Genfer Automobilsalon 2019 (1)
The show must go on
Es ist der beste Salon seit Jahren, vielleicht seit Jahrzehnten. Es ist eine Katastrophe, gleicht einem Trauerspiel, ja: einem Witz. Die Meinungen zur einstigen Leitmesse der Automobilindustrie sind geteilt.
Erfinderisch war man, damit keine Lücken klaffen, die jene Hersteller gerissen haben, die nicht mehr zur Messe erschienen. Kaffee-Bars, zwei bis drei pro Ebene, loungig ausgeleuchtete Sitzecken auf 300 qm und Kleinstserienanbieter, deren Namen man garantiert noch nie gehört hat.
Schräges Zeug, wirklich. Supersport-Einzelstücke reihen sich nebeneinander. Der eine noch frisch aus der Ton-Modellage, der andere beinahe serienfertig wirkend, aber dann doch total beliebig. Dazwischen ein Stand mit Motorrad-Klamotten und polierten Zweizylinder-Choppern. Im Hintergrund steht Walter Röhrl vor einem Porsche 911. Als Papp-Kamerad.
Die Erdgas-Lobby hat ihren seit Jahren stoisch vernachlässigten Stand um sicher das Achtfache vergrössert, daneben buhlt die Schweizer Bahn um ihr neues grünes Mobilitätsmodell und will Elektroautos vermieten. Neu auf dem Salon: die Erdöl-Vereinigung. Neben den grossen Zulieferern und Reifenherstellern finden sich nun auch wirklich spezialisierte Entwicklungsdienstleister auf dem Salon. Nicht in einer Nebenhalle, nein, ganz normal neben Kia und Mercedes-Benz.
Selbst die Benchmark-Dienstleister stellen nun direkt aus – vielleicht war es aber auch einfach nur das Grossraumbüro der ganzen „Benchmarker”, die in noch grösserer Zahl als auch schon in, auf und unter den Autos liegen und ihre Klemmbretter beschreiben.
Was also bleibt vom Salon? Nicht viel Greifbares, wenn man ehrlich ist. Nichts wirklich zukünftig Bewegendes. Es herrscht Ideenlosigkeit.
Nicht einmal wortgewaltige Luftnummern gibt es. Keine grossartigen urbanen Mobilitätskonzepte. Keine autonomen Wagen. Keine fliegenden Helikopter-Vehikel. Kein gar nichts – oder doch?
(Wir unterbrechen hier kurz für die Werbung. Es geht aber gleich weiter.)
Der Beitrag Genfer Automobilsalon 2019 (1) erschien zuerst auf radicalmag.