Sabra
Wahrer Exot
Was, um Himmels Willen, ist denn das, dachten wir kürzlich, als die Jungs der Hamburger Garage 11 Bilder von einem Wagen posteten, den sie mit Sabra anschrieben. Sabra? Noch nie gehört – noch nie gesehen, obwohl natürlich sofort eine gewisse Ähnlichkeit zu Reliant-Fahrzeugen auffiel. Also sofort Dr. Google fragen, man hat ja ungern Lücken in der Automobil-Geschichte.
Der Sabra ist, unter anderem: ein Kaktus. Doch der Sabra, den wir gesehen hatten und hier zeigen, ist ein Sportwagen aus Israel. Ende der 50er Jahre hatte die Autocars Company Limited, gegründet 1957 in Haifa, erste Autos hergestellt. Wobei: es wurden Reliant-Plastikteile nach Israel verschifft, und dort bastelte Sabra dann einen einfachen Kombi mit dem Motor eines Ford Anglia zusammen. Grossartig wurde die Produktion aber nie, mehr als 1500 Autos pro Jahr schafften die Israeli nicht, 1982 lief die Produktion endgültig aus. Es heisst, dass es kaum noch komplette Sabra gibt ins Israel, weil die Kamele es liebten, die Kunststoff-Karosserien anzuknabbern – und wenn es nicht wahr ist, dann ist es immerhin gut erfunden…
Anfang der 60er kam dann der Sabra Sport dazu. Der Chef von Autocars, Itzhak Shubinski, trat zusammen mit Reliant die Entwicklung an. Wobei: es wurde einfach die Form des Ashley 1172 übernommen, Les Ballamy entwickelte ein neues Chassis. Reliant bot den Wagen als Sabre an, die Israelis entfernten die kantige Front und ersetzten sie durch eine längere Schnauze, die auch deutlich aerodynamischer wirkte. Angetrieben wurde der Sabra von einem 1,7-Liter aus dem Ford Consul, der es auf wilde 61 PS brachte, später waren dann Versionen mit bis zu 91 PS erhältlich. Plastikkarosse, anfangs nur offen, später auch als Coupé, Scheibenbremsen zumindest vorne, ein Gewicht von knapp 800 Kilo – das dürfte einiges an Fahrspass gebracht haben damals. Und auch heute noch bringen.
Die ersten 100 Sabra wurden bei Reliant in Tamworth gebaut. Auch später übernahmen die Engländer immer wieder die Produktion, aus englischer Herstellung stammen insgesamt 171 dieser Fahrzeuge. In Haifa entstanden die Sabra Sports nur zwischen 1961 und 1963 (in England: bis 1968…), und es waren insgesamt 208 Stück. Was eine Gesamtproduktion von 379 Exemplaren gibt. Reliant baute übrigens ab 1962 auch noch den Sabre Six mit einem 2,6-Liter-Sechszylinder von Ford, da entstanden noch einmal 77 Stück.
Mehr Infos zum Sabra Sports gibt es bei der empfehlenswerten Hamburger Garage 11. Dort steht ja auch das hier gezeigte Exemplar zum Verkauf. Mehr Exoten haben wir in unserem Archiv.
Der Beitrag Sabra erschien zuerst auf radicalmag.