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Test DS3 Crossback

Published in radical-mag.com

Die Zeichen der Zeit

Es fühlt sich etwas speziell an, wenn man zuerst das E-Modell und erst danach den konventionellen Verbrenner fährt. Aber das sind die Zeichen der Zeit, die Hersteller setzen neue Prioritäten. Sie brauchen die Stromer, damit sie die CO2-Vorgaben aus Brüssel erreichen, sie brauchen sie auch für das Image. Doch das Geld verdienen sie weiterhin mit den ganz «normalen» Automobilen – und im Fall eines DS3 Crossback ist es sogar viel Geld, die Margen sind hoch im Premium-Segment (wie wir dann weiter unten beim Preisvergleich sehen werden). Der Franzose ist die dritte Variante auf der CMP-Plattform (quasi der MQB von PSA – und zukünftig auch FCA…), also eigentlich baugleich wie der Peugeot 208 und der Opel Corsa, einfach ein bisschen höhergestellt. Und wie der Peugeot 2008, der ja dann als nächstes kompaktes SUV für totale Begeisterung sorgen wird.

Ab 2009 war DS noch die edle Schwester von Citroën gewesen, seit 2014 steht «DS Automobiles» als eigenständige Marke innerhalb des PSA-Konzerns. Es gab zuerst den DS3, der als «Racing» ein sehr cooles Gerät war, es gab auch noch den DS4 und den DS5, doch unterdessen verkauft die Marke nur noch Crossover/SUV, neben dem DS3 Crossback noch den DS7 Crossback (in China sieht das etwas anders aus, aber das interessiert wirklich nur die Chinesen). Man darf schon etwas traurig sein, dass es nur noch diese hochgebockten Fahrzeuge gibt, aber auch das sind die Zeichen der Zeit, SUV läuft, alles andere: nicht so. Das Design des 4,12 Meter langen, 1,79 breiten und 1,53 Meter hohen DS3 Crossback ist: mutig. Mit seiner Kugelform wirkt er irgendwie kindlich und nett, doch dann gibt es allerorten auch scharfe Kanten und Unterbrüche und diesen gewaltigen Frontgrill, die ihn auch aggressiv wirken lassen, ganz besonders dann, wenn man ihn im Rückspiegel sieht. Die 18-Zöller wirken wie zu grosse Schuhe an diesem doch kompakten Fahrzeug; hübsch und praktisch sind die Türgriffe, die von selbst ausfahren, wenn man sich mit dem Schlüssel dem Fahrzeug nähert. Die Eleganz einer DS geht ihm trotzdem komplett ab.

Bei der Gestaltung des Innenraums darf man den Franzosen attestieren, dass sie da auch mutig sind, aber in einem positiven Sinn. Es wird viel mit geometrischen Formen gearbeitet, was auf den ersten Blick wenig zur guten Übersicht beiträgt. Doch man gewöhnt sich schnell daran, die Zeichen der Zeit sind ja auch diese, dass praktisch alles über den Touchscreen abläuft. Und das kann der DS3 so gut wie alle anderen PSA-Produkte, sprich: es ist kinderleicht, logisch aufgebaut. Was uns aber aufgefallen ist: Es gibt zwar einen digitalen Pfeil, auf welcher Seite sich der Tank-Einfüllstutzen befindet – aber er zeigt in die falsche Richtung. Unser Testwagen kam in der Ausstattungslinie «Performance Line», also leider nicht mit diesem schön verarbeiteten Leder, dafür mit wirklich guten Sportsitzen, die ausgezeichneten Seitenhalt bieten, ohne auf der Langstrecke unbequem zu werden. Das machen sie wirklich gut, die Franzosen, die Materialien sind edel – und auch wenn es (teilweise) Plastik ist, dann sieht es trotzdem gut aus.

Und edel fährt er sich auch, der DS3 Crossback. Er ist definitiv auf der komfortablen Seite, nicht so sehr wie die E-Variante, deren deutlich höheres Gewicht für ein etwas schwammiges Fahrverhalten sorgt. Doch auch der DS3 Crossback mit dem Verbrenner ist kein Kurvenräuber, die Schräglagen sind noch ein bisschen so wie früher bei den SUV, er kommt auch bald ins Wanken, wenn man ihn zu sehr treibt. Dafür gleitet er wie ein König, das können andere Fahrzeuge, die zwei Segmente höher angesiedelt sind, auch nicht besser. Ja, man kann Verständnis dafür haben, die meisten Automobilisten jagen ihre Geräte ja nicht den Pass hoch, sondern wollen bequem und sicher ans Ziel kommen. Und im Stau im Auto einen Ort haben, an dem sie sich wohl fühlen. Und das kann der DS3 Crossback inklusive der erhöhten Sitzposition definitiv bieten.

Unser Testwagen war mit dem stärksten Benziner ausgestattet, einer neuen Variante des 3-Zylinders mit 1,2 Liter Hubraum, die 155 PS sowie 240 Nm maximales Drehmoment bieten kann und vorerst dem DS3 Crossback vorbehalten bleibt (also, bis vor kurzem, im Peugeot 2008 kommt er jetzt auch). Das ist reichlich Kraft für das allerdings nicht besonders leichte Fahrzeug (1350 Kilo), sie wird über eine sehr fein schaltende 8-Gang-Automatik an die Vorderräder geleitet. In 8,2 Sekunden will der Franzose auf 100 km/h rennen, maximal sollen es 208 km/h sein. Und der Verbrauch soll sich trotz nicht besonders vorteilhafter Aerodynamik gemäss Werk und WLTP bei 5,5 Litern einpendeln. Im Test waren es dann 6,2 Liter – ein ganz anständiger Wert. Der aber sicher auch deshalb zustande kommt, weil man nicht immer die volle Leistung abrufen mag, man lieber in aller Ruhe gleitet.

Die Preisskala beginnt beim DS3 Crossback bei 31’400 Franken. Mit dem 155-PS-Benziner und als «Performance Line» sind dann schon mindestens 38’900 Franken fällig – da fehlt ja dann nicht mehr viel bis zum e-Tense, der ab 45’100 Franken zu haben ist. Schnäppchen sind diese DS-Automobile nicht, der Premium-Aufschlag fällt doch ziemlich heftig aus – doch das ist bei der entsprechenden Konkurrenz ja nicht anders. Den PSA-internen Vergleich können wir noch nicht liefern, weil die Preise des des ebenfalls kompakten SUV Peugeot 2008 noch nicht bekannt sind, doch der günstigste Corsa wird ab 16’990 Franken kosten (mit nur 75 PS dann aber), für den am feinsten ausgestatteten e-Corsa werden ab 36’990 Franken verlangt. Da kann man sich dann schon den einen oder anderen Gedanken machen…

Mehr Citroën und DS Automobiles finden sich in unserem Archiv.

Der Beitrag Test DS3 Crossback erschien zuerst auf radicalmag.