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Vector Motors

Published in radical-mag.com

Der Wahnsinn

Die Idee, das Konzept war gar nicht so schlecht. Aber die Ausführung war dann ein Problem, sie scheiterte an der Technik, am Egoismus, am Wahnsinn, am Geld – es lief eigentlich nichts so, wie es hätte laufen sollen. Die Geschichte der Vector Motors Corporation (und all ihrer Nachfolger) ist auch die Geschichte des Jerry Wiegert, der einst bei General Motors als technischer Zeichner gearbeitet hatte – und dann ab Anfang der 70er Jahre antrat, um einen rein amerikanischen Supersportwagen auf die Räder zu stellen, das schnellste und stärkste Automobil seiner Zeit.

Vector Motors wurde 1978 gegründet. Und das erste Fahrzeug, der W2, war ein spannendes Fahrzeug, ein Gitterrohrrahmen aus Chrommolybdän-Stahl, der mit Alu-Planken verstärkt wurde; das gesamte Chassis wog 160 Kilo. Die darauf aufgebaute Karosse aus Kohlestoffverbund- und Aramid-Fasern kam auch nur auf 45 Kilo. Als Antrieb diente ein Chevrolet-Small-Block mit 5,7 Liter Hubraum, der mit Renn-Komponenten und vor allem von einem Garrett-Doppelturbo etwas aufgepeppt wurde. Wiegert sprach von bis zu 1500 PS, doch es waren wohl eher 600, oder: weniger. Als Höchstgeschwindigkeit wurden 389 km/h angegeben, was dem W2 einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde einbrachte – obwohl der Vector definitiv nie auch nur in die Nähe dieser Angabe kam. Das erste Auto wurde 1978 gebaut, kam auch tatsächlich auf die Strasse, wurde aber bei einem Unfall komplett zerlegt. Wiegert liess ein zweites Exemplar herstellen – und man darf dieses Stück als den vielleicht erfolgreichsten Concept-Car der Welt bezeichnen, es wurde über 100’000 Meilen weit bewegt, immer wieder umlackiert, mit verschiedenen Spoilern immer wieder als neues Fahrzeug ausgegeben.

Es sollte aber bis 1990 dauern, bis das unterdessen auf Vector Aeromotive Corporation umgetaufte Unternehmen endlich ein erstes wirklich strassentaugliches Fahrzeug präsentieren konnte, den Vector W8 Twin Turbo. Es wurden wahrscheinlich 19 Exemplare gebaut – die sich im Design und auch der Technik nicht wirklich vom W2 unterschieden. Der Hubraum wurde bei späteren Exemplare auf 6 Liter angehoben, die Leistungsangabe wurde auf vernünftigere 634 PS gesenkt, auch die Höchstgeschwindigkeit auf 322 km/h eingebremst. 1990 verlangte Wiegert 198’000 Dollar für den W8, 1992 dann schon 489’900 Dollar. Diese W8 hatten einige prominente Besitzer, etwa André Agassi; erstaunlich ist, dass anscheinend alle die Vector immer noch fahrbereit sind.

Dann wurde es aber wild. Noch 1992 liess Wiegert den WX-3 entwickeln, optisch weiterhin klar ein Vector, doch ausgerüstet mit einem 1200 PS starken 7-Liter-Doppelturbo. Das Fahrzeug wurde erstmals in New York gezeigt, konnte aber zu einem Preis von 765’000 Dollar nicht verkauft werden.

Im Frühling 1993 gab es auch noch eine offene Variante von diesem WX-3, die auf dem Genfer Salon vorgestellt wurde. Auch dieses Fahrzeug wurde nicht verkauft – und verblieb im Privatbesitz von Jerry Wiegert (und kommt zusammen mit dem Coupé im Januar 2019 bei RM Sotheby’s in Arizona unter den Hammer).

Da hatte längst MegaTech die Macht über Vector übernommen; Wiegert verlagerte sich vorerst auf die Produktion von Jetski. MegaTech kaufte kurz darauf auch Lamborghini – und präsentierte 1996 den M12 mit der Technik aus dem Diablo. Wahrscheinlich wurden von diesem Wagen, der stark dem WX-3 ähnelte, 15 Stück gebaut, so ganz klar ist das nicht, denn die Besitzverhältnisse änderten sich dauernd (irgendwann gab es auch noch einen SRV-8, vielleicht: zwei). Und wohl etwa im Jahr 2000 kam dann auch Jerry Wiegert wieder ins Spiel – und stellte dann 2007 in New York den WX-8 vor. Der mit einem 10-Liter-V8 bis zu 1850 PS stark werden sollte. Mehr als ein Prototyp wurde aber nie gebaut – und der geistert auch heute noch durch die Presse (dies unten ist aber noch einmal ein W8 Twin Turbo – die auf Auktionen wenig erfolgreich sind).

Andere Exoten gibt es immer in unserem Archiv.

Der Beitrag Vector Motors erschien zuerst auf radicalmag.