Dauertest Citroën C3
Ein Lächeln
Bis im Juni wird uns ein Dauertest Citroën C3 begleiten. In seiner mittleren Motoren-Variante, 82 PS aus einem nicht zwangsbeatmeten 1,2-Liter-Dreizylinder, manuelles 5-Gang-Getriebe, in der feinsten Ausstattung, genannt «Shine». Basispreis: 19’880 Franken, aber da gibt es ja alleweil noch massive Rabatte. Im ersten Monat haben wir den fast genau 4 Meter langen Franzosen ziemlich genau 5000 Kilometer weit gefahren, es ist also Zeit für einen ersten Zwischenbericht.
Design: Der neue C3 ist ganz klar der kleine Bruder des C4 Cactus. Optisch ist er weniger offensiv als unser ehemaliger Dauertestwagen, sagen wir mal: weniger Avantgarde, mehr Mainstream. Das muss wohl so sein, der C3 ist eines der wichtigsten Modelle im Portfolio von Citroën, es muss also allgemeinverträglich sein. Wohl auch deshalb kann man auch auf die «Airbumps» verzichten – unser Testwagen, rot, mit weissem Dach und weissen Aussenspiegeln und auch sonst noch ein paar graphischen Elementen in Weiss, hat sie aber, und uns gefällt das so. Der Citroën gehört sicher zu den adrettesten Fahrzeugen im Kleinwagensegment, er fällt nicht nur ob seiner farbenfrohen Lackierung auf. So ein klein wenig macht der C3 auch auf kompaktes SUV, das er selbstverständlich gar nicht ist, da kommt ja dann bald einmal etwas.
Innenraum: Raum ist auch in der kleinsten Hütte, und ja, das stimmt beim C3 sicher. Der Innenraum ist luftig und für das Segment erfreulich gross; selbstverständlich können die Passagiere hinten die Beine nicht grossartig ausstrecken, auch ist die Kopffreiheit nicht grossartig, doch das können die Konkurrenten auch nicht besser. Etwas ärgerlich: die Mittelkonsole ist etwas breit geraten, grossgewachsene Fahrer haben wohl etwas Probleme, ihr rechtes Bein anständig zu verstauen. Wir haben es ein paar Mal geschafft, mit dem Knie das Radio auszuschalten. Die Sitze sind eine wahre Freude, sie wirken breit, sie sind es auch, doch sie bieten bei allem Komfort auch überraschend guten Seitenhalt; das ist alles noch besser als im Cactus. Die Gestaltung ist fröhlich, auch farbig, so darf das in einem Kleinwagen doch auch sein. Mit 300 Litern ist der Kofferraum zwar nicht übermässig gross, auch ist die Ladekante etwas zu hoch, aber das passt schon, die fetten Büchergestelle wird man eh nicht transportieren wollen in solch einem Fahrzeug.
Bedienung: Ziemlich konsequent verfolgt Citroën die Philosophie der Vereinfachung weiter, die mit dem Cactus begonnen wurde. Zwar hat der C3 mehr Knöpfchen und Schalterchen als sein grösserer Bruder, doch das zentrale Bedienelement bleibt der Touchscreen in der Mittelkonsole, der einfach zu bedienen ist – wenn man sich einmal daran gewöhnt hat. Wir fragen uns, was das Gepfriemel unter der zentralen Anzeige soll, Odometer-Rückstellung und so, das ist alles viel zu klein und auch schwierig erreichbar; alles Dinge, die sich gut auch über den Screen bedienen lassen würden. Prinzipiell ist die Bedienung einfach und logisch, wir sind erstaunt, wie schnell das gegangen ist mit dieser Umstellung von Knöpfchen, Schalter und Hebeln auf die Smartphone-Welt – und das ist auch gut so. Und viele Kleinwagen, die in diesem Bereich so weit sind wie der C3, gibt es bislang nicht.
Antrieb: Gut, die 82 PS sind jetzt nicht wild, auch wenn sie gerade bei höheren Drehzahlen manchmal danach tönen. Zumal der kleine Dreizylinder ja nicht von einem Turbo unter Druck gesetzt wird, 118 Nm maximales Drehmoment, die bei 2750/min anstehen, sind keine Wand. Das bedeutet, dass die Maschine des C3, der doch überraschend deutlich über eine Tonne wiegt, schon bei Laune gehalten werden muss, damit es anständig vorwärts geht. Grossartige Fahrleistungen darf man also nicht erwarten, die 12,3 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h und die 174 km/h Höchstgeschwindigkeit erscheinen nicht übertrieben. Das Getriebe ist aber gut abgestimmt auf die Leistung und die Charakteristik des Motors, man arbeitet sich da allerdings gerne durch die fünf Gänge (und würde sich unbedingt noch einen sechsten wünschen), also kann man durchaus Spass haben am kleinen Franzosen. Was uns bislang noch nicht wirklich überzeugen konnte: der Verbrauch. Der Durchschnitt liegt nach 5000 Kilometern bei 5,9 Litern und damit deutlich über der Werksangabe von 4,6 Litern. Wir müssen dazu aber auch vermelden, dass es ein wirklich kalter Winter war bisher, dass der C3 oft nur über kurze Strecken gefahren wurde, dass er auch mal längere Strecken bei Vollgas auf der deutschen Autobahn durcheilen musste. Und ja, da war es dann über 160 km/h schon eher zäh, und auch an Steigungen würde man sich ein paar Pferde mehr wünschen.
Fahrwerk: Citroën hat dem C3 eine Abstimmung verpasst, die ziemlich anders ist als bei der Konkurrenz. Denn während die meisten Kleinwagen mit Härte etwas Sportlichkeit suggerieren wollen, gefällt der Franzose mit einer Form von Komfort, die es in diesem Segment sonst nicht gibt. Auch harte Schläge werden sauber ausgebügelt, schlechte Strassen nimmt er mit einem Lächeln – uns gefällt das ganz gut, denn man ist ja eh nicht immer mit dem Messer zwischen den Zähnen unterwegs, und die 82 PS reizen eh nicht zu sportlichen Höchstleistungen. Trotzdem lässt sich der C3 ganz flott durch Kurven bewegen, die Seitenneigung hält sich in Grenzen; die Lenkung ist präzis, an den Bremsen gibt es nichts auszusetzen, auch bei gröberen Manövern aus hoher Geschwindigkeit nicht.
Erstes Fazit: Wir haben Freude am kleinen Franzosen. Er ist ein gefreuter Anblick, man setzt sich gerne rein, auch die Kinder mögen ihn gut. Platz bietet er eigentlich genug, er gefällt mit Wendigkeit und Agilität in der Stadt und mag durchaus auch einmal über längere Strecken bewegt werden. Klar, er ist noch quasi neu, wir konnten bisher keinerlei Mängel feststellen – und überhaupt macht die Verarbeitungsqualität einen guten Eindruck. Es ist davon auszugehen, dass der Verbrauch noch sinken wird, wenn es dann wärmer wird – und dann wüssten wir nicht mehr viel, was man zu diesem Preis noch grossartig besser machen könnte. Aber wir bleiben selbstverständlich dran.
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