihnen zu ihrer Wahl nur gratulieren.
Überhaupt muss man den Interieur-Designern gratulieren. Wir erleben, abgesehen vielleicht von einigen englischen Luxus-Marken, das schönste Innenleben eines Automobils seit langem. Einen sauber integrierten Bildschirm, der nicht, wie bei deutschen Premium-Marken üblich, wie ein Holzpflock in der Landschaft steht. Und ganz viele wunderschöne, liebevoll gestaltete und ausgeführte Details, die Funktionsleiste in der Mittelkonsole in gefrästem Alu, die Lüftungsdüsen, die nicht aus billigem Plastik bestehen, einen schön versteckten und doch lebendigen Start-Knopf – und eine herausragende Verabeitung von reichlich Alcantara. Ja, das ist wahrlich Luxus, der die Insassen da umgibt – nicht aufdringlich, nicht schwüstig, sondern von jener leichtfüssigen Eleganz, die nur die Franzosen beherrschen. Und die Idee ist ja auch richtig: Wenn man schon kaum mehr vorwärts kommt, dann soll die Zeit im Automobil so angenehm wie möglich gestaltet sein – es ist nicht «schneller fahren», sondern «schöner Wohnen». Ja, pseudo-autonom kann er auch, der Crossback, gutes Level 2, man kann das Aug‘ also im Stau gut einmal über das feine Innenleben schweifen lassen. Oder sich mit den anderen Passagieren über quadratische Uhren unterhalten. Oder darüber, dass Sitze nicht nur bequem sein können, sondern dabei auch noch gut aussehen. Oder vielleicht über das Bediensystem, das wirklich kinderleicht zu verstehen und handzuhaben ist – etwas unglücklich sind allerdings die (zu) kleinen Tasten unterhalb des Bildschirms, da braucht man gute Augen (oder eine längere Gewöhnungszeit). Nichts zu diskutieren gibt es über die graphischen Elemente in der Cockpit-Anzeige, die sind einfach nur: schön.
Irgendwie hat es ja dann auch sein Gutes, dass der DS7 Crossback ein SUV ist (oder ein Crossover), da kann mehr von diesen Materialien verbaut werden. Und für pseudo-autonomes Schleichen im Stau braucht man ja auch keinen Rennwagen, in diesem hochgepfriemelten Geräten hat man zudem die bessere Übersicht. Wobei, er fährt sich ganz angenehm, der Franzose, der auf dem Peugeot 5008 basiert, aber etwas weicher, komfortabler abgestimmt ist, was man gerade auf der Langstrecke schätzt. Eigentlich wäre die deutsche Autobahn ein gutes Revier für den DS7 – bloss, es kennt ihn keiner, deshalb geht auch niemand zur Seite, wenn man etwas flotter von hinten angerauscht kommt. Und mehr als ein Rauschen vernimmt man auch bei 200 km/h im Innenraum nicht, auch da haben die Franzosen ganze Arbeit geleistet, wir kennen nur wenige Fahrzeuge, die ruhiger sind gerade bei hohen Tempi. Der Geradeauslauf ist löblich, die Hatz um engere Kurven hingegen mag der Crossback nicht so sehr, da kommt der hohe Aufbau dann schon ins Wanken, da hilft die weiche Federung auch nicht unbedingt. Wer all diese Annehmlichkeiten lieber in einer Limousine geniessen will, der muss noch bis Ende 2019 warten…
Von aussen wirkt der DS7 Crossback stattlich, vielleicht sogar etwas gar wuchtig (andere meinen: pummelig). Dabei ist er mit seinen 4,57 Meter Länge fast 10 Zentimeter kürzer als ein Audi Q5 und auch 3 Zentimeter flacher (1,62 Meter); bloss in der Breite schlägt er den Teutonen um 2 Zentimeter (1,91 Meter). Beim Kofferraum-Volumen sind sie gleichauf (550 Liter), bei abgeklappten Rücksitzen deklassiert der Crossback so einen Q5 aber dann um satte 200 Liter (maximal 1750 Liter). Ob er auch den grösseren Kühlergrill hat, wissen wir nicht, wir schätzen: Unentschieden. Unser Testwagen war schwarz mit schwarzen Felgen, da fällt die hohe Seitenlinie des DS7 nicht so sehr auf – das ist für unseren Geschmack aber schon etwas zu sehr flächig, nicht von der gleichen Eleganz wie der Innenraum. Doch selbstverständlich gibt es auch aussen sehr schöne Details, die Lampen gehören unbedingt dazu, vorne und ganz besonders hinten.
Bewegt wurde unser DS7 Crossback von einem 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner, der beachtliche 225 PS leistet, über ein maximales Drehmoment von 300 Nm bei 1900/min verfügt und seine Kraft über eine 8-Gang-Automatik an die Vorderräder abgibt. Dieses Motörchen hat uns überrascht: Absolut unangestrengt gibt es seine doch beachtliche Leistung ab (während die 2-Liter in den Volvo immer etwas bemüht wirken). Die Schaltvorgänge sind kaum spürbar, die Anschlüsse perfekt – und der Automat wird nicht hektisch wie andere dieser Multigang-Getriebe. Weil das Aggregat seinen Dienst so ruhig versieht, wünscht man sich auch gar keinen grossvolumigeren Motor; Drehmoment hat es ja reichlich. Ob der Crossback wirklich in 8,3 Sekunden auf 100 km/h spurtet, haben wir nicht nachgemessen – die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 236 km/h erscheint uns allerdings ziemlich optimistisch, da braucht es dann sehr viel Anlauf. Ebenfalls nicht erreicht haben wir die Vorgaben des Werks beim Verbrauch, es waren nicht 5,8 Liter, sondern 7,5 Liter. Da spürt man dann schon das Gewicht – für das es in den technischen Daten eine interessante Angabe gibt: 1500 bis 1690 Kilo.
Mit knapp über 50’000 Franken ist so ein DS7 Crossback mit 225-PS-Benziner in der Ausstattungslinie Performance Line angeschrieben. Es kommen dann noch reichlich Personalisierungsmöglichkeiten dazu, das ist ja so ein bisschen der Scherz bei diesem Wagen, und der Endpreis lag dann etwas über 60’000 Franken. Damit ist der DS7 kein Schnäppchen mehr, wobei das, wie so vieles im Leben, relativ ist, denn ähnlichen Luxus und eine derart saubere Verarbeitung gibt es sonst nur in der Oberklasse. Und da plaudern wir ja dann von sechsstelligen Beträgen. Doch trotz gutem Verhältnis von Preis zur Leistungen: Der DS7 wird wohl ein Exot bleiben – es wird für diesen «französischen Luxus» noch viel Überzeugungsarbeit brauchen. Aber DS Automobiles schaut ja vorwärts, schon nächste Woche wird der DS3 Crossback vorgestellt.
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