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Alfa Romeo Tipo 33

Published in radical-mag.com

Die Letzten…

Nach zwei Weltmeistertiteln in der Formel 1 in den Jahren 1950 und 1951 – durch Nino Farina (Italien) und Juan Manuel Fangio (Argentinien) – kehrt Alfa Romeo Ende der 1960er Jahre in den Spitzensport zurück. Die Wahl fällt auf die zu diesem Zeitpunkt der Formel 1 fast ebenbürtige Langstrecken-Weltmeisterschaft. Feste Größen in dem von Hunderttausenden von Fans verfolgten Championat sind unter anderem das 24-Stunden-Rennen von Le Mans, die 12 Stunden von Sebring in Florida und das 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Aber auch legendäre Straßenrennen wie die Targa Florio auf Sizilien oder die Tourist Trophy auf der Isle of Man gehören in manchen Jahren dazu.

Unter der Regie von Carlo Chiti entsteht bei Autodelta, der offiziellen Motorsportabteilung von Alfa Romeo, ein Rennfahrzeug für die Prototypen-Kategorie. Ab 1968 ist der Alfa Romeo 33/2 in der Klasse bis zwei Liter Hubraum der Maßstab. Der Nachfolger Tipo 33/3 hat einen auf drei Liter Hubraum vergrößerten Motor. Mit diesem Modell landen 1971 die Alfa Romeo Werkspiloten Andrea de Adamich (Italien) und Henri Pescarolo (Frankreich) beim 1000-Kilometer-Rennen in Brands Hatch (Großbritannien) den ersten WM-Gesamtsieg – gegen die übermächtigen Porsche 917 mit Fünf-Liter-Triebwerken. Der Tipo 33/3 gewinnt in dieser Saison außerdem auch die Targa Florio auf Sizilien und das 6-Stunden-Rennen in Watkins Glen (USA). Alfa Romeo wird Vize-Weltmeister.

Ab 1972 sind in dem nun Marken-Weltmeisterschaft genannten Championat nur noch Motoren mit maximal drei Liter Hubraum zugelassen. Alfa Romeo tritt mit dem neu konstruierten Tipo 33/TT/3 an. Dieser hat einen Gitterrohrrahmen aus Stahl als tragende Struktur. Darauf verweisen die Buchstaben TT in der Modellbezeichnung, die Abkürzung für das italienische Telaio Tubolare. Die Karosserie besteht aus einer dünnen Blechhaut. Der im Tipo 33/3 bewährte V-Achtzylinder leistet dank eines neu entwickelten Zylinderkopfs nun 440 PS. Alfa Romeo konzentriert sich auf ausgesuchte Rennen. Trotzdem springt erneut der zweite Platz in der WM-Gesamtwertung heraus.

Im Mai 1973 zündet Autodelta beim 1000-Kilometer-Rennen in Spa-Francorchamps (Belgien) die nächste Evolutionsstufe. Der Tipo 33/TT/12 wird von einem Zwölfzylindermotor in Boxer-Konfiguration angetrieben. Vier Ventile pro Zylinder, eine Lucas-Benzineinspritzung und eine Dinoplex-Zündung von Marelli ermöglichen Drehzahlen jenseits von 11’000 Touren. Offiziell werden 450 PS angegeben, hinter vorgehaltener Hand ist von deutlich mehr die Rede. Das Chassis ist im Vergleich zum Tipo 33/TT/3 weitgehend unverändert. Eine große Hutze hinter dem Cockpit mit einem Lufteinlass neben dem Kopf des Fahrers und der dadurch nötig gewordene, auf einem dünnen Rohrstativ befestigte Rückspiegel verraten allerdings den Neuling. Bei den Le-Mans-Testrennen in der Saison 1974 setzt Alfa Romeo zwei Tipo 33/TT/12 mit neuem Lufteinlass-Schnorchel ein. Die Karosserieöffnungen hinter dem Cockpit versorgen nun die Hinterradbremsen mit Kühlluft. Außerdem ist die Front neu gestaltet. Mit diesen Modifikationen gelingt endlich der erste Sieg – der spätere Formel-1-Weltmeister Mario Andretti (USA) und der Italiener Arturo Merzario gewinnen zum Saisonauftakt die 1000 Kilometer von Monza.

Für die Saison 1975 strukturiert Alfa Romeo sein Motorsportprogramm neu. Der deutsche Speditionsunternehmer Willi Kauhsen übernimmt offiziell das Langstrecken-Team, für Technik und Einsätze ist weiterhin Autodelta verantwortlich. Eine erfolgreiche Kombination. Merzario und Jacques Laffite (Frankreich) gewinnen die WM-Läufe in Dijon/Frankreich und Monza/Italien. Im belgischen Spa-Francorchamps trägt der Tipo 33/TT/12 zum ersten Mal die heute legendären Sponsorenfarben der Spirituosenmarke Campari. Unter dramatischen Wetterverhältnissen gewinnen Derek Bell (Großbritannien) und Henri Pescarolo (Frankreich). In Pergusa auf der Mittelmeerinsel Sizilien testet Autodelta im Training eine Variante des T33/TT/12 mit verlängertem Radstand (plus 11,6 Zentimeter), neuem Getriebe und erleichterter Karosserie. 40 Kilogramm werden auf diese Weise eingespart. Das Rennen endet mit einem Alfa-Romeo-Doppelsieg. Alfa Romeo gewinnt außerdem am Nürburgring, auf dem Österreichring in Zeltweg und in Watkins Glen/USA.

Alfa Tipo 33 - 3

Mit sieben Siegen bei neun WM-Läufen wird Alfa Romeo Marken-Weltmeister 1975. Zwei Jahre später holt Autodelta mit dem Tipo 33 noch einmal den Titel, den vorläufig letzten für einen sogenannten Sport-Prototypen. Ab 1978 ist diese Fahrzeugkategorie in der Weltmeisterschaft nicht mehr zugelassen.

Alfa Tipo 33 - 1

Technische Daten Alfa Romeo Tipo 33/TT/12 (Marken-Weltmeister 1975)
Karosserieform: zweisitziger Spider, Gitterrohrrahmen aus Stahl, teilweise Titan, Karosserie aus Stahl, Mittelmotor-Konfiguration.
Radstand (mm): 2.340 (testweise auch andere)
Länge / Breite / Höhe (mm): 3.800 / 2.050 / 960 (ohne Lufteinlass-Schnorchel)
Spurweite vorne/hinten (mm): 1.430 / 1.470
Gewicht (kg): 670
Fahrwerk: ringsum Einzelradaufhängung mit Dreiecksquerlenkern, Schraubenfedern und Stabilisator
Bremsen: ringsum Scheiben
Räder: vorne 4,75 x 13 Zoll, hinten 6 x 13 Zoll
Antrieb: Hinterrad

Motortyp: V12, 180 Grad Zylinderwinkel, Block und Zylinderkopf aus Leichtmetall
Bohrung x Hub (mm): 77,0 x 53,6
Hubraum (cm3): 2995
Verdichtungsverhältnis: 12,0:1
Ventiltrieb: zwei obenliegende Nockenwellen pro Bank, Antrieb über Zahnräder, vier hängende Ventile pro Zylinder
Gemischaufbereitung: mechanische Multipoint-Einspritzung (Lucas)
Leistung (PS): 500 bei 11’500/min
Getriebe: fünf Vorwärtsgänge, Rückwärtsgang
Höchstgeschwindigkeit (km/h): bis 348 km/h (je nach Übersetzung)
Einsatzzeitraum: 1973 – 1975
Produktionszahl: 6

Alfa Romeo Tipo 33 / Die wichtigsten Rennsiege
Tipo 33 (V8-Motor, zwei Liter Hubraum)

1967: Bergrennen Fléron (Belgien); Teodore Zeccoli

Tipo 33/2 (V8-Motor, zwei Liter Hubraum)
1968: Sportwagen-WM, mehrere Siege in der Klasse bis zwei Liter Hubraum

Tipo 33/3 (V8-Motor, drei Liter Hubraum)
1971: 1000 km Brands Hatch (Großbritannien); Andrea de Adamich/Henri Pescarolo
Targa Florio (Italien); Nino Vaccarella/Toine Hezemans
6 Stunden Watkins Glen (USA); Andrea de Adamich/Ronnie Peterson

Tipo 33/TT/12 (V12-Motor, drei Liter Hubraum)
1974: 1000 km Monza (Italien); Arturo Merzario/Mario Andretti
1975: 800 km Dijon (Frankreich); Arturo Merzario/Jacques Laffite
1000 km Monza (Italien); Arturo Merzario/Jacques Laffite
750 km Spa-Francorchamps (Belgien); Derek Bell/Henri Pescarolo
1000 km Pergusa (Italien); Jochen Mass/Arturo Merzario
1000 km Nürburgring (Deutschland); Arturo Merzario/Jacques Laffite
1000 km Zeltweg (Österreich); Derek Bell/Henri Pescarolo
6 Stunden Watkins Glen (USA); Derek Bell/Henri Pescarolo
Weltmeister!

Tipo 33/SC/12 (V12-Motor, drei Liter Hubraum)

1977: 500 km Dijon (Frankreich); Arturo Merzario/Jean-Pierre Jarier

500 km Monza (Italien); Vittorio Brambilla
400 km Vallelunga (Italien); Vittorio Brambilla
Coppa Florio Pergusa (Italien); Arturo Merzario
2,5 Stunden Estoril (Portugal); Arturo Merzario
500 km Le Castellet (Frankreich); Arturo Merzario/Jean-Pierre Jarier
250 km Imola (Italien); Vittorio Brambilla
300 km Salzburgring (Österreich); Vittorio Brambilla
Weltmeister!

(Wir bedanken uns bei Alfa Romeo Deutschland für diesen Text.) Wir haben dann noch mehr davon… – und mehr Alfa Romeo in unserem Archiv.

Der Beitrag Alfa Romeo Tipo 33 erschien zuerst auf radicalmag.