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Test Toyota Land Cruiser

Published in radical-mag.com

Der Ewige

Bevor es hier losgeht, möchten wir unserer Leserschaft vorschlagen, einige Minuten Ihrer wertvollen Zeit sinnreich einzusetzen. Denn wir haben da eine grosse, grosse Geschichte zu den älteren Toyota Land Cruiser anzubieten, mit sehr vielen Bildern, die das Studium der Details unbedingt lohnen. Diese Story gibt es: hier. Danach werden Sie verstehen, dass es sich beim Toyota Land Cruiser auch der jüngsten Generation um ein absolut aussergewöhnliches Fahrzeug handelt. Also, bitte.

Die Geschichte des Land Cruiser ist also lang. Nicht ganz so lang wie jene des Jeep, aber sie wird wohl länger werden als jene des Land Rover Defender, der ja kuerzlich verstarb. Und immer, wenn «Heritage» mitspielt, geht es ja auch um Emotionen – eine Karte, die Toyota nie so recht einzusetzen wusste. Selbstverständlich kann man einen aktuellen Land Cruiser nicht mit jenen legendären FJ40 vergleichen, muss man auch nicht, und doch ist das Rückgrat irgendwie das gleiche. Heute geht der Land Cruiser im Anzug zur Arbeit, doch zupacken kann er trotzdem noch, auch Angst vor dreckigen Fingernägeln hat er nicht. Wenn man ihn denn lässt. Andererseits weiss man ja auch, dass auch solche echten Geländewagen kaum mehr dort eingesetzt werden, wo sie sich am wohlsten fühlen würden, die Geländeuntersetzung wird kaum je noch gebraucht (und wenn, dann weil ein wenig Schnee liegt); leider zeigen diese Land Cruiser & Co. heute ihre Kompetenzen zumeist auf dem Parkplatz vor dem schicken Restaurant, der hippen Bar. Man zeigt: man könnte. Und nein, wir waren im Test auch nicht in Afrika, leider. Aber dafür haben wir schöne Bilder aus Island.

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Wir sind in der, hmm, 8. Generation. Es gibt diesen auch nicht mehr ganz so taufrischen Land Cruiser ja doppelt (wie schon so oft in seiner Karriere), da ist der Kleine, als Dreitürer, und dann gibt es auch noch den grossen Fünftürer. der auch mit dem 4-Liter-V8 mit 282 PS erhältlich ist. Wir hatten es aber mit der frischesten Variante zu tun, dem Fünftürer mit dem neuen 2,8-Liter-Diesel, der jetzt auch Euro 6 erfüllt. Auf dem Papier will der so angetriebene Toyota nur noch 7,4 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen; diesen Wert haben wir im Test relativ deutlich verpasst, es wurde knapp zweistellig. Das ist jetzt nicht bravourös, liegt aber noch im Rahmen, denn wir haben es ja hier mit 2,4 Tonnen geballter Robustheit und Stabilität zu tun, einem Fahrzeug, das für die Ewigkeit gebaut scheint.

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Und der neue Motor, 177 PS stark, mit einem maximalen Drehmoment von 420 Nm, das zwischen 1400 und 2400/min anliegt, passt bestens zum grossen Toyota. Wir fuhren die wohl sehr seltene Variante mit dem manuellen 6-Gang-Getriebe – und erfreuten uns an der Souveränität des Antriebs. Die auch hohe Reisetempi auf der Autobahn zulässt. Ja, man darf da den Japaner schon mit dem verblichenen Defender vergleichen – und dazu mitteilen, dass Welten dazwischen liegen. Nur im Positiven für den Toyota: er ist viel ruhiger, viel flotter unterwegs, versprüht fast schon einen Hauch von Fahrfreude, denn er ist auch Kurven nicht abgeneigt. Gut, er neigt sich dann in ebendiesen schon ziemlich zur Seite, aber da muss man dann bei den Engländern schon zu einem Range Rover greifen, um es besser zu haben. Und da sprechen wir dann von einem ganz anderen Preisrahmen. Und nein, mit den handelsüblichen SUV möchten wir den Land Cruiser nicht vergleichen, er lebt in einer anderen Welt.

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Einen Preis für «Schöner Wohnen» wird der Toyota wohl nie gewinnen (wobei, beim Hilux geht das ja ganz gut, das Interieur des Pick-up würde dem Land Cruiser auch gut anstehen). Die Sitze sind bequem, aber leider auch etwas rutschig, vielleicht ein wenig überdimensioniert (Hauptmarkt sind ja schliesslich auch die USA). Doch auch wenn Cockpit und Armaturen nicht mehr ganz der jüngsten Mode entsprechen: die Bedienung ist einfach, logisch, alles ist an seinem Platz. Etwas weniger Hartplastik wäre nett, doch andererseits: solcher lässt sich ja auch leichter reinigen. Wunderbar sind dafür die Platzverhältnisse, vorne sowieso, doch auch in der zweiten Reihe reist man mit mehr als ausreichend Kniefreiheit. Und hinten gehen sich bis zur zweiten Sitzreihe 1151 Liter Kofferraumvolumen aus; mit abgeklappten Sitzen sind es 1934 Liter. Das sollte reichen auch für Afrika.

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So richtig im Matsch (und in Afrika) waren nicht. Aber ein paar Böschungen hoch und runter. Und da ist es schon erstaunlich, was der harte Kerl klettern kann. Und wie fein seine Böschungswinkel (vorne 32, hinten 25 Grad) dank der geringen Überhänge sind. Und was 21,5 Zentimeter Bodenfreiheit bringen. Gut, der Radstand ist mit 2,79 Metern relativ lang, aber wir haben es ja hier mit einem klassischen Geländewagen zu tun, Leiterrahmen für eine gute Verschränkung – und selbstverständlich jede Menge Elektronik, vor allem das Kinetic Dynamic Suspension System, das es ermöglicht, dass sich offroad die Stabilisatoren entkoppeln können und so einen maximalen Bodenkontakt zustande bringen. Multi-Terrain-Select heisst ein anderes System, da kann man den zu befahren werdenden Untergrund wählen. Auch gut: alle die Dingers, die innen anzeigen, was aussen abläuft, Multi-Terrain-Monitor und Body-Angle-Display. Nur Spielsachen, klar, aber hilfreich. Und falls wir es noch nicht geschrieben haben: permanenter Allradantrieb. Ausserdem: Watttiefe 70 Zentimeter, ohne zusätzlichen Umbau.

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Es gibt den Toyota Land Cruiser, der zudem noch 3,5 Tonnen anhängen darf, schon ab 33’900 Franken. Gut, das ist dann der Dreitürer ohne Ausstattung, aber trotzdem: ein Schnäppchen – da kostet ja schon ein fast ein RAV4 mehr. Den Fünftürer gibt es ab 38’000 Franken, unser Testwagen in der sehr kompletten Austattungslinie Sol war dann aber mit 63’030 Franken angeschrieben. Das kann dann nicht mehr als Sonderangebot gelten, doch andererseits: so einen Land Cruiser kauft man für die Ewigkeit.

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Mehr Toyota haben wir in unserem Archiv. Und eben, da ist noch der Blick zurück in die grossartige Land-Cruiser-Vergangenheit.

Der Beitrag Test Toyota Land Cruiser erschien zuerst auf radicalmag.