Ferrari – Leggenda e Passione
Steil nach oben?
Ferrari feiert seinen 70. Geburtstag. Auch aus diesem Grund veranstaltet Marktführer RM Sotheby’s am 9. September in Maranello unter dem Titel «Leggenda e Passione» eine Auktion, bei der ausschliesslich Ferrari unter den Hammer kommen. 40 Preziosen sind bislang bekannt (was doch etwas enttäuschend ist – ist vielleicht zu viel los auf dem Markt? Sind die Preise in den USA einfacher höher?), das Angebot reicht vom günstigen 348 TS aus dem Jahre 1991 über einen Daytona, der 40 Jahre in einer Scheune gestanden hatte (Bild oben). bis hin zu einem 250 GT mit kurzem Radstand, für den bis 10 Millionen Euro bezahlt werden dürften. Spannend aber auch: der Ferrari 400i aus dem Jahre 1983 aus der Sammlung von «Rolling Stone» Keith Richard, der das Auto neu gekauft hatte und in den vergangenen 34 Jahren nur gerade 3267 Kilometer damit gefahren ist (das ist der hier unten, im Artikel zum 365 GT4 2+2 gibt es alle Bilder).
Doch wie ist die Marktlage für diese klassischen Ferrari? Die Auktionen im Umfeld von Pebble Beach Mitte August dürfen als guter Gradmesser gelten, an der Küste von Kalifornien treten jeweils alle grossen Auktionshäuser an – und heuer war das Angebot an Ferrari überwältigend. Zwar war es nicht einer der italienischen Sportwagen, der den höchsten Preis erzielte, diese Ehre gebührt dem Aston Martin DBR 1, der für stolze 22,5 Millionen zugeschlagen worden war, doch mehr als zwei Dutzend Ferrari schafften den Sprung über die Millionengrenze. Spitzenreiter war ein 275 GTB Competizione, der für 14,5 Millionen Dollar zugeschlagen wurde – ein neuer Rekord für dieses Modell. (Unten: der 275 GTB Alu, Chassisnummer #08111, der bei «Legende e Passione» angeboten wird, Schätzpreis 2,4 bis 2,8 Mio Euro.)
Ganz klar ist: Frühe Rennwagen mit schöner Geschichte verkaufen sich weiterhin glänzend, da zeigt die Tendenz bei den Preisen weiterhin steil nach oben. Auch die ganz klassischen Modelle wie der California Spyder, die «normalen» 275 GTB oder die Superamerica werden immer teurer. Heftig auch die Steigerungen bei einem ganz neuen Modell, dem LaFerrari, für den bereits mehr als 3,5 Millionen Dollar abgedrückt werden – das Fahrzeug ist erst zwei Jahre alt, kostete damals rund eine Million. Etwas erstaunlich ist dagegen, dass die Daytona auf einem tiefen Niveau verharren, bei Bonham’s konnte man diese Ikone der 70er Jahre schon für 511’000 Dollar haben. Das schwächste Glied war allerdings eine F355 Berlinetta, die es zum Discountpreis von 55’000 Dollar gab. (Das wohl günstigste Stück in Maranello am 9. September: 348 TB von 1991, geschätzt auf 125’000 bis 150’000 Euro.)
Doch die Frage muss ja sein: wo liegt das grösste Potenzial? Eine Beobachtung in Pebble Beach: Es sieht ganz so aus, als ob die 308 GTB so langsam durchstarten. Zwar gab es ein solches Modell noch für 73’700 Dollar bei Bonham’s, doch ein paar Schritte weiter schaffte es bei RM Sotheby’s ein gleiches Modell auf 192’500 Dollar. Nur schon diese grosse Schere zeigt, dass der Markt wahrscheinlich heiss ist. Gleiches gilt für den Nachfolger, den 328, bei dem die Preisspanne zwischen 99’000 und 154’000 Dollar lag. Und das hatte nicht bloss mit dem Zustand der Auktionsstücke etwas zu tun. Massiv nach oben zeigen auch die Preise für den 512M, da haben sich die Preise innerhalb eines Jahres verdoppelt, Gooding verkaufte ein schönes Stück für sagenhafte 478’500 Dollar. Auch ein 512BBi kam auf 429’000 Dollar – einen anderen gab es schon für 242’000 Dollar. Einig ist man sich, dass man mit den Mittelmotor-Zwölfzylindern, also von 365 GT4 BB bis zum besagten 512M, kein Geld mehr verlieren kann. Ausser natürlich beim Unterhalt, der nicht wirklich günstig ist. (Tip für am 9. September: 365 GT4 BB, 1974, geschätzt auf mindestens 350’000 Euro.)
Unser Tip, übrigens: Ferrari 599 GTB. Die gibt es weiterhin für knapp mehr als 100’000 Franken. Doch das ist ein wirklich hervorragendes Fahrzeug, das auch im Alltag richtig viel Freude macht. Und irgendwann müssen diese feinen Stücke auch aus ihrem Loch kommen – wie eigentlich alle Ferrari. (Einen 599 GTB gibt es bei «Leggenda e Passione» leider nicht, aber einen 599 GTO – auf doch erstaunlich bescheidene 425’000 bis 500’000 Euro eingeschätzt; da ging schon deutlich mehr…)
Mehr klassische Ferrari gibt es alleweil in unserem Archiv. Über die neuen Dingers schreiben wir ja nichts mehr, das wurde uns verleidet, siehe: hier. Und direkt zur Auktion in Maranello geht es: hier.
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