Volvo P1800 Convertible
Das Boot
Ein gewisser Stanley Lazarus hatte sich Anfang der 60er Jahre einen guten Namen als Auto-Händler auf Long Island gemacht. Er verkaufte verschiedene englische Produkte – und Volvo. Eines nicht so schönen Tages verlor er alle britischen Marken an einen Händler auf der gegenüberliegenden Strassenseite, es blieben ihm: die Volvo. Er benannte seine Garage in Volvoville um – und überlegte sich, wie er seine Stammkundschaft, die gerne englische Roadster gekauft hatte, weiterhin bedienen konnte. Dies im Wissen, dass aus Schweden ganz sicher kein Cabriolet kommen würde. Also sägte er 1963 kurzerhand einem gebrauchten P1800 S das Dach ab. Der offene Schwede sah zwar gut aus, doch das Chassis war zu wenig stabil, der Wagen war: unfahrbar. Also schweisste Lazarus diverse L-förmige Stahlplatten in den Volvo – und alles wurde viel besser. Als er dann auch noch die Forean Kustom Upholestry in Huntington fand, eine kleine Firma, die sich auf Dachkonstruktionen für Boote spezialisiert hatte, wo ihm ein schönes Verdeck für den Volvo gebastelt wurde, war es schon fast gut. Als er schliesslich die ganze Konstruktion zu International Auto Painting auslagerte, wurde es perfekt.
Am Antrieb wurde nichts gemacht, der ganze Umbau kostete den Kunden trotzdem satte 1000 Dollar (der Grundpreis für einen 64er Volvo P1800 S betrug damals 3695 Dollar); man musste zudem bei Volvoville ein neues Coupé kaufen, ansonsten gab es keine Möglichkeit für den Umbau. Wie viele P1800 S genau umgebaut wurden, darüber gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Bis zu 30 Stück, heisst es, wurden zwischen 1963 und 1969 hergestellt; andere Quellen sind sich ziemlich sicher, dass schon 1966 Schluss war mit der Bastelei, denn Volvo selber war gar nicht begeistert von den Convertibles, offiziell hiess es: Probleme mit der Garantie. Sicher ist, dass Harold Radford, berühmt für seine Aston-Martin-Shooting-Brake, auch mindestens einen P1800 S seines Daches beraubte. Und man darf davon ausgehen, dass in den USA noch manch ein gebrauchtes P1800-Coupé nach dem Volvoville-Vorbild neue Gestalt annahm (häufig mit dem Dach des VW Karmann Ghia).
(Es ist elfte Teil einer Serie über Volvo-Prototypen und -Einzelstücke. Bereits veröffentlicht haben wir:
Mehr Volvo gibt es alleweil in unserem Archiv. Dort findet sich auch ein Fahrbericht eines Schneewittchensarges. Und weil die Volvoville-Convertible doch selten sind auch ziemlich schräg, dürfen sie auch mittun in unserer Reihe: Die Aussergewöhnlichen.
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