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Supertest 2016-1

Published in radical-mag.com

Das Leben, so allgemein

Dann, abends, sitzen wir beim «Holznerwirt» in Eugendorf unter alten Bäumen. Es fliesst manch ein Kulinarium-Bier in die durstigen Kehlen, die Sprüche werden auch nicht besser, je länger der Abend dauert; zum Glück sitzt noch eine junge Dame am Tisch. Wie überhaupt die Runde jünger geworden ist in den vergangenen Jahren, die Online-Jungs sind eine andere Generation, Andy, der Photograph, der legendäre Staretz und meine Wenigkeit sind die alten Hasen. Was man daran merkt, dass ich behaupte, dass wir schon einmal beim «Holznerwirt» waren irgendwann in den vergangenen Supertest-Jahren, mir das aber niemand so recht glauben will. Dann halt noch ein Bier. Und später dann das Schnitzel, muss einfach sein, ich bin der Ausländer hier, ich darf das. Es ist in etwa so gross wie in anderen Ländern das Doppelbett; beim Holznerwirt ist das Doppelbett so gross wie in anderen Ländern das ganze Zimmer. Und so weich wie Salzburger Nockerl. Die hätte ich eigentlich auch noch bestellen wollen, doch hatte einfach keinen Platz mehr. Auch nach dem zweiten Marillenbrand nicht.

Ja, abends gönnt man sich beim Supertest der «auto revue» schon noch ein Bier. Oder drei. Die knallharte Verbissenheit der Hundertstelsekundenjäger und Längsdynamiker unter den teutonischen Fachblättern verkneift man sich hier frühzeitig, sprich: schon in der Planung. Zwar wird dann der Wendlinger Karl am nächsten Tag schnelle Runden in den Asphalt des Salzburgrings brennen, aber das sind auch mehr so: Grössenordnungen. Denn am Ende geht es wieder einmal um das Grosseganze, eine mehr philosophische Betrachtung des Sportwagens, des Seins mit und um Sportwagen, eigentlich um das Leben, so: allgemein. Und durchaus auch im Speziellen. Denn die Diskussion, ob der Tafelspitz nun mit oder ohne Suppe serviert werden soll, die kann sich in Österreich hinziehen. Und auch das ist ein Gespräch über Automobile, es fliesst die Freud’ ein, die Lust, der Purismus, die Reinheit der Lehre. (Und ja, die Mechthild war auch dabei…)

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Selbstverständlich plappern wir auch über den Sound der Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio, über den wunderbaren V12 des Aston Martin Vintage V12S, über das Plus beim Audi R8, die Farbe des Bentley Continental GT V8S, den Preis des Chevrolet Camaro, den Krach des Jaguar F-Type SVR, das Design des Lexus RC-F, das Drehmoment des Mercedes AMG SL63, die technischen Feinheiten des Nissan GT-R und die Vernunft in der Unvernunft beim Porsche 911 Turbo S. Womit wir die Probanden des Supertest 2016 auch gleich bezeichnet hätten. Kein Ferrari, kein Lamborghini, auch nichts von den «radicals» vom vergangenen Jahr (siehe: Donkervoort D8 GTO, KTM X-Bow GT4, Radical RXC Turbo), aber halt ein richtig sauberer Querschnitt durch das, was die Auto-Industrie heute an Kraft und Charme und Fröhlichkeit zu bieten hat.

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Die These ist ja: das letzte Automobil wird ein Sportwagen sein. Daran muss man leider aktuell ein wenig zweifeln, die Obrigkeit schränkt die Fahrfreund’ immer mehr ein – und die Hersteller hetzen mit ihrem Drang hin zum autonomen Gefahrenwerden in ihr eigenes Verderben. Hat der Sportwagen noch Zukunft, das ist der Kern der Diskussion – und wir sind alle etwas skeptisch. Zumindest: auf die weite Sicht. Denn im Moment haben wir ja noch schöne Sachen vor der Haustür geparkt – auch wenn diese unterdessen ebenfalls von Heerscharen von elektronischen Helferlein gezähmt sind. Bei manch einem der Konkurrenten lässt sich das ESP gar nicht mehr ausschalten, so weit sind wir schon: die Verantwortung liegt beim Hersteller, nicht beim Piloten. Das ist keine schöne Entwicklung, aber trotzdem erst der Anfang vom Ende. Also geniessen wir doch alles, was wir noch kriegen können – Herr Ober, noch ein Bier, bitte.

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Als Schweizer Gast muss ich das auch einmal schreiben: es ist schön dort, in Österreich. Zwar trägt man ein Ort einen komischen Namen, es ging vom Kalten Kucherl zum Sölksee, es gibt die Kaltenbachklamm und die Postalm. Und überall sind die Einheimischen freundlich und die Preise für einen Schweizer ein wundersames Ding; dass sich solches rechnet, ist erstaunlich. Für den Regen können die Österreicher nichts, aber es ist dann eine Freud’, im Nissan hinter dem Camaro herzuschleichen, der die ganze nasse Strasse braucht, während man sich im Japaner noch den Radio neu programmieren kann. Aber dann hat man ja auch Musse, sich die feinen Landschaften anzuschauen, zu geniessen. «radical» will sich in diesem Zusammenhang auch gleich bei Nissan in der Schweiz bedanken, wo man es möglich machte, dass wir den letzten Up-date des GT-R als Gastgeschenk zum Supertest 2016 bringen konnten.

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Es gibt keine feste Ordnung in diesem Supertest, wir spielen ihn nach Lust und Laune. Allenfalls auch mit Bildern aus unserer berüchtigten Serie «Danach».

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Wir bedanken uns bei unseren Kollegen von der «auto revue», dass wir dabeisein durften.

Der Beitrag Supertest 2016-1 erschien zuerst auf radicalmag.